Agrar Magazin

Aktuelles

Bayer CropScience in Deutschland sehr gut aufgestellt

• Marktanteil 2016 erneut ausgebaut und beim Unternehmensimage führend
• Umfassendes Pflanzenschutz-Portfolio für Sonderkulturen
• Chancen und Grenzen für Biologika – Einführung von Serenade ASO in integrierten Spritzfolgen
• Hopfenanbau – Das neue Fungizid Profiler und das Akarizid Envidor setzen Maßstäbe
• Übernahme von Monsanto auf gutem Weg

Übernahme von Monsanto auf gutem Weg

Mit der vereinbarten Übernahme von Monsanto hat Bayer im vergangenen Jahr auch strategisch einen weiteren großen Schritt nach vorne gemacht. Heinz Breuer, Leiter Unternehmenskommunikation von Bayer CropScience Deutschland GmbH, sagte hierzu anlässlich des diesjährigen Pressegespräches für die Sonderkulturen des Unternehmens in Deidesheim: „Die Übernahme passt perfekt zur Strategie von Bayer, mit den Life-Science-Geschäften auf attraktiven, innovationsgetriebenen Märkten führende Positionen einnehmen zu wollen. Das Portfolio beider Unternehmen passt sehr gut zusammen – dies sowohl mit Blick auf die Produktbereiche Pflanzenschutz, Saatgut und digitale Anwendungen als auch in Bezug auf die geografische Verteilung.“ Nach Vollzug des Zusammenschlusses wäre Bayer in der Lage, durch mehr Innovation, stärkeres Wachstum und größere Effizienz langfristig erheblichen zusätzlichen Wert zu schaffen. In 2015 betrugen die Investitionen beider Häuser in Forschung und Entwicklung zusammen rund 2,5 Milliarden Euro. Mehr als jeder vierte Arbeitsplatz gehört zu diesen beiden Bereichen. Die Monsanto-Aktionäre hatten im Dezember 2016 auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der Transaktion zugestimmt. Auch bei den erforderlichen behördlichen Verfahren macht Bayer Fortschritte. Bei etwa zwei Dritteln der rund 30 Behörden wurden die Genehmigungen bereits beantragt. Hier besteht eine enge Zusammenarbeit. Bayer erwartet weiterhin, die Transaktion bis Ende 2017 abschließen zu können. Bis zu diesem Zeitpunkt, dem Closing, werden Bayer und Monsanto weiter als zwei unabhängige Unternehmen operieren. Die aktuelle gesellschaftliche Diskussion im Zusammenhang mit der Übernahme von Monsanto insbesondere in Deutschland nimmt Bayer sehr ernst. Beide Unternehmen sind geprägt von einer Ausrichtung auf Innovation und Wissenschaft, und Bayer bleibt seiner starken Kultur der Innovation, Nachhaltigkeit und sozialen Verantwortung verpflichtet. „Bayer gibt es seit mehr als 150 Jahren und unsere Reputation ist unser höchstes Gut. Wir sind von unserer Arbeit überzeugt und wollen mit unseren Produkten dazu beitragen, die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze zu fördern“, so Breuer.

Rückblick auf den Pflanzenschutzmarkt – Sonderkulturen 2016 und Ausblick 2017

2016 war für Bayer ein schwieriges aber zugleich auch erfolgreiches Jahr. „Der deutsche Pflanzenschutzmarkt stand für alle Anbieter unter hohem Druck. Der Gesamtmarkt für Ackerbau und Sonderkulturen zusammen verbuchte im Reinverkauf durch die Pflanzenschutzmittelhersteller einen Rückgang um mehr als zehn Prozent, im Verbrauch um ungefähr minus vier Prozent. Eine Ursache war sicher die niedrigen Erzeugerpreise insbesondere im Ackerbau und bei den Milchviehhaltern. Landwirte, die in dieser Situation aber einseitig auf den „billigen Jakob“ gesetzt haben, mussten am Ende feststellen, dass diese Strategie in puncto Ertrag und Qualität in der Regel nicht aufging. Zudem gab es höhere Lagerbestände auf allen Stufen und in einigen Segmenten auch Preisrücknahmen auf Seiten der Industrie. Bayer hat sich in diesem schwierigen Umfeld sehr gut geschlagen. „Unter den Bedingungen des letzten Jahres sind wir zufrieden. Wir haben Marktanteile gewonnen und die Führung ausgebaut“, sagte der Vertriebsteamleiter für die Sonderkulturen von Bayer CropScience Deutschland, Georg Beer. Der Markt der Pflanzenschutzmittel in Sonderkulturen, der etwa zehn Prozent vom Gesamtmarkt repräsentiert, entwickelte sich gegenläufig zu dem im Ackerbau. Die aufgrund der Witterung notwendige hohe Behandlungsquote mit Fungiziden im Weinbau, aber auch die erforderlichen Maßnahmen zur Kontrolle von Spinnmilben in Hopfen führten zu einem Wachstum des Marktes in Sonderkulturen. „Mit dem innovativen Bayer-Portfolio konnten wir unsere Marktposition in Hopfen und im Gemüse ausbauen. Im Wein- und im Obstbau haben wir unsere führenden Stellungen behauptet“, so Beer. Das Imagebarometer der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) von Ende 2016 zeigte wieder hervorragende Ergebnisse für Bayer. Das Unternehmen ist wieder die Nummer 1 beim DLG-Imagebarometer. „Dieses Ergebnis verdanken wir nicht nur unseren innovativen Produkten und hervorragendem Service", sagte dazu Beer. "Das Top-Ergebnis ist vor allem auch ein Spiegelbild unseres exzellenten Gesamtauftritts. Die Anerkennung gebührt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die aufgrund ihres hervorragenden persönlichen Einsatzes den Erfolg erst ermöglicht haben."

Witterung 2016 hatte maßgeblichen Einfluss auf die Pflanzenschutzintensität
Die erste Hälfte des Jahres 2016 war geprägt von Wetterkapriolen, die massiven Einfluss auf die Produktion von Sonderkulturen hatte – zum Beispiel Spätfröste beziehungsweise ein kalter März mit verzögertem Saisonstart. Darüber hinaus: heftige Niederschlagswellen, die in einigen Kulturen zu einem starken Krankheitsauftreten führten und zusätzlich Probleme bei der Befahrbarkeit der Böden machten. Entsprechend mussten bei der Krankheits- und Schädlingskontrolle alle Register gezogen werden: Im Obstbau ging es um die Schorfbekämpfung beim Apfel sowie die Kontrolle der Fruchtfäulen in Erdbeeren. Die Notgenehmigung nach Artikel 53 von Movento SC schloss die Bekämpfungslücke bei der Blutlaus, dem Birnblattsauger und bei Erdbeerspinnmilben. Aufgrund eines bürokratischen Fehlers im Zusammenhang mit dem Rückstandshöchstwert von Thiacloprid in Honig kam es im letzten Jahr zu einem vorübergehenden Aussetzen der Zulassung von Calypso für den Einsatz in der Obstblüte. Das schränkte die Möglichkeiten im Apfel erheblich ein. Der Weinbau wurde von einer Peronospora-Epidemie heimgesucht. Dies in einem nahezu noch nie dagewesenen Ausmaß. Nur das Vorhandensein leistungsfähiger Fungizide wie zum Beispiel die Bayer-Produkte Profiler und Melody Combi verhinderten größere Ertrags- und Qualitätsausfälle. Der Gemüseanbau in den Hauptanbauregionen litt ebenfalls unter den langen Niederschlagsperioden. Dies führte zu hohem Krankheitsdruck, schlechter Befahrbarkeit der Felder und Problemen beim Terminieren der Ernte (Salat). Bayer führte im Jahr 2016 erstmals einen Gemüsefeldtag im rheinischen Grevenbroich durch. Das attraktive Versuchsprogramm in Salaten, Möhren, Kohl und Zwiebeln sowie die Fachvorträge überzeugten zahlreiche Gemüseanbauer und Berater. Im Hopfen ist eine starke Ausdehnung der Anbaufläche zu beobachten. Das Jahr 2016 war gekennzeichnet von starkem Auftreten von Pilzkrankheiten und Spinnmilben. Bayer hat in diesem Umfeld erfolgreich sein Akarizid Envidor platziert. Die Pflanzer waren mit der Wirkung insbesondere mit Blick auf den lang anhaltenden Schutz sehr zufrieden.

Ausblick und Herausforderungen 2017

„Für das Jahr 2017 erwarten wir eher eine Konsolidierung des Sonderkulturmarktes auf ein wieder normales Niveau“, so die Einschätzung von Beer. Die Witterung der kommenden Wochen wird hierbei mit entscheidend sein. Die Rahmenbedingungen zeigen keine gravierenden Veränderungen. Auch die Anbauflächen der Kulturen sind nahezu unverändert. Nur der Hopfenanbau dürfte in der Fläche eine nochmalige Ausdehnung erfahren. Zu hoffen ist, dass sich der vielfach propagierte Trend nach „regionalen“ Produkten positiv auf die Nachfrage deutscher Erzeugnissen auswirkt. Mit Blick auf die Anbauflächen lässt sich in dieser Hinsicht kein wirklicher Trend erkennen.

Problematisch bleibt die Zulassungssituation. Die für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln zuständigen Behörden in Deutschland arbeiten nicht effizient, sie verstoßen durchgängig gegen die Fristen der EU-Pflanzenschutzverordnung 1107/2009 und enthalten Landwirten wichtige Mittel für einen modernen Pflanzenschutz vor. Zu dieser Einschätzung kommen die Autoren eines jetzt veröffentlichten Audit-Berichts im Auftrag der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (DG SANTE) der Europäischen Union. Beer hierzu: „Am Beispiel der Bayer-Produkte Basta 150 SL, Calypso und Movento SC kann konkret aufgezeigt werden, dass die Möglichkeiten deutscher Produzenten im EU-Vergleich aufgrund einer desolaten Zulassungspraxis eingeschränkt sind.“

Trotzdem stellt Bayer seinen Kunden auch im Jahr 2017 eine Palette an innovativen Produkten zur Verfügung, um den Problemen in allen Sonderkulturen begegnen zu können: Im Weinbau sind es vor allem die Fungizide Luna Experience, Teldor, Profiler und Melody Combi. Daneben hat das Unternehmen auch sehr gute Lösungen bei den Insektiziden: Confidor zur Bekämpfung der Schildläuse und Envidor zur Spinnmilbenbekämpfung. Im Kernobst setzt die Praxis auf die bewährten Fungizidlösungen Consist Plus, Luna Experience und Flint. Bei der Schädlingsbekämpfung liegt inzwischen die Genehmigung für Movento SC zur Bekämpfung der Blutlaus in Apfel und des Birnenblattsaugers vor. Bei Calypso ist die Blütenbehandlung wieder uneingeschränkt möglich. In Erdbeeren führt Bayer neben den bewährten Fungiziden Luna Sensation und Teldor nun das Biologika Serenade ASO ein. In Gemüse werden die bewährten Fungizidlösungen weiterentwickelt. Hierzu gehören Luna Experience und Luna Sensation, Fandango, Teldor sowie Contans WG. Bei den Insektiziden bleibt es beim Vertrieb der beiden Hochleistungsprodukte Calypso und Movento OD. In Hopfen wird das Fungizid Profiler neu eingeführt. Das Peronospora-Produkt ist inzwischen genehmigt und im EU- und US-Hopfen einsetzbar. Das Akarizid Envidor wird weiterentwickelt und die bewährte Lösung Aliette WG rundet das Angebot von Bayer in dieser Kultur ab. In Zierpflanzen wird Luna Sensation einführt. Für das in Baumschulen und Weihnachtsbaumkulturen eingesetzte Produkt Maister OD läuft Ende des Jahres die Zulassung aus. Die Anwender können im Zuge der Aufbrauchfrist das Produkt noch bis zum 30. Juni 2019 einsetzen.
Für das Insektizid Movento SC wird Bayer ein Markt vorbereitendes Premarketing durchführen.

Neben dem Fokus auf Produkte, kümmert Bayer sich intensiv darum, die Themenfelder Service unter der Dachmarke BayDir beziehungsweise Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit der globalen Initiative Bayer ForwardFarming zu kommunizieren. Mit der Kundenplattform BayDir® wird den Kunden nur das an Service bereitgestellt, was sie wirklich wollen und brauchen. Das Portal BayDir® liefert den Landwirten, Beratern und Händlern kompetente und regionale Beratung, aktuelle Informationen, mehr Wissen und – wie gehabt – das Bonusprogramm Premeo®. Die BayDir-Inhalte gibt es auch über die entsprechenden Apps für Android und iOS: BayDir® Aktuell, BayDir® Handel und BayDir® Premeo. In der Landwirtschaft sind innovative Anbaulösungen gefragt. Dabei ist neben wirtschaftlichen auch ökologischen und gesellschaftlichen Ansprüchen Rechnung zu tragen. Dass diese scheinbar widersprüchlichen Zielsetzungen doch in Einklang gebracht werden können, zeigt Bayer mit der Initiative Bayer ForwardFarming®, der Wissens- und Kommunikationsplattform für nachhaltige Landwirtschaft. „Darunter fallen auch die Aktivitäten zur Förderung des Anwender- und Umweltschutzes, wie das easyFlow-System (Einfüllen ohne Kontamination) und das Phythobac-System (Befüllstation und umweltgerechte Entsorgung von Spritzbrühresten beziehungsweise Waschwasser). Beide Lösungen wurden im Rahmen von Presseveranstaltungen in Deidesheim bereits vorgestellt.“, sagte Beer.

Welchen Beitrag können Biologika im Integrierten Pflanzenschutz leisten?

„Biologika sind Produkte biologischen Ursprungs entweder bestehend aus in der Natur vorkommenden biologischen Organismen oder Produkte mit Bestandteilen, die von Pflanzen, Bakterien, Pilzen oder Viren stammen“, begann Frank Kuhmann, verantwortlich bei Bayer für das Kundenmarketing Sonderkulturen, seine Ausführungen. Für eine genauere Betrachtung ist eine Differenzierung der Biologika erforderlich.
• Mikroorganismen (Microbials) bestehen aus Bakterien, Pilzen & Hefen oder auch Viren.
• Stoffwechselprodukte (Biorationals) enthalten entweder Pflanzenextrakte, sekundäre Metaboliten, Enzyme oder andere Proteine. Semio chemicals sind mit Pheromonen oder Lockstoffen ausgestattet.
• Als Makroorganismen (Macrobials) werden Nützlinge inklusive Bestäuberinsekten bezeichnet.

Die Anwendungsformen von Biologika können vielfältig sein. Neben Blattanwendungen oder einer Ausbringung über Bewässerungssysteme kann die Behandlung von Saatgut relevant sein. Die unterschiedlichen Applikationsmethoden werden auf die zu behandelnde Zielkultur und den jeweiligen Schaderreger ausgerichtet.

„Biologika gewinnen in der Landwirtschaft zunehmend an Bedeutung und werden gemeinsam mit anderen Pflanzenschutzmitteln und Verfahrensweisen im „Integrierten Pflanzenbau“ zur Regulierung von Schadinsekten und Pflanzenkrankheiten eingesetzt“, so Kuhmann. In Gewächshauskulturen haben biologische Produkte bereits einen hohen Stellenwert. Der Markt ist aufnahmebereit für weitere innovative Biologika. Kontrollierte Umweltbedingungen bieten in diesem Segment ideale Bedingungen für einen effektiven Einsatz dieser Produkte. Eine Grundvoraussetzung für die Anwendung in der integrierten Gewächshausproduktion ist eine hohe Nützlingsverträglichkeit. In gärtnerischen Freilandkulturen werden bereits seit Jahren Biologika (zum Beispiel Bacillus thuringiensis, Viren, Pheromone) eingesetzt. Beratung und Praxis möchten zur Produktion „rückstandsarmer“ Erntegüter auf Biologika zurückgreifen. Auf der anderen Seite ist bekannt, dass die Effekte von den herrschenden Umweltfaktoren abhängig sind. Eine planbare beziehungsweise verlässliche Wirksamkeit ist aber eine wesentliche Grundbedingung für diese Produkte und ihre Akzeptanz im Markt. Im Ackerbau haben Biologika in zahlreichen Segmenten eine weitaus geringere Bedeutung. Häufig stehen mehr registrierte Pflanzenschutzmittel zur Verfügung und zugelassene Rückstände sind in Erntegütern meistens kein dringendes Problem. Deshalb hängt die Akzeptanz von den verfügbaren Lösungen und von der jeweiligen Kultur ab. Entwicklungen im Hinblick auf eine stärker ökologisch ausgerichtete Landwirtschaft können zukünftig für den Einsatz förderlich sein. Was sind weitere treibende Kräfte für den Einsatz von Biologika in der Praxis? Bei der Produktion von zahlreichen Spezialkulturen spielt das Rückstandsmanagement eine wichtige Rolle für eine barrierefreie Vermarktung der Erntegüter. Darüber hinaus können Biologika die Wirtschaftlichkeit der Kultur steigern oder auch als neues Werkzeug zur Optimierung von Betriebsabläufen eingesetzt werden (zum Beispiel kürzere Wiederbetretungsfristen nach der Anwendung, keine Wartezeit). Abseits der landwirtschaftlichen Betriebe sind die Markttreiber für Biologika steigende Zulassungsanforderungen für klassische Pflanzenschutzmittel aber auch Forderungen aus Politik, Öffentlichkeit und der Nahrungsmittelkette (Food Chain). Die Gründe für die Entwicklung biologischer Produkte unterscheiden sich zwischen Ackerbaukulturen und Sonderkulturen in der Regel sehr deutlich. So sind in Spezialkulturen neben der Produktleistung ein günstiges Rückstandsprofil oder auch der Ansatz, Krankheiten und Schädlinge alternativ zu kontrollieren, sehr wichtig; im Ackerbau steht die technische Leistung wesentlich stärker im Vordergrund. Die größte Hürde für eine breitere Nutzung biologischer Produkte ist neben der geringeren Produktwirkung der Mangel an Informationen. Anwendern muss eine realistische Erwartungshaltung zur Produktleistung vermittelt werden. Hierzu sind Daten und Hintergrundinformationen erforderlich. Diese Informationslücke kann durch die Unterstützung und Zusammenarbeit mit verlässlichen Partnern von der Industrie, Ämtern, Handel und innovativen Landwirten geschlossen werden. Die zu erreichenden Effekte von biologischen Produkten sind sehr häufig von verschiedenen Umweltfaktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Deshalb haben Biologika-Anwendungen in Spritzfolgen mit konventionellen Präparaten bei geringem Krankheits-/Schädlingsdruck die besten Erfolgsaussichten. Anwendungen bei sehr hohem Krankheitsdruck oder Blockanwendungen führen selten zum Erfolg. Neben einer rein technischen Bewertung (Wirksamkeit) sollten weitere Kriterien, wie beispielsweise die Vitalität der Pflanzen oder positive Ertragseffekte, berücksichtigt werden.

Serenade ASO – ein Biologika für den Integrierten Pflanzenschutz

Nützliche Mikroorganismen sind seit sehr langer Zeit aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Nutzung der Mikroorganismen für den Pflanzenschutz ist hingegen recht neu. Tobias Bendig, Entwicklungsmanager für die Sonderkulturen bei Bayer, beschreibt das Biologika Serenade ASO: „Serenade ASO ist ein biologisches Produkt, dass das Bodenbakterium Bacillus amyloliquefaciens QST 713 enthält (Wirkungsmechanismus FRAC-Gruppe): F6. Bacillus amyloliquefaciens bildet beim Fermentationsprozess lipopeptide Verbindungen, die die Hyphen pflanzenpathogener Pilze zerstören. Im Zuge dieses Fermentationsprozesses produziert das Bakterium Bacillus amyloliquefaciens die bioaktiven Verbindungen Iturine, Fengycine/Agrastatine und Surfactine. Diese lipopeptiden Verbindungen zerstören bei der Spritzanwendung die Zellmembran der Schadpilze und bewirken das Kollabieren der Pilzzelle, woraufhin der Pilz abstirbt. Serenade ASO zeigt sein volles Wirkpotenzial, wenn die von Bacillus amyloliquefaciens erzeugten lipopeptiden Verbindungen bereits eine schützende Schicht auf der Pflanzenoberfläche bilden konnten. Hierzu sind eine frühe Anwendung vor einer Pilzinfektion und eine gute Benetzung der Zielfläche mit ausreichend Spritzflüssigkeit notwendig. Neben der fungiziden Wirkung von Serenade ASO werden zusätzlich die natürlichen Abwehrreaktionen der Pflanzen induziert. Das flüssige Suspensionskonzentrat (SC) ist im 5 Liter Kanister erhältlich. Die Haltbarkeit ist mit 24 Monaten begrenzt. Eine spezielle, gekühlte Lagerung ist nicht erforderlich.“

Serenade ASO ist ein biologisches Produkt, das nur zur Befallsminderung bei schwachem Befallsdruck gegen verschiedene pilzliche Krankheiten eingesetzt werden kann. Allerdings sind die durch Serenade ASO-Anwendungen zu erreichenden Effekte von unterschiedlichsten Umweltfaktoren abhängig, die nicht vorhersehbar sind. Der Anwender muss daher berücksichtigen, dass eine Wirkung unter Umständen ausbleiben kann. Bendig dazu: „Grundsätzlich empfehlen wir Serenade ASO nur in Spritzfolgen mit konventionellen Fungiziden anzuwenden. Im Zweifelsfall bitten wir, die amtliche Fachberatung zu kontaktieren.“

Profiler und Envidor in Hopfen – Erfahrungen und Empfehlungen 2017

Schaderregerauftreten in Hopfen 2016
Häufige und starke Niederschläge von Ende April bis Anfang Juni boten günstige Voraussetzungen für Peronospora-Infektionen, wovon hauptsächlich der Süden Deutschlands betroffen war. Im größten Hopfenanbaugebiet, der Hallertau, waren im vergangenen Jahr sieben bis acht Spritzungen gegen die Peronospora-Sekundärinfektionen notwendig. Eine hohe Infektionsintensität wurde von Ende Mai bis Anfang Juni registriert. Trockene und sehr warme Witterungsabschnitte unterbrachen die Regenperioden, die wiederum das Auftreten der Gemeinen Spinnmilbe begünstigten. Dies führte Anfang Juni zu einem frühen Spinnmilbenbefall in den Hopfenbeständen. Der trockene und vielerorts heiße August begünstigte eine Massenvermehrung in allen Anbaugebieten.

Profiler – ein neues Fungizid zur Bekämpfung von Pseudoperonospora-Primärinfektionen an Hopfen
Jörg Geithel, Marketing- und Beratungsmanager für die Sonderkulturen, ging zunächst auf die Biologie der Peronospora (Pseudoperonospora humuli), auch Falscher Mehltau genannt, ein: „Die Peronospora ist die wirtschaftlich bedeutendste Pilzkrankheit. Sie befällt alle Pflanzenteile (Blätter, Dolden) und kann die gesamte Ernte vernichten. Man unterscheidet zwischen Primär- und Sekundärinfektion. Der Pilz überwintert in den unterirdischen Pflanzenteilen. Im Frühjahr dringt er in die jungen Sprosse ein und verursacht die Primärinfektion (eine Überwinterung ist auch als Oospore möglich, kommt aber seltener vor). Es entstehen die sogenannten Bubiköpfe. An den befallenen Blättern bildet sich auf der Unterseite ein grau-schwarzer Sporenrasen, die sogenannten Zoosporangien. Diese werden vom Wind auf neu gebildete Blätter beziehungsweise Dolden geweht, die bei Feuchtigkeit (Regen, Tau) auskeimen und somit die Sekundärinfektion verursachen.“

Das Fungizid Profiler ist eine Co-Formulierung bestehend aus den beiden Wirkstoffen Fluopicolide und Fosetyl-AL. Profiler wird in einer anwenderfreundlichen WG-Formulierung (wasserdispergierbares Granulat) angeboten. Für Fluopicolide liegen Höchstmengen für Exporthopfen in die Staaten der Europäischen Union (EU) und in die USA vor. Höchstmengen für Japan sind zurzeit in Bearbeitung. Anwendungen in Hopfen für den Export nach Japan sind in dieser Saison noch nicht möglich. Fluopicolide hat neben einer hervorragenden Kontaktwirkung auch systemische Eigenschaften. Der Wirkstoff wird in der Pflanze akropetal mit dem Saftstrom (nach oben) sowie im Blatt an die Unterseite (translaminar) transportiert. Fosetyl-Al, bekannt aus dem bewährten Fungizid Aliette WG, wird vollsystemisch verteilt. Fosetyl-Al wird akropetal in der Pflanze nach oben in die Blätter und Sprossteile und gleichzeitig in das Phloem und in neu zuwachsende Pflanzenorgane und in die Wurzeln transportiert. Neben der direkten fungiziden Wirkung werden die pflanzeneigenen Abwehrmechanismen aktiviert. Der Spritzbelag haftet sehr gut auf der Blattoberfläche und ist nach kurzer Zeit regenfest. Diese Eigenschaften machen Profiler zu einem wichtigen Baustein in der Bekämpfungsstrategie gegen Primärinfektionen der Hopfenperonospora.

Geithel ging auf die Anwendungsempfehlung für das Produkt ein: „Profiler steht den Hopfenpflanzern zur Saison 2017 erstmalig zur Verfügung. Der ideale Anwendungstermin ist nach dem Austrieb etwa sieben Tage vor dem Ausputzen und anleiten (BBCH 13-15), bei genügend Blattmasse, gegeben. Profiler darf im Spritzverfahren einmal im Jahr mit einer Aufwandmenge von 2,25 kg/ha beziehungsweise als Einzelpflanzenbehandlung mit 1,125 g/Pflanze ausgebracht werden. Mischungen zum Beispiel mit dem Insektizid Actara sind möglich. Dabei ist auf die Mischreihenfolge zu achten. Profiler ist nicht mit kupferhaltigen Fungiziden mischbar. Nach dem Anleiten bei einer Wuchshöhe von circa 0,8 bis 1,0 Meter (BBCH 21-31) hat sich eine Folgespritzung mit 2,5 kg/ha Aliette WG bewährt.

Erfahrungen mit Envidor bei der Spinnmilbenbekämpfung im Hopfen 2016
Das bekannte, als Suspensionskonzentrat formulierte Akarizid Envidor ist bis 2023 zugelassen. Der Wirkstoff Sprirodiclofen stammt aus der Wirkstoffgruppe der Ketoenole. Envidor wirkt besonders gut auf Eier, junge Larvenstadien und adulte Weibchen. Das Akarizid besitzt eine sehr gute Kontaktwirkung, greift in den Fettstoffwechsel der Spinnmilben ein, was schließlich zum Absterben der Spinnmilben führt. Der Wirkstoff Sprirodiclofen ist nicht verwandt mit den am Markt im Hopfen zugelassenen Akariziden. Es besteht somit keine Kreuzresistenz. Envidor hat eine Exporttoleranz für die USA und Japan und kann somit uneingeschränkt eingesetzt werden.

Witterungsbedingt kam es bereits Anfang Juni zu einem verstärkten Auftreten der Gemeinen Spinnmilbe (Tetranychus urticae) in allen Hopfenanbaugebieten. Mit Beginn der ersten Hitzeperiode Mitte bis Ende Juni war die Bekämpfungsschwelle von zwei bis drei Spinnmilben/Blatt in vielen Hopfenbeständen erreicht. Durch den Wegfall eines Produktes wurde bei den Hopfenpflanzern in puncto Bekämpfung von Spinnmilben ein Umdenken erforderlich. Alle am Markt befindliche Akarizide mussten sich bei sehr hohem Befallsdruck beweisen.

Geithel beschrieb die letztjährigen Erfahrungen mit dem Bayer-Produkt: „Mit Envidor wurden im Spinnmilbenjahr 2016 sehr positive Erfahrungen gesammelt. Das spiegelte sich in Versuchen des amtlichen Dienstes, den eigenen Versuchen und den Beobachtungen aus der Praxis wider.“ Der frühe Einsatz von 1,8 l/ha Envidor bei maximal ein bis vier Spinnmilben je Blatt sichert einen sehr langen Bekämpfungserfolg von sechs bis acht Wochen. Reduzierte Aufwandmengen vermindern die Dauerwirkung. Ebenfalls muss auf eine ausreichende Benetzung aller Pflanzenteile geachtet werden. Deshalb sollte die Brüheaufwandmenge, je nach Entwicklungsstadium, bei etwa 2200 bis 3000 l/ha liegen. Zu schnelles Fahren vermindert eine optimale Benetzung. Die Fahrgeschwindigkeit sollte bei 1,6 bis 2,2 km/h liegen. Eine Zugabe von Netzmitteln beziehungsweise Additiven ist nicht erforderlich. Wettbewerbsprodukte zeigten unter den Bedingungen des Jahres 2016 eine geringere Wirkungsdauer.

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