Maisbooklet

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Vorwort Eine efﬁziente Einheit. Vom Korn bis zur Ernte. Jetzt Video abspielen Mais vereint vielfältige Verwertungsmöglichkeiten mit sehr hohen Flächenerträgen. Aufgrund dieser Vorzüge setzen viele Landwirte auf die arbeitsextensive Hackfrucht: Mittlerweile wird sie auf über 2,6 Millionen Hektar* unserer Felder angebaut, überwiegend als Silomais. Bedingt durch intensive Züchtungsarbeit bieten heutige Sorten sehr hohe Ertragspotenziale. Mais dient als wesentlicher Bestandteil sowohl der Grundfutterver- sorgung von landwirtschaftlichen Betriebszweigen wie der Tierproduktion als auch der Biogaserzeugung. Die Genetik von Körnermais passen Züchter stetig an neue klimatische Bedingungen an. Das macht die Nutzung von Körnermais in vielen Regionen Deutschlands zu ei- ner wirtschaftlichen Alternative zu bestehenden Kultu- ren in der Fruchtfolge. Von der Auswahl der geeigneten Sorte bis hin zur Bestimmung des Erntezeitpunktes: Wir möchten Ihnen mit dieser Broschüre umfassende Informationen rund um die Kultur Mais geben. Ge- meinsam mit Ihnen streben wir danach, die Ertragspo- tenziale bestmöglich abzurufen – von der Saat bis zur Ernte. Mit leistungsstarkem Saatgut von DEKALB®, er- gänzt durch kraftvolle Herbizide, Fungizide und Insekti- zide bietet Bayer eine breite Produktpalette, kombiniert mit einer passgenauen Beratung. Für einen einfachen, effizienten und erfolgreichen Maisanbau. Jetzt Video abspielen 02 * Quelle: Statistisches Bundesamt. Stand: August 2021

Inhalt Nachhaltigkeit Präzisionszüchtung und moderne Sorten Auswahl der geeigneten Sorte 04 06 11 Fruchtfolge, Zwischenfrüchte und Bestellung 14 Digitalisierung in der Praxis Unkrautbekämpfung Krankheits- und Schädlingsbekämpfung Anwenderschutz Ernte und Konservierung Beratung auf allen Kanälen 24 26 34 48 50 58 03

In der Praxis Mais lässt sich in seiner Rolle als nachhaltige Kultur noch weiter aufwerten. Bayer entwickelt und testet gemeinsam mit Landwirten Maßnahmen, die zu Na- turraum, Standort und Betrieb passen. In Deutschland haben sich mittlerweile vier Bayer ForwardFarms etabliert: Beispielbetriebe für nachhaltige Lösungen, die den Einklang zwischen ökonomischer, ökologischer und sozialer Verantwortung demonstrieren. Auf dem Damianshof in Rommerskirchen in der Köln-Aachener Bucht, experimentiert Betriebsleiter Bernd Olligs mit einem Gemisch aus Mais und Stangen- bohnen. Sein Fazit: „Hochinteressant, wir müssen weiter daran feilen. Für Jäger ist das System ein absoluter Gewinn, denn das Niederwild, wie Fasan und Hasen, profitieren. Der Saatzeitpunkt muss so spät wie möglich gewählt werden, sonst gefährdet Frost die Bohnen. Die Verwertung in Futtermitteln funktioniert auch und der gesteigerte Proteingehalt wertet das Grundfutter auf. Alternativ kann das Gemenge auch in Biogasanlagen verwertet werden.“ Mais-Bohnen-Gemenge Quelle: Landpixel 05

Präzisions- züchtung und moderne Sorten Eine wichtige Rolle bei der Auswahl einer Sorte spielt die genetische Leistungsfähigkeit. Sie kann in Sortenversuchen an vielen Orten und in mehreren Jahren abgeschätzt werden. Gesteigerte Leistungsfähigkeit dank Züchtungsfortschritt Im Mittelpunkt der Untersuchung von Maissorten steht häufig das Ertragspotenzial. Von ebenso großer Bedeu- tung ist aber auch die Ertragsstabilität. Resilienz ge- genüber Kälte, Hitze und Trockenheit sowie ihre Tole- ranz gegen Lager, Krankheits- und Schädlingsbefall haben einen großen Einfluss auf die Ertragsstabilität. Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf der nut- zungsspezifischen Reife und dem Abreifeverhalten. Darüber hinaus gilt es, die Qualitätseigenschaften, die zu besseren Milch-, Biogas- und Marktleistun- gen führen, zu prüfen. Das Ziel der kontinuierlichen Züchtung ist es, die jeweils besten Eigenschaften der Maispflanzen zu verbinden, um so leistungsstarke Sorten zu entwickeln. 2 06

Selektionsgewinn = Genauigkeit x Selektion x Diversität Zeit Züchtungsfortschritt in Zahlen In der Landwirtschaft gehört es seit jeher dazu, die Eigenschaften von Sorten durch gezielte Züchtung zu verbessern. Die Maiszüchtung zeigt eindrucksvoll, welcher Fortschritt sich in fast 80 Jahren vollzogen hat. Beispielsweise in den USA reduzierte sich im Zeitraum von 1940 bis 2019 die benötigte Fläche, um 250 kg Körnermais zu erzeugen, um rund 88 %. Den größten Sprung ermöglichte die Einführung einer neuen Züchtungstechnologie: So begann in den USA der 1940er-Jahre die systematische Nutzung der Hybridzüchtung. Die deutlich leistungsfähigeren Hybridsorten, die durch die gezielte Anpaarung von vollständig ingezüchteten Elternlinien erzeugt werden, verdrängten sehr schnell die alten Populationssorten. Auch in Europa hat sich dieses Zuchtverfahren in den 1960er-Jahren etabliert, sodass Silomais zur wich- tigsten Futterpflanze wurde. Einen großen Einfluss auf den Zuchtfortschritt hatte zudem die Einführung einer verbesserten Feldversuchstechnik, die es erlaubt, in größer werdenden Zuchtprogrammen Selektions- merkmale mit höherer Genauigkeit zu erfassen, um so die Intensität und Präzision der Selektion zu verbessern. Neue Analyse- und Sensortechnologien erlauben uns heute zum Beispiel, die Zellwandver- daulichkeit gezielt zu verbessern. Durch Übernahmen und Zusammenschlüsse von Zuchtprogrammen wur- de im Laufe der Zeit die Diversität des Zuchtmateri- als ausgebaut. Diese Diversität ist die Grundlage des langfristigen Zuchtfortschritts, da sie der Züchtung Zugriff auf eine Vielzahl genetischer Eigenschaften er- laubt. Auch die Einführung der Doppelhaploiden-Tech- nologie trägt seit den 2000er-Jahren maßgeblich zum Zuchtfortschritt in der Maiszüchtung bei, da sie in kürzerer Zeit die Erzeugung neuer Inzuchtlinien ermöglicht. 07

Exkurs: Präzisionszüchtung von Bayer: Kombination der besten Genetik für das beste Ergebnis Um diesen Fortschritt im Silomaisanbau noch weiter voranzutreiben, greift Bayer auf ein globales Züch- tungsnetzwerk zurück. Neun Maiszuchtstationen befinden sich in Europa, vier davon arbeiten im nordeuropäischen frühen Maismarkt. Die Körnermaiszuchtprogramme sind auf stabil hohe Kornerträge bei bester Gesundheit und Sandfestig- keit, gepaart mit einer schnellen Kornabreife, ausge- richtet. Die Programme entwickeln Sorten, die sich aus den Anforderungen der verschiedenen Anbauge- biete ergeben. Die Zuchtprogramme für DEKALB®-Sorten können auf einen der größten Genpools weltweit zurückgreifen und ihn für die Entwicklung bedarfsgerechter Sorten für die deutsche Landwirtschaft nutzen. Denn Zuchtmaterial aus den verschiedensten Maisanbauregionen der Welt ermöglicht den Zugriff auf genetische Vorteile, die auf Generationen von Umweltanpassungen in diesen Regi- onen basieren. So steht dem globalen Zuchtprogramm von Bayer viel Material zur Verfügung, das die Anpas- sung der Sorten an verschiedene Herausforderungen, wie zum Beispiel den Klimawandel, erlaubt. Die Anzahl möglicher genetischer Kombinationen, die züchterisch bearbeiten werden könnten, ist daher nahe- zu unendlich. Bayer macht sich daher das automatisier- te und patentierte „Seed Chipping“ sowie Künstliche Intelligenz zunutze, um die Kombinationen zu finden, die es wert sind, auf dem Feld untersucht zu werden. // Das nordeuropäische Silomaisprogramm von Bayer ist auf drei wesentliche Produkt- konzepte ausgerichtet, um die Anforderungen aller Verwertungsrichtungen zu bedienen. Doppel- nutzungssorten, die nach guter Siloleistung auch gedroschen werden können. Siloqualitäts- sorten, die auf intensive Milchviehfütterung ausgerichtet sind. Volumen- sorten, die zur Maximierung von fermentierbarer Trocken- masse für die Biogasanlage selektiert wurden. 08 1.2.3.

Seed Chipping ist eine patentierte Technologie, die einem Saatkorn eine kleine Menge aus der Kornkrone entnimmt, ohne dabei seine Keimfähigkeit zu zer- stören. Aus dem entnommenen Material wird DNA ext- rahiert und in Sequenzierungsmaschinen genutzt, um den genetischen Fingerabdruck, also das Markerprofil, für ein einzelnes Korn zu ermitteln. Das Ergebnis sind Millionen von Datenpunkten, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz ausgewertet werden. Dies funktioniert wie eine Suchmaschine im Internet: Dem Nutzer werden Auswahlmöglichkeiten vorgestellt, welche auf seinen vergangenen Suchein- träge basieren. Dem Bayer-Züchter werden so früh im Zuchtprozess Sorten angezeigt, die dem definierten Zuchtziel entsprechen. Forscher können so fundiertere und schnellere Entscheidungen treffen und wählen punktgenau nur die besten Kandidaten für die lokale Feldprüfung. Mehr als 15 Jahre hat Bayer daran gearbeitet, die Beziehung zwischen dem genetischen Fingerabdruck der Sortenkandidaten und ihrer Leistungsfähigkeit im Feld zu ermitteln. Diese Beziehung zwischen genetischen Markern und Sortenleistung ist der Schlüssel zur Präzisionszüchtung. Wesentliche Ziele der Züchtungsarbeit von Bayer sind: II Ertragspotenzial und Ertragsstabilität II Milch-, Gas- und Marktleistung II Lager-, Krankheits-, Hitze- und Trockentoleranz Borken, DEU Toury, FRA Künzing, DEU Uman, UKR Rennes, FRA Cremona, IT Szatymaz, HUN Monbéqui, FRA Peyrehorade, FRA Abb. Europäische Maiszuchtstationen von Bayer 09

Trockenmasse ertrag für große Mengen Maissilage Index Stärke gehalt für energiereiche Maissilagen Zellwand verdaulichkeit für eine Verbesserung der Futtereffizienz Leistungsstarke Silomaisgenetik: SiloExtra Dank der Präzisionszüchtung wurde eine neue und sehr leistungsstarke DEKALB®-Silomais- generation gezüchtet. Die besten Silomaissorten im DEKALB®-Portfolio sind als SiloExtra-Sorten gekennzeichnet. Die gekennzeichneten Sorten zeichnen sich durch eine ausgewogene Balance aus Gesamt- trockenmasseertrag, Stärkegehalt und Zell- wandverdaulichkeit aus und eignen sich somit besonders für die Nutzungsrichtungen Fütterung und Biogas. Zudem können Landwirte mit diesen DEKALB®-Sorten große Mengen hochwertigen Grundfutters erzeugen. Die Kennzeichnung dieser besten Sorten basiert auf einem Index, der die Leistungskriterien Gesamttrockenmasseertrag, Stärkegehalt und Zellwandverdaulichkeit berücksichtigt. Nur die- jenigen DEKALB®-Sorten, die nach zwei Prüfjahren einen statistisch abgesichert höheren Index als das Mittel der Vergleichsgruppe erreichen, werden als SiloExtra-Sorten gekennzeichnet. Die Vergleichsgruppe besteht aus den zuvor verwendeten besten DEKALB®-Sorten und leistungsstarken, marktbedeutenden Sorten anderer Züchter. III Die Präzisionszüchtung macht sich Investitionen in Datentechnologie, Automatisierung und fortschrittlicher Markertechnologie zunutze. Gesteuert durch Künstliche Intelligenz 1 Genotypisierung jedes Saatkorns 2 Kultiviert im Gewächshaus 3 Automatisierte Saatgutaufbereitung 4 Speziﬁzierte Leistungsprüfungen 5 Bildverarbeitungs- technologie 6 Global vernetzte Erntedatenerfassung 10

Reifegruppen und Abreifetypen Sorten können nur ein hochwertiges Ernteprodukt liefern, wenn sie optimal abreifen d. h., wenn sie den je nach Nutzungsrichtung erforderlichen TS-Gehalt erreichen. Die nutzungsspezifischen Reifezahlen der Sorten bieten einen Anhaltspunkt, um Sorten des passenden Reifespektrums für die jeweilige Anbauregion aus- zuwählen. Der Siloreifezahl liegt der TS-Gehalt der Ganzpflanze und der Körnerreifezahl der TS-Gehalt des Kornes zugrunde. Die Silo- und die Körnerreifezahl einer Sorte lässt sich auf der Basis mehrjähriger Zulassungsprüfungen (WP) oder Vorprüfungen (EU) aus der Differenz ihrer jeweiligen TS-Gehalte zum mittleren TS-Gehalt der Verrechnungs- und Ver- gleichssorten der Prüfung errechnen. Dabei entspricht 1 %-Punkt Unterschied im TS-Gehalt 10 Reifeeinheiten. Den Reifegruppen von Silomais liegt die Siloreifezahl und den Reifegruppen von Körnermais liegt die Körner- reifezahl zugrunde. Wenn eine Sorte eine unterschied- lich hohe Silo- und Körnerreifezahl aufweist, kann sie in den beiden Nutzungsrichtungen unterschiedlichen Reifegruppen zugeordnet werden. So ist z. B. die Sorte DKC 3097 aufgrund einer Siloreifezahl S 230 als Silo- mais in die mittelfrühe und mit der Körnerreifezahl K 210 als Körnermais in die frühe Reifegruppe einzuordnen. Einteilung der Reifegruppen Bei der Körnernutzung wird ein möglichst hoher TS-Gehalt im Korn angestrebt. Die Körnerreifezahl beschreibt die relative Ausreife einer Sorte in der jeweili- gen Prüfserie und gibt bei der Sortenwahl ausreichend Hinweise auf eine gesicherte Abreife. Sie gibt allerdings keine Information über die Abreifedynamik der Sorte, wobei aber diese Dynamik einen wichtigen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Körnermaisanbaus hat. Zahnmaissorten eröffnen aufgrund ihrer Fähigkeit, schnell Wasser abzugeben, die Möglichkeit, Trock- nungskosten zu sparen. Sie sollten für die Erzeugung trockener Ware den Vorzug erhalten. Auch bei der Wahl einer Silomaissorte gibt die Reifezahl zwar ausreichend Hinweis über die Sicherheit der Abreife in einem Anbaugebiet. Die Siloreifezahl reicht aber nicht aus, um den genauen Erntetermin einer Sorte zu bestimmen. Denn der zugrunde liegende Gesamt- trockenmassegehalt ergibt sich aus dem Verhältnis von Kolben und Restpflanze an der Gesamtmasse und ihren jeweiligen TS-Gehalten. Während der Abreife nehmen beide TS-Gehalte mit unterschiedlicher Dynamik zu. Reifegruppe Siloreifezahl Körnerreifezahl früh mittelfrüh bis S 220 bis K 220 S 230 – S 250 K 230 – K 250 mittelspät bis spät ab S 260 ab K 260 12

Sortentypen Aus den verschiedenen Verwertungsmöglichkeiten und betriebsindividuellen Anforderungen ergeben sich verschiedene Sortentypen. Diese können beispielsweise in folgende Kategorien eingeteilt werden: Doppelnutzungssorten Silovolumensorten sind kolbenbetonte Silomaissorten mit sehr guten agronomischen Eigenschaften, die auch eine Nutzung als Körnermais erlauben. Ausgestattet mit einem hohen Kornertrag, der hohe Stärkeerträge ermöglicht, und mit ausgeprägtem Stay-Green-Verhalten ist dieser Sortentyp der Allrounder unter den Silomaissorten. Doppelnutzungssorten können qualitäts- oder mas- senbetont sein und somit für Milchviehbetriebe und die Biogasproduktion geeignet sein, wenn nach Füllung der Silokapazität eine Körnernutzung gewünscht ist. sind massenbetonte Silomaissorten mit viel fermen- tierbarer Faser und hohen Stärkeerträgen. Sie dienen als Futtergrundlage, zur Biogaserzeugung und der Milchproduktion bei knapper Ackerfläche. Sorten dieses Typs haben eine großrahmige Pflanze und sind besonders auf die Biogasproduktion ausgerichtet. Sie erlauben durch hohe Erträge und hohe Gasaus- beute sehr hohe Biogaserträge und bieten sich damit für den Anlagenbetreiber als auch zur Produktion von zum verkauf stehenden Biogasmais an. Siloqualitätssorten Körnermaissorten dienen der Erzeugung hoch verdaulicher Silagen für die intensive Milchviehfütterung. Selektiert auf hohe Zellwandverdaulichkeit und hohe Stärkegehalte bietet dieser Sortentyp die Grundlage für eine effiziente Fütterung. Führen Trockenheit und Hitzestress zu kol- benarmen Silagen, sichert die hohe Zellwandverdau- lichkeit den Futterwert ab. Der Maisanteil in der Ration sollte die Wahl der Sorte bestimmen. Besonders bei Anteilen von >60 % rückt die Zellwandverdaulichkeit in den Vordergrund, da viel Energie aus der Restpflan- ze geliefert und der Anteil von Stärke und Zucker in der Ration begrenzt werden muss. Bei geringen Mai- santeilen von <40 % ist neben der guten Zellwandver- daulichkeit der Stärkegehalt von größter Bedeutung, um konzentrierte Energie zu liefern und Kraftfutter zu sparen. Auch beim Körnermaisanbau bestimmt die Verwertung die Sortenwahl. Zur Erzeugung von trockener Ware ist auf die Fähigkeit zur schnellen Wasserabgabe zu achten. Diese sollte gepaart sein mit guten agronomi- schen Eigenschaften, besonders bezüglich der Stand- festigkeit. Um ein Bestandesklima zu erzeugen, das die Wasserabgabe fördert, sollten Körnermaistypen weniger Blattmasse haben. Des Weiteren ist eine hohe Toleranz gegenüber Kolbenfäulen Voraussetzung, um Mycotoxin-Belastungen zu verhindern. Diese Eigen- schaft ist neben einer guten Druschfähigkeit auch für die Feuchtmaisproduktion von großer Bedeutung, um viel gesundes Futter pro Fläche zu erzeugen. 13

Fruchtfolge, Zwischenfrüchte und Bestellung Fruchtfolgen sind grundsätzlich positiv zu bewerten und anzustreben. Sie sollen verhindern, dass sich vom wiederholten Anbau einer Fruchtart ausgehende negative Wirkungen auf einem Schlag von Jahr zu Jahr verstärken. Bei Mais konnte bisher durch ein angepasstes Anbauverfahren den erwarteten Nachteilen einer längeren Selbstfolge, wie II unzulässig starke Zunahme von Krankheiten und Schädlingen, II einseitige Anreicherung schwer bekämpfbarer Unkräuter sowie Resistenzen, II Schädigung der Bodenstruktur, II Rückgang des Gehaltes an organischer Bodensubstanz, erfolgreich entgegengewirkt werden. Aus betriebs- wirtschaftlichen Gründen tritt eine Fruchtfolge beim Maisanbau gegenwärtig oft in den Hintergrund. So nimmt Mais in den Landwirtschaftsbetrieben regional verschieden einen sehr unterschiedlichen Anteil in der Fruchtfolge ein. Vielerorts steht er in ein- oder mehrmaliger Selbstfolge, in manchen Gebieten sogar über viele Jahre in Monokultur. Insbesondere in einigen Regionen Deutschlands, wo der Maiswurzelbohrer stärker verbreitet ist (z.B. im Rheintal oder in Niederbayern), wird eine Selbstfolge von Mais nicht empfohlen. Mais kann enge Getreidefruchtfolgen auflockern und den Krankheitsdruck bei sorgfältiger Bodenbearbei- tung mindern. Sein Vorfruchtwert ist höher als bei allen anderen Getreidearten. Aufgrund seiner spezifischen Bestell-, Pflege- und Erntetermine hilft der Anbau von Mais anstelle anderer Getreidearten, Arbeitsspitzen zu brechen. Zur Risikominderung (Schutz der Boden- struktur, Erosionsschutz) und zur Ausnutzung seines hohen Vorfruchtwertes für andere Fruchtarten sollte der Maisanteil in der Fruchtfolge 40 bis 50 % und auf ungünstigen Standorten (hängiges Gelände, hoher Schluffgehalt) 25 bis 33 % nicht überschreiten. Je häuﬁger Mais auf Mais folgt, umso bedeutsamer ist II die ausreichende Zufuhr organischer Substanz aus Gülle, Stallmist oder Gründüngung (besonders bei Silomais), II die sichere Unkraut- und Schädlingsbekämpfung, II die sorgfältige Unterbringung der Erntereste in den Boden (Körnermais), II die Vermeidung von Bodenverdichtungen in- folge Befahrens mit schweren Erntemaschinen und Häckselketten sowie hohen Radlasten bei hoher Bodenfeuchte, II der Zwischenfrucht- oder Untersaatenanbau als Erosionsschutz und Gründüngung, besonders im hängigen Gelände. 14

Auch im Pflanzenschutzbereich bietet Mais bei einer engen Getreidefruchtfolge eine sehr gute Möglichkeit, Problemunkräuter wie den Ackerfuchsschwanz in der Kultur zu bekämpfen. In einer Fruchtfolge mit Kartof- feln bieten Mais-Pflanzenschutzmittel ebenfalls eine sehr gute Wirkung gegenüber Durchwuchskartoffeln. Zwischenfruchtanbau im Mais Während des Zeitraumes zwischen der Getreideernte und der Maisaussaat lässt sich der Zwischen- fruchtanbau gut in die Fruchtfolge integrieren. Allgemein bietet der Zwischenfruchtanbau folgende Vorteile: II Minderung von Erosionen II Erhalt und Verbesserung der Bodenstruktur II Verringerung von Nährstoffauswaschungen II Unterdrückung von Unkräutern und Ausfallgetreide II Aufrechterhaltung der Humusbilanz II Förderung des Bodenlebens II Winterbodenbedeckung II Aufbrechen von Bodenverdichtungen II „Greening-Fähigkeit“ II Steigerung der Akzeptanz und das Image der Landwirtschaft Die unterschiedlichen Nutzungsarten der Zwischen- frucht (z. B. Greening, Fütterung) stellen unterschiedliche Ansprüche an die Artzusammensetzung der Zwischen- frucht. Hierbei sollte die Zwischenfrucht auf die betriebsindividuellen Ansprüche abgestimmt werden. Zwischenfrüchte erhöhen nachweislich die Bodenfrucht- barkeit und damit die Ertragsfähigkeit des Bodens. Auch in Bezug auf die Fixierung von Nährstoffen im Boden sind Zwischenfrüchte elementar. Gerade auf Böden mit auswaschungsgefährdetem Stickstoff, kann der Stickstoff mithilfe einer Zwischenfrucht über den Winter gebunden werden. Darüber hinaus werden durch Zwischenfrüchte Phosphat-Vorkommen aufge- schlossen und pflanzenverfügbar. Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Artzusammen- setzung der Zwischenfrucht so abgestimmt ist, dass sie nicht als „grüne Brücke“ für Schädlinge und andere Kulturpflanzenkrankheiten dient. Bei Frühjahrs- und Sommertrockenheit können Zwischenfrüchte einen sehr positiven Einfluss auf den Wasserhaushalt nehmen. Die Zwischenfrucht sorgt für die ständige Bodenbedeckung, was zu einer geringeren Verdunstung an der Bodenoberfläche führt. Es verbleibt somit mehr Wasser in dem Boden, welches zur Ertrags- bildung im Mais verwendet werden kann. Zwischenfrüchte sind daher ein wichtiger Baustein, damit auch weiterhin hohe Erträge im Maisanbau erreichbar sind. Der Zwischenfruchtanbau ist somit nicht nur rentabel im Bezug aufs Greening, sondern er ist auch sehr positiv für den Maisanbau. 15

III Auswahl an Zwischenfruchtarten Reinsaat Saatstärke Optimale Saatzeit kg / ha von bis Besonderheiten Raps- fruchtfolgen Vorteile Pﬂanzenart Winterharte Arten Winterroggen 100–180 20. Aug. 15. Oct. Ja Winterraps 8–15 15. Aug. 25. Sept. Nein Winterrüben 8–15 20. Aug. 30. Sept. Nein Markstammkohl 3–5 15. Aug. 30. Sept. Nein Abfrierende Arten Ölrettich 15–25 1. Aug. 15. Sept. Nein Gelbsenf 15–20 1. Aug. 5. Sept. Nein Phacelia 10 20. Jul. 5. Sept. Ja Rauhafer 50–80 15. Jul. 10. Sept. Ja Buchweizen 50–70 1. Aug. 31. Aug. Ja Öllein 15–25 15. Jul. 31. Aug. Ja Sommerraps 8–15 15. Jul. 15. Sept. Nein Weidelgras einj. 25–45 15. Jul. 30. Sept. Ja Leguminosen Sommerwicke 80–120 15. Jul. 31. Aug. Ja Lupine 140–180 1. Jul. 31. Jul. Ja Platterbse 80–110 1. Jul. 10. Aug. Ja Seradella 30–40 1. Jul. 31. Aug. Ja Alexandrinaklee 25–35 1. Jul. 10. Aug. Ja Inkarnatklee 25–35 1. Jul. 10. Sept. 16 sehr hohe Biomasse späte Aussaat ist möglich gute Winterhärte blattreiche Frucht mit guter Durchwurzelung sehr gute Nährstoffaneignung im Herbst schnelles Wachstum im Frühjahr sehr hoher Massenertrag hohe Akzeptanz vom Wild sehr gute Durchwurzelung hohe Nährstoffaneignung gut geeignet auch für trockene Standorte schnelle Bodenbedeckung anspruchslose Zwischenfrucht anspruchslose Zwischenfrucht auch für trockene Standorte gute Nährstoffumsetzung schnelle und zügige Entwicklung sehr gute Unkrautunterdrückung gute Unkrautunterdrückung sicher abfrierend anspruchslose Zwischenfrucht sehr guter Partner in Mischungen schnelle Bedeckung blattreiche Frucht mit guter Durchwurzelung schnell wachsende Frucht mit Futternutzung im Herbst sehr intensives Wurzelsystem gute Nährstoffaneignung sehr ausgeprägte Pfahlwurzel hohe Nährstoffaneignung auch mit Kali und Phosphat schnelle Anreicherung vom Stickstoff hohe Biomasse, die sicher abfriert hohe Bindung an Stickstoff hohe Akzeptanz vom Wild einjährige Kleeart mit hoher Biomasse sehr guter Stickstofflieferant winterharter Klee mit hoher Biomasse sehr gute Stickstofffixierung auch über Winter

Konventionelle und konservierende Maisbestellung Als Sommerung und wegen seines späten Ernte- termins (Körnermais!) entstehen vor und nach dem Maisanbau häufig Bracheperioden, die das Risiko für Erosion und Nährstoffaustrag erhöhen. Zwischenfrucht- sowie Untersaatenanbau und Mulchsaat des Maises haben deshalb besondere Bedeutung. Mais reagiert mit Ausnahme der reinen Direktsaat recht unempfindlich auf die unterschiedlichen Bo- denbearbeitungsverfahren, sofern vor allem seine Anforderungen an die Erwärmung des Standortes erfüllt werden. Die Bodenbearbeitung für den Mais- anbau erfolgt deshalb in den Landwirtschaftsbe- trieben auf verschiedene Art und Weise: konven- tionell (wendend auf der Grundlage des Pfluges) oder konservierend (nicht wendend unter Verzicht auf den Pflug) durchgeführt. Aufwand und Intensität (Arbeitstiefe, Anzahl Arbeitsgänge) bei der Bodenbearbeitung so gering halten wie möglich! II Keine Bodenbearbeitung, wenn die Böden zu nass sind. II Leichte Böden mit sicherer Niederschlagsver- sorgung – Frühjahrsfurche möglich, Krumenpacker einsetzen. II Abgefrorene Zwischenfrüchte: Flach einarbeiten oder als Mulchschicht belassen. II Nicht abgefrorene Zwischenfrüchte: sorgfältig unterpﬂügen oder nach Abtötung mit nicht selektiven Herbiziden1 wie abgefrorene Zwi- schenfrüchte behandeln. II Arbeitstiefe der Grundbodenbearbeitung: 15 bis 25 cm, je nach Fahrspuren; Unkrautbesatz und organischer Düngung. II Saatbett „so fein wie nötig und so rau wie möglich“ (Estler), Lockerung nur bis auf Sätiefe. II Gerätekombinationen einsetzen, besonders im hängigen Gelände. Ziele und Forderungen der Bodenbearbeitung II Die rasche Erwärmung fördern: Je schneller sich der Boden erwärmt, umso kürzer ist die Periode des Feldaufgangs. Das verringert die Gefahr einer Schädigung des Keimlings, vor allem durch pilzliche Schaderreger. II Eine günstige Bodenstruktur herstellen sowie Fahrspuren und Schadverdichtungen aus den vorherigen Anbauverfahren beseitigen: Je günstiger die Bodenstruktur, umso besser die Wasserführung; umso tiefer die Durchwurzelung, umso höher die Ausschöpfung des Wasser- und Nährstoffvorrates des Bodens. II Unkraut und organischen Dünger (Stallmist, Gründüngung) einarbeiten. II Nach Pﬂugfurche Saatbett rückverfestigen: Je besser die kapillare Wasserversorgung, umso sicherer die Keimung des Saatkornes (Bodenschluss). Je günstiger die Bodenstruktur, umso besser die Wasser- führung, umso tiefer die Durchwurzelung, umso höher die Ausschöpfung des Wasser- und Nährstoffvorrates des Bodens III Tiefe der Pﬂugfurche (nach KUNDLER et al. 1989) Unkrautbesatz Pﬂanzenrückstände Stallmist, dt / ha Fahrspuren Pﬂugfurche gering mittel hoch keine keine wenige oder sehr kurze < 300 viele > 300 < 8 cm 8–10 cm > 10 cm 15–8 cm 20 cm 25 cm 1 Im September 2021 sind Änderungen an der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung in Kraft getreten. Diese betreffen u.a. den Einsatz Glyphosat-haltiger Pflanzenschutzmittel. Bitte unbedingt auf die Einhaltung der geänderten rechtlichen Rahmenbedingungen achten. 17

Zu späte Saat: Ertrag verschenkt Zu frühe Saat: hohes Risiko für den Keimling Der Aussaattermin ist entscheidend für den Feldaufgang. Das Risiko für Keimlingsschäden durch Auflaufkrankheiten ist umso größer, je länger die Feldaufgangsperiode dauert. Die Aussaattiefe beeinflusst die Feldaufgangs- dauer, die Wasserversorgung der Keimpflanze und ihre Verankerung im Boden. Aussaat nach den Standortverhältnissen: II Feldaufgang unter 20 Tage anstreben. Meist bei Aussaat ab 20. April möglich. II Mittlere Aussaattiefe: 5 cm. II 1 bis 2 cm ﬂacher, wenn Boden schwer erwärmbar oder Aussaattermin sehr früh. II 1 bis 3 cm tiefer, wenn Boden sehr leicht und trocken ist oder Aussaattermin sehr spät. II Ablagetiefe des Saatkornes auf jedem Schlag kontrollieren. Feldaufgang bei verschiedener Aufgangsdauer Aufgangsdauer1 > 25 Tage 21 bis 25 Tage 15 bis 20 Tage < 15 Tage Feldaufgang 70 bis 85 % 75 bis 90 % 75 bis 90 % 90 bis 95 % 1 Aussaat bis Feldaufgang 18

Die Aussaatmenge ergibt sich aus der Bestan- desdichte und der Keimfähigkeit des Saatgutes. Zweckmäßig ist ein Zuschlag von 10 %, der die zu erwartenden Verluste an Maispflanzen zwischen Saat und Hauptwachstumsperiode berücksichtigt, z. B. infolge Pilzbefalls des Keimlings, Vogelfraßes, Beschädigungen (Schlepper, Pflegegeräte). Zuschlag je nach Standortbedingungen und eigenen Erfahrungen festlegen. Wichtig zu beachten: Bestandesdichte Auf eine falsche Bestandesdichte reagiert Mais empfindlich: II Bestandesdichte zu niedrig Ertrag verschenkt. Spätaussaat Gefahr der Verunkrautung. II Bestandesdichte zu hoch Wasserbedarf auf trockenen Standorten nicht gedeckt. Lagergefahr Korn- und Stärkeertrag gefährdet. Die Bestandesdichte für einzelne Sorten ist je nach Wasserversorgung und Standortgüte festzulegen: II Mittlere Bestandesdichte: 8 bis 10 Pﬂanzen/m2 (in Abhängigkeit der Nutzung und Reife zur Ernte). II 1 bis 2 Pﬂanzen / m2 weniger: sandige Böden mit ungünstiger Wasserversorgung. II 1 bis 2 Pﬂanzen / m2 mehr: Standorte mit sicherer Wasserversorgung. 19

Exkurs: Optimale Aussaatstärke mit DEKALB®: Ausgehend von den sortenspezifischen Daten aus einem Bayer-Versuchsnetzwerk werden für die DEKALB®-Sorten Aussaatstärke-Kurven erstellt, mit denen sich die Reaktion der Sorten auf bestimmte Anbaubedingungen ableiten lässt. Anhand dieser Daten kann für jede Sorte die optimale Aussaatstärke für einen bestimmten Standort und den gewünschten Verwendungszweck empfohlen werden. OPTIMALE AUSSAATSTÄRKE MAISSORTE 3 OPTIMALE AUSSAATSTÄRKE MAISSORTE 2 OPTIMALE AUSSAATSTÄRKE MAISSORTE 1 ) a h / t ( g a r t r e e s s a m n e k c o r T 17.5 17.0 16.5 15.5 15.0 14.5 14.0 13.5 13.0 12.5 12.0 1 2 3 SORTE 1 Geringe Reaktion auf eine Veränderung der Aussaatstärke SORTE 2 Mittlere Reaktion auf eine Veränderung der Aussaatstärke SORTE 3 Starke Reaktion auf eine Veränderung der Aussaatstärke 4 5 Aussaatstärkelevel Quelle: interne Feldversuche Bayer CropScience, 2016–2019 20

Teilﬂächenspeziﬁsche Aussaat Das Wissen um die optimale Aussaatstärke der Sorte sollte darüber hinaus um das Wissen über das Ertrags- potenzial des jeweiligen Feldes ergänzt werden. So kann entweder Feld für Feld oder sogar Zone für Zone die optimale Aussaatstärke gewählt und so das jeweilige Standortpotenzial bestmöglich ausgeschöpft werden. 8.0 Pflanzen/m2 9.5 Pflanzen/m2 9.1 Pflanzen/m2 8.0 Pflanzen/m2 10.3 Pflanzen/m2 9.5 Pflanzen/m2 Empfehlung Feld für Feld Sofern pro Schlag mit einer einheitlichen Aussaatstärke gelegt wird, bietet sich die optimierte Aussaatstärke Feld für Feld an. Die Optimierung der Aussaatstärke erfolgt anhand des Ertragspotenzials des jeweiligen Feldes, um somit die Ertragsleistung im Betrieb zu steigern. // Bis zu 8 % mehr Trockenmasseertrag pro Hektar* // Durchschnittlich 40 Euro Mehrertrag pro Hektar im Vergleich zur betriebsüblichen Aussaatstärke** Empfehlung Zone für Zone Sofern Aussaattechniken mit variabler Aussaatstärke zum Einsatz kommen, können für einzelne Ertrags- zonen im Schlag unterschiedliche Aussaatstärken definiert werden, um die Sortenleistung in der Fläche zu maximieren. // Bis zu 10 % mehr Trockenmasseertrag pro Hektar* // Durchschnittlich 48 Euro Mehrertrag pro Hektar im Vergleich zur betriebsüblichen Aussaatstärke** * Interne Feldversuche Bayer CropScience 2018–2019, Deutschland, Frankreich ** Getroffene Annahmen: Erlös aus Substratverkauf: 100 Euro pro t Trockenmasse Saatgutkosten: 90 Euro pro Einheit (50.000 Körner) 21

Über den optimalen Reihenabstand wird seit Jahren diskutiert. Maschinenlösungen sind inzwischen auf dem Markt, sowohl II für die Breitsaat und für die Einzelkornsaat mit großem Reihenabstand, in Engreihe, Doppelreihe und im Dreieckverband (Gleichstandssaat) als auch II für reihengebundenes und reihenunabhängiges Mähen und Kolbenpflücken. Aus den verschiedenen Versuchs- oder Erfahrungs- berichten lassen sich Ertrags- oder Kostenvorteile für das eine oder andere Verfahren ableiten. Aus der Sicht der optimalen Standraumausnutzung, des Erosions- schutzes, der Beschattung (Verdunstungsschutz, Unkrautunterdrückung) wäre beim Maisanbau theoretisch ein gleicher Abstand zu den benachbarten Körnern vorteilhaft. Am besten wäre demnach die Kornablage mit Einzelkornsaat im Dreieckverband zu beurteilen. Zur abschließenden Bewertung gehört jedoch standortbezogen die Berücksichtigung weiterer Faktoren, z. B. das Mikroklima im Bestand oder die Befahrbarkeit des Maisbestandes. Bei dem Reihenabstand 75 cm ist die Standraum- verteilung eher ungünstig. Der Reihenabstand ist gegenwärtig aber vorherrschend, weil II der problematische Bereich der Reihe minimiert wird (weniger lfd. m in der Reihe je ha), II er Raum für den Anbau einer Untersaat oder II Unterfußdüngung mit vertretbarem Aufwand Begleitkultur bietet. Drillsaaten mit Scheibenscharen gewährleisten auf sehr lockeren Böden die geforderte Aussaattiefe. Die Standraumzumessung ist von der Anzahl der geöffneten Särohre abhängig, unterliegt in der Reihe aber zufälligen Einflüssen und großen Schwankungen. präzise durchgeführt werden kann, II der Maisbestand gut belüftet wird und die Verpilzungsgefahr geringer ist, II der Maisbestand mit breiteren Reifen relativ problemlos für die Applikation von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln befahren werden kann, II mechanische Unkrautregulierungsmaßnahmen (einschl. Verschütten kleiner Unkräuter in der Maisreihe) auf nahezu der gesamten Fläche möglich sind, 22

Digitalisierung in der Praxis und konkret in jedem Betrieb Digitale Technologien eröffnen Landwirten den Zugang zu einer Fülle an neuen Informationen. Moderne Maschinen dokumentieren Aussaat, Pﬂege und Ernte. Satelliten, Drohnen und Feldsensoren erfassen Biomasse, Niederschläge, die Stickstoffmineralisation und vieles mehr – rund um die Uhr. Digitale Plattformen verarbeiten diese überwältigenden Datenmengen und erlauben individuelle Analysen – die Basis für schnellere Entscheidungen und eine ressourcenschonendere Bewirtschaftung. Landwirtschaftliche Flächen unterscheiden sich nicht nur von Region zu Region stark, Bodengüte und Mik- roklima wechseln mitunter erheblich auf einer Fläche. Auch innerhalb eines einzelnen Betriebes entstehen durch Unterschiede bei Bodenart, Wasserversorgung, Nährstoffangebot, Gelände und historischer Fruchtfolge einzigartige Mikroklimas. Bei stark wechselndem Er- tragspotential ist es daher sinnvoll, die Bewirtschaftung innerhalb einer Fläche anzupassen, um vorhandene Unterschiede zu berücksichtigen. Digitale Lösungen bieten für Landwirte, unabhängig von ihrer Betriebsgröße, enorme Vorteile. Sie öffnen die Tür zur maßgeschneiderten Bewirtschaftung der Flächen und erlauben die Evaluation teilflächenspezifisch ange- passter Maßnahmen anhand von Ertragsdaten. Voraussetzung dafür ist die georeferenzierte Dokumenta- tion von Aussaat und Pflegemaßnahmen. Durch die Kombination der unterschiedlichen Datensätze haben Landwirte einen detailgenauen Einblick in ihre Fel- der. Sie identifizieren objektiver Potentiale und Probleme und können diese durch angepasste Aussaatstärken oder Applikationsmengen bei Pflanzenschutz und Dün- gung beheben. Die Möglichkeiten, die digitalen Tools im Betrieb einzusetzen, sind sehr vielfältig. In Kombination mit Precision Farming-Technologie tragen sie dazu bei, Effizienz- und Effektivitätssteigerungen beim Betriebs- mitteleinsatz am Ertragspotential zu orientieren, den Ge- winn der Landwirte zu steigern und so die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt zu minimieren. Exkurs: Digitale Plattform Climate FieldViewTM Die digitale Plattform Climate FieldView™ von Bayer, ermöglicht es Landwirten, ihre Aussaat und alle anderen Applikationen zu planen, aufzuzeichnen und nach der Ernte den Erfolg zu messen. Und das nicht nur für das ganze Feld, sondern spezifisch für einzelne Teilflächen, Sorten, eigens angelegte Versuche oder differenzierte Maßnahmen in Düngung und Pflanzen- schutz – das ist der Startpunkt für die kontinuierliche Optimierung des Pflanzenbaus. 24

Unkraut- bekämpfung Im Maisanbau sind hochwüchsige Unkrautarten besonders bedeutsam: Gänsefußgewächse (Chenopodium- und Atriplex-Arten), Amarant (Amaranthus- Arten), Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum) oder Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli) und Ackerfuchsschwanz (Alopecurus myosuroides). Quecke (Agropyron repens) und Borstenhirsen (Setaria-Arten) erlangen zunehmend an Bedeutung. Unkrautkonkurrenz und Maisentwicklung Auf unkrautwüchsigen Standorten, z. B. auf humosen Niederungsstandorten, stehen je Quadratmeter 8–10 Maispflanzen in Konkurrenz zu mehreren Hun- dert Unkrautpflanzen. Ein hoher Maisanteil in der Fruchtfolge verstärkt ihr Auftreten, Zwischenfruch- tanbau hilft, die Unkrautpflanzen zurückzudrängen. Die Blattbildung ist eine wichtige Periode im Ent- wicklungsablauf der Maispflanze. Das Wurzelsystem muss strikt in die Tiefe geführt werden, um sich so auf die Periode der intensivsten Wasser- und Nähr- stoffaufnahme vorzubereiten. Bei etwa 6 bis 8 Blättern II entwickeln sich die ersten Kolbenanlagen, II erreicht und durchstößt der Vegetationskegel die schützende Bodenoberfläche, II erhöht sich die Benetzbarkeit der Maisblätter, weil die Wachsschicht ihre Struktur verändert. In dieser kritischen Zeit der Maisentwicklung werden optimale Wachstumsbedingungen benötigt. Konkurrenz um Licht, Wasser und Nährstoffe ist zu vermeiden. Die Periode, in der der Mais möglichst unkrautfrei gehalten werden sollte, beginnt nach den Erfahrungen auf verschiedenen Standorten mit dem 2- bis 4-Blatt-Stadium und dauert bis zum 6- bis 8-Blatt-Stadium. Je später die Unkrautkonkurrenz beseitigt wird, umso stärkere Ertragsminderungen können eintreten. Insbesondere bei hohem Unkraut- druck erreichen die Ertragsverluste bei Ausschaltung der Unkrautkonkurrenz im Vergleich zu ständig un- krautfreien Beständen erst nach dem 3-Blatt-Stadi- um des Maises 10 % und nach dem 6-Blatt-Stadium 30 % im Vergleich zu ständig unkrautfreien Bestän- den. In den Maisbeständen, die bis zum 6-Blatt-Sta- dium unkrautfrei waren, ruft die danach einsetzende Verunkrautung keine Ertragseinbußen mehr hervor. Selbst wenn man unterstellt, dass bei spätem Einsatz von Herbiziden preiswertere Mittel verwendet werden können, macht die Einsparung an Mittelkosten die aus den Ertragsverlusten bis dahin bereits eingetrete- nen finanziellen Ausfälle nicht mehr wett. 26

Die Anforderungen an die Unkrautbekämpfung gelten unabhängig vom Verfahren. Physikalische Verfahren erreichen die Wirkungssicherheit der chemischen Unkrautbekämpfung nur selten und verursachen i. d. R. höhere Kosten. Ihr Anwendungsumfang in der Praxis ist daher wesentlich geringer als bei den chemischen Verfahren. Allerdings können sie die chemische Unkrautbekämpfung sinnvoll ergänzen (Hacke-Bandspritzung, Striegeln vor dem Auflaufen des Maises). Mechanische Verfahren lassen sich über die Unkrautbekämpfung hinaus auf solchen Stand- orten anwenden, wo der Lockerung der Bodenober- fläche eine große Bedeutung zukommt oder wo organische Dünger eingehackt werden müssen. Nicht chemische Unkrautbekämpfung ist natürlich besonders für Betriebe elementar, die nach den Richtlinien des ökologischen Landbaues wirtschaften. Chemische Unkrautbekämpfung Die in den Herbiziden enthaltenen Wirkstoffe unter- scheiden sich bei der Aufnahme in die Pflanze und bei dem Mais schützenden Selektivitätsmechanismus vor allem in ihrer Wirkungsweise. Darüber hinaus spielt die Formulierung für die Wirkungsgeschwindig- keit und die Verträglichkeit des Herbizides eine große Rolle. Herbizide greifen auf unterschiedliche Weise in den Stoffwechsel der Unkräuter ein. Die Wirkstoffaufnahme erfolgt durch Wurzeln, Blätter und/oder durch den Spross. Systemische Wirkstoffe müssen über das Gefäßsystem mit dem Wasser- bzw. Assimilatstrom in der Pflanze verteilt werden. Regen unmittelbar (wenige Stunden) nach der Applikation mindert die Wirkstoffaufnahme. Voraussetzungen für die Wirksamkeit über die Wurzeln sind II geringer Gehalt (max. 6 %) an organischer Bodensubstanz (sonst Festlegung und vorzeitiger Abbau der Wirkstoffe), II Für die Aufnahme über die oberirdischen Pflanzen- organe haben die Bodenverhältnisse keine unmittel- bare Bedeutung. Voraussetzungen für die systemische Wirkung sind II funktionierender Wasserhaushalt (kein Trockenstress), II keine Reduzierung der Stoffwechselaktivität infolge zu niedriger (< 5 °C) oder zu hoher (> 25 °C) Temperaturen. Selektivitätsmechanismen sorgen dafür, dass ein Herbizid Unkrautpflanzen bekämpft und die Kultur- pflanze schont. Beim Mais entsteht Selektivität durch II die große Sätiefe (Positionsselektivität), II morphologische und physiologische Unterschiede zur Unkrautpflanze, II Anordnung der empfindlichen Organe, II Behinderung der Wirkstoffaufnahme, II gute Bodenstruktur (sonst keine gleichmäßige II Fähigkeit zum raschen Um- und Abbau Verteilung auf dem Boden; feinkrümmeliges Saatbeet), II Bodenfeuchtigkeit (sonst keine Aufnahme mit dem Bodenwasser). 28 (Metabolisierung) einiger Wirkstoffe, II die Anwendung von Schutzstoffen („Safener“).

III Wirkungsweise im Maisanbau eingesetzter Wirkstoffe Wirkungsmechanismus HRAC/WSSA Ehemals HRAC Beim Unkraut Eingriff in die/den ... Wirkstoffe ACC’ase Inhibitoren ALS-Inhibitoren Inhibition of Microtubule Assembly Wuchsstoffe (Auxine) PSII Hemmer PSII Hemmer Inhibition der ESPS Inhibition der VLCFAS (very long chain fatty acid = sehr langkettige Fettsäuren) HPPD - Hemmer 1 2 3 4 5 6 9 15 27 A B K1 O C1 C3 G K3 Zellmetabolismus Cycloxydim* Zellmetabolismus Florasulam, Foramsulfuron, Iodosulfuron, Nicosulfuron, Prosulfuron, Rimsulfuron, Thiencarbazone, Thifensulfuron, Tritosulfuron Zellteilung und Wachstum Pendimethalin Zellteilung und Wachstum 2,4-D, Clopyralid, Dicamba, Fluroxypyr, Picloram Photosynthese Terbuthylazin Photosynthese Pyridate Zellmetabolismus Glyphosat Flufenacet, Dimethenamid-P, Pethoxamid , S-Metolachlor Isoxaflutole, Mesotrione, Sulcotrione, Tembotrione, Clopyralid, Fluroxypyr Zellmetabolismus F2 Photosynthese * hierfür sind spezielle Maissorten notwendig - Herstellerinformationen beachten. 29

Der Herbizideinsatz verläuft nur dann für die Kultur- pflanze Mais verträglich, wenn die jedem Wirkstoff eigenen Selektivitätsmechanismen auch wirken kön- nen. Ihre Wirksamkeit kann durch die unmittelbar vorangegangene und aktuelle Witterung, durch eine zu weit fortgeschrittene Mais- bzw. Unkrautentwicklung sowie durch Stress beim Mais, z. B. nach Kälte oder Trockenheit, behindert werden. Der Anwender muss dies berücksichtigen und trägt damit selbst eine große Verantwortung für das Gelingen des Herbizideinsatzes. Die Anwendungshinweise zu Mitteln und Wirkstoffen der jeweiligen Hersteller berücksichtigen diese Gesichtspunkte und helfen Landwirten, die beste Wirkung mit der optimalen Aufwandmenge zu erzielen. Je häufiger ein und derselbe Wirkstoff auf derselben Fläche zum Einsatz gelangt, umso eher entstehen Resistenzerscheinungen (Unempfindlichkeit gegenüber bestimmten Wirkstoffen). Sie lassen sich grundsätzlich nicht völlig ausschließen. Der regelmäßige Wechsel der Wirkstoffe, Kombinations- präparate mehrerer Wirkstoffe und das Einhalten der empfohlenen Aufwandmengen sind die wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen, um Resistenzen in der Herbizidanwendung zu verhindern oder um sie möglichst lange hinauszuzögern. III Unterschiede zwischen Mais und Unkraut. Einsatzhinweise für Herbizide Selektivität Mais Unkraut Einsatzhinweise Positionsselektivität Tief gesäte Körner nehmen oberflächennah adsorbierten Wirkstoff nicht oder kaum auf. Oberflächennah keimende Unkrautsamen nehmen Wirkstoff auf. Anordnung empfindlicher Organe1 In den durch die Blatt- scheiden geschützten Internodien. Bei Dikotylen ungeschützt in den Sprossspitzen oder in den Blattachseln. Einhaltung der Sätiefe. Spritzung, wenn Unkräuter noch klein sind und sich nicht gegenseitig bedecken (schützen). Schmale stark behaarte Blätter. Oft breite unbehaarte Blätter. Spritzung nicht bei zu weit entwickelten Maispflanzen. Spritzung nicht unmittelbar nach Regen. Spritzung nicht bei Stress der Maispflanzen. Behinderung der Wirkstoffaufnahme Schwer benetzbare Wachsschicht. Schwer benetzbare Wachsschicht nicht vorhanden. Metabolisierung Fähigkeit vorhanden. Fähigkeit nicht vorhanden. Safener Beschleunigen die Metabolisierung. Nicht wirksam. 1 Teilungsfähiges, für die Pflanzenentwicklung entscheidendes, Gewebe 30

III Aufnahme und Wirkung herbizider Wirkstoffe Pendimethalin Flufenacet, Isoxaflutole, S-Metolachlor, Dimethenamid-P, Pethoxamid, Terbuthylazin Clopyralid, Fluroxypyr, Dicamba, 2,4-D, Picloram Tembotrione Sulcotrione, Mesotrione Wird von der Unkrautwurzel aufgenommen, aber kaum in der Pflanze verlagert. Wirkungsminderung bei geringer Bodenfeuchtigkeit und hohem Gehalt des Bodens an organischer Substanz. Werden hauptsächlich über die Wurzeln und z. T. über den Spross aufgenommen. Wirken systemisch. Wirkung an Feuchtigkeit und niedrigen Gehalt des Bodens an organischer Substanz gebunden. Abhängigkeit von den Bodenbedingungen, jedoch etwas geringer als bei Pendimethalin. Werden über die Blätter aufgenommen und wirken systemisch. Wirkung nicht von den Bodenbedingungen abhängig. Unkräuter müssen relativ große Wirkstoffmenge aufnehmen, daher bei Spritzung vorgegebene Unkrautentwicklung (Wuchshöhe) notwendig. Wird fast ausschließlich über die Blätter aufgenommen. Wird in der Pflanze über Phloem + Xylem verteilt, wirkt systemisch. Unabhängig von Bodenverhältnissen. Werden über die Blätter und die Wurzeln aufgenommen. Aufnahme über die Blätter überwiegt. Daher nur mäßige Bedeutung der Bodenverhältnisse. Wirkung systemisch. Rimsulfuron, Nicosulfuron, Thifensulfuronmethyl, Prosulfuron, Foramsulfuron, Iodosulfuron, Thiencarbazone, Florasulam, Tritosulfuron Werden hauptsächlich über die Blätter und nur zu einem sehr geringen Teil über die Wurzel aufgenommen. Bodenverhältnisse relativ unbedeutend. Für eine sichere Wirkung muss ausreichend Wirkstoffmenge in die Pflanze gelangen, daher bei Spritzung vorgegebene Unkrautentwicklung (Wuchshöhe) notwendig. Stärker als bei anderen Präparaten ist der vorgegebene Einsatztermin ein Kompromiss zwischen der Erzielung einer sicheren Wirkung und der Schonung der Maispflanzen. Nicht alle Genotypen verfügen über die Fähigkeit, diese Metabolisierung schnell auszuführen. Entsprechend müssen die Sorten-Empfehlungen in der Gebrauchs- anweisung der einzelnen Produkte beachtet werden. Pyridate Glyphosat1 Werden von den Blättern aufgenommen und in der Pflanze kaum transportiert. Typische Kontaktherbizide. Die Wirkung wird nicht durch Bodenverhältnisse beeinflusst. Wird nur über die Blätter aufgenommen und im Boden rasch inaktiviert. Keine anhaltende Wirkung. Glyphosat wirkt systemisch und kann seine Wirkung bis in die Unkrautwurzeln entfalten (Wurzelunkräuter!). Glyphosat ist nicht selektiv und nur im VS- bzw. VA-Verfahren zugelassen. 1 Im September 2021 sind Änderungen an der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung in Kraft getreten. Diese betreffen u.a. den Einsatz Glyphosat-haltiger Pflanzenschutzmittel. Bitte unbedingt auf die Einhaltung der geänderten rechtlichen Rahmenbedingungen achten. 31

Einsatzempfehlung III Terbuthylazin-haltige Lösungen Standorte mit Gräsern und breiter Mischverunkrautung inkl. Ackerfuchsschwanz, Hirsen, Quecken, Problem unkräutern – z. B. Storchschnabelarten (1- bis 2-Blatt-Stadium). Gute Langzeitwirkung (Gräser, Hirsen und Unkräuter) Standorte mit Hirsen sowie Unkräuter- und Hirsenachläufern, schnelle Anfangswirkung und hohe Verträglichkeit auch unter ungünstigen Wetter- bedingungen; Nachbau von Zuckerrüben möglich MaisTer power + Aspect* 1,25–1,5 l / ha + 1,25–1,5 l / ha Laudis Aspect Laudis1 OD 1,25 l / ha + Aspect 1,35 l / ha Laudis + Aspect* 2,0 l / ha + 1,5 l / ha Standorte mit Gräsern, Dikotylen inkl. Nachläufern MaisTer power + Aspect* 1,0 l / ha + 1,0 l / ha Standorte mit vielen Hirsewellen und Unkräutern, inkl. Hirse- und Unkräuter- nachläufern III Terbuthylazin-freie Lösungen Breite Mischverunkrautung (inkl. Winden- knöterich, Weißer Gänsefuß, Storchschnabel (Rundblättriger, Schlitzblättriger, Weicher), Gräser (inkl. Gemeine Quecke, Ackerfuchs- schwanz, Hirsearten) mit Dauerwirkung Laudis + Aspect* 1,8 l / ha + 1,35 l / ha MaisTer power 1,0 l / ha MaisTer power 1,5 l / ha Spritzfolge Breite Mischverunkrautung, inkl. Knöterich und Hirsen, frühes Ausschalten der Unkrautkonkurrenz Adengo 0,25 l / ha – 0,33 l / ha Laudis 1,5 l / ha – 2,0 l / ha 00 05 07 09 11 12 13 14 15 16 17 – 18 19 – 32 * Bitte Anwendungsbestimmung NG362 beachten: Mit diesem und anderen Terbuthylazin-haltigen Pflanzenschutzmitteln darf innerhalb eines Dreijahreszeitraumes auf derselben Fläche nur eine Behandlung mit maximal 850 g Terbuthylazin pro Hektar durchgeführt werden. 32

Bei der Auswahl und dem Einsatz der Herbizide sind zu beachten Voraussetzungen für die systemische Wirkung sind II bereits vorhandene Resistenzerscheinungen, II Zusammensetzung der Unkrautflora, II das für eine sichere Bekämpfung geeignete Entwick- lungsstadium der Unkräuter (spätester und frühester Applikationstermin), II die erforderliche Wirkungsdauer, II das Entwicklungsstadium der Maispflanzen (Verträglichkeit), II die Bodenfeuchte (bei über den Boden aufgenommenen Wirkstoffen), II der Deckungsgrad der Unkrautflora, II der Gehalt des Bodens an organischer Substanz und II die unmittelbar vorangegangenen, aktuellen und unmittelbar zu erwartenden Witterungsbedingungen. Die Palette der in Deutschland zugelassenen Herbizide erlaubt vielfältige Bekämpfungsstrategien und die erfolgreiche Unkrautregulierung auf allen Standorten des Maisanbaues. Die Einsatztermine der Herbizide reichen im Maisanbau gegenwärtig von der Vorauf- laufbehandlung, d. h. Applikation nach der Saat und vor dem Auflaufen, bis zur Behandlung im 6- bis 8-Blatt-Stadium des Maises. Weil auch die Kosten umso stärker steigen, je länger die Unkrautbekämp- fung hinausgezögert wird (zunehmend größerer Ertragsrückgang), spricht vieles für einen möglichst frühen Einsatztermin der Herbizide. Langjährige Erfahrungen haben gezeigt, dass auch bei Sulfonyl- harnstoffen der Einsatztermin 3-Blatt-Stadium in den meisten Jahren realistisch ist. III Nachspritzung / Zumischpartner Breite Herbizidwirkung, frühes Ausschalten der Unkrautkonkurrenz, andauernde Wirkung und gute Verträglichkeit Laudis + Mais Banvel WG** 1,8 – 2,0 l / ha + 0,2 – 0,3 kg / ha III Weidelgrasuntersaaten Breite Herbizidwirkung, frühes Ausschalten der Unkrautkonkurrenz, andauernde Wirkung und gute Verträglichkeit Roundup Powerﬂex 3,0 l / ha– 3,75 l / ha Bodenherbizid Laudis + Mais Banvel WG** 1,8 – 2,0 l / ha + 0,2 – 0,3 kg / ha Gras- untersaat 14 Tage nach Herbizid- anwendung 00 05 07 09 11 12 13 14 15 16 17 – 18 19 – 32 ** Die Empfehlung dieser Tankmischung ist an folgende Bedingungen geknüpft: II Gutes wüchsiges Wetter ohne Wechseltemperaturen (tagsüber warm, nachts an der Frostgrenze) II Keine kühlen Wetterlagen II Kein gestresster Mais (Staunässe etc.) II Der Mais sollte eine entsprechend starke Wachsschicht aufweisen 33

Krankheits- und Schädlings- bekämpfung Neben Nährstoffmangel im Boden können auch parasitäre Krankheiten und Schädlinge Entwicklungsstörungen, Ertragsausfälle und Qualitätsmin- derungen verursachen, denen Landwirte effektiv entgegenwirken sollten. Sehr häufig handelt es sich dabei auch um boden- und witterungsbedingte oder durch das Anbauverfah- ren bedingte abiotische Schadursachen. Zu Beginn und gegen Ende der Vegetationsperiode geht von Pilzkrankheiten eine besonders große Gefahr aus. Das Schädlingsauftreten ist regional sehr unterschied- lich, aber wirtschaftlich bedeutsam. Der Virusbefall nimmt zu und hat gerade bei sehr frühem und starkem Auftreten Ertragseinbußen zur Folge. Es gibt bisher keine wirksamen Strategien zu deren Bekämpfung. Der Landwirt kann jedoch behandeltes Saatgut ein- setzen sowie indirekt über die Sortenwahl Einfluss nehmen, indem er widerstandsfähigere Sorten anbaut. III Bedeutende Schadursachen im Maisanbau Abiotische Ursachen Frost Hitze Pilzkrankheiten Virosen Schädlinge Anthropogene Ursachen Auflaufkrankheiten Gerstengelbverzwerg- ungsvirus (BYDV) Drahtwürmer Nährstoffmangel Wurzel-, Stängel- und Kolbenfäule (z. B. Fusarium) Maisverzwergungs- virus (MDMV) Fritfliege Zuckerrohrmosaik- Virus (SCMV) Maiszünsler und Maiswurzelbohrer ungünstige Bodenstruktur mechanische Verletzungen (Maschinen) Trockenheit Blattkrankheiten Vernässung Maisbeulen- und Maiskopfbrand Trespenmosaik- Virus (BrMV) Vögel 34

Abiotische Schadursachen Zu den abiotischen Ursachen zählen Schäden durch: II ungünstige Temperaturen (Kälte und Hitze), II extreme Wasserverhältnisse (Trockenheit und Nässe), II starke mechanische Beanspruchungen (Hagel, Wind, Maschineneinsatz), II natürliche oder verfahrensbedingte Bodenverdich- tungen und II chemische Einwirkungen (z. B. unangemessener Einsatz von Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln) Eine abiotische Schädigung des Maisbestandes muss richtig bewertet sowie von parasitärem Krankheits- und Schädlingsbefall abgegrenzt werden, um die Notwendigkeit und die Erfolgschancen von Gegenmaßnahmen realistisch beurteilen zu können. Massive Schäden an der jungen Maispflanze durch Frost Durch Hagelschlag verletzte Maispflanzen 35

III Symptome für abiotische Schadursachen an Mais Symptom Schadursache Keimling mit korkenzieherartigen Verdrehungen; nicht in der Lage, die Bodenoberfläche zu durchstoßen. Zu tiefe Saat, verkrusteter Boden Vergilbung der Pflanze, Wurzeln abgefault, Absterben der Blätter (von unten her) und der Jungpflanzen. Stauende Nässe Vereinzelte weiße Flecken in der Mitte oder den Rändern der Blätter. Gelbgrüne oder gelbliche Verfärbungen an bestimmten Stellen der Blätter. Durchscheinende, wässrige Blätter, später graugrün, schlaff herabhängend. Kälte oder Spätfröste Verfärbung und Vertrocknung der Blattspitzen junger Pflanzen. Festes, peitschenartiges Zusammenrollen der Blätter, Entfaltung unterbleibend oder nur langsam, dabei Aufreißen der eingerollten Blattspreiten. Absterben und Vertrocknen der Pflanze innerhalb weniger Tage, Schrumpfkörner, oft nur teilschlagweise. Frühfröste Stumpfgrüne, längliche bis kantige, meist durch Blatt- adern begrenzte Flecken auf den Blättern, bevorzugt an der Stelle, an der sich das Blatt nach unten neigt. Intensive Sonneneinstrahlung (Sonnenbrand) Falten und Einrollen der Blattspreiten, oft nur vorübergehend. Graugrüne Verfärbung der ganzen Pflanze. Kolbenansatz gering oder ganz fehlend, kolbenlose Pflanze lange grün bleibend. Trockenheit Starke Trockenheit zur Befruchtung Wuchsrisse an den Stängeln, Abbrechen großer kräftiger Maispflanzen über dem ersten bis vierten Stängelknoten. Hohe Niederschläge nach starker Trockenheit Blattspitzen vertrocknet. Trockenheit und starker Wind Blattspitzen zerschlissen, Blätter mit weißen Punkten und Kratzern. Starker Wind mit Sand-Erosion (Sandstrahl-Effekt) Blätter zerschlissen, graugrün verfärbt, z. T. vertrocknet; Abbrechen der Rispen oder der Stängel (an den Knoten); Umfallen ganzer Pflanzen, wobei keine Anschlagstellen und Wunden erkennbar sind. Blätter zerschlissen, Abbrechen der Rispen, Verletzungen des Stängels, einseitige Verletzungen des Kolbens (dort Körner verkümmert, Kolben gekrümmt), deutliche Wunden an den Pflanzenteilen. Sturm Hagel 36

Pilzkrankheiten Auﬂaufkrankheiten Die Erreger der Auﬂaufkrankheiten sind verschiedene Pilze (Fusarium-, Phytium- und Rhizoctonia-Arten). Die Schadbilder sind Nekrosen, Fäulnis sowie Ver- drehungen des Keimlings und der jungen Maispflanze. Lange Feldaufgangsperioden fördern diese Erkran- kungen. Ein verminderter Feldaufgang, Kümmer- pflanzen und geringere Erträge sind die Folge. Schäden aufgrund von Auﬂaufkrankheiten vorbeugen und mindern durch: II optimale Bodenstruktur, II ausgewogene Nährstoffversorgung, II standortgerechten Aussaattermin, II bodenart- und aussaatterminabhängige Saattiefe des Maiskornes, II hohe Keimfähigkeit und II Beizung des Maissaatgutes. III Wirkstoffe zur Saatgutbehandlung1 gegen verschiedene Erreger von Auﬂaufkrankheiten (BVL 2021) Wirkstoffe Mittel Wirkstoff- konzentration Aufwandmenge Mittel Metalaxyl + Prothioconazol Redigo® M 20 + 100 g / l Sedaxane Vibrance® 500 FS 500 g / l 1 Saatgut nicht verfüttern oder verzehren 15 ml pro Einheit Saatgut 2,5 ml pro Einheit Saatgut Wurzel-, Stängel- und Kolbenfäule Zu den Erregern der Wurzel-, Stängel- und Kolben- fäulen zählen Fusarium-, Rhizoctonia-, Microdochi- um-, Microspora-, Helminthosporum- und Acremonia- Arten. Hellbraune bis schwarze Verfärbungen an der Wurzel und im unteren Stängelbereich sowie verschie- dene weißliche, rötliche oder bräunliche Verfärbungen an den Lieschblättern, den Körnern und der Spindel zeichnen die Schadbilder. Mit dem Wind an die Mais- pflanze getragene Sporen oder Infektionen an der Wurzel lösen diese Krankheiten aus. Kühle und feuchte Witterung sowie Verletzungen oder bereits vorhandene Krankheiten fördern sie. Sorten mit schnell abreifender Restpflanze sind anfälliger für den Befall mit Fusarien und die Bildung von Mykotoxinen als Sorten mit länger grün bleibender Restpflanze. Die durch Fäulniserkrankungen verursachten Schäden sind: II geringere Stärkegehalte (verminderte Assimilat- umlagerung in die Körner), II geringeres Tausendkorngewicht, II geringere Keimfähigkeit, II schlechtere Standfestigkeit und Kolbensitz (erhöhte Lager- und Verlustgefahr), II Ertragsrückgang (Pflanzenverluste), II Gefahr von Erkrankungen bzw. Leistungsabfall bei Wiederkäuern, Geflügel und Schweinen (inkl. Fruchtbarkeitsstörung) durch Mykotoxine (Zearalenon, Nivalenol und Deoxynivalenol). Schäden aufgrund von Wurzel-, Stängel- und Kolbenfäulen vorbeugen und mindern durch: II angepasste Fruchtfolge und Einsatz wenig an- fälliger Sorten (Sortenempfehlungen beachten), II ausgewogene Nährstoffversorgung, besonders mit Kalium, II Vermeiden von Pﬂanzenverletzungen (z. B. auch durch einen Befall mit Maiszünslern), II rechtzeitige Ernte, II sorgfältiges Unterpﬂügen der Vorfrucht- erntereste des Getreides. 37 Wurzelfäule an Mais

Blatterkrankungen Am Mais gibt es viele Pilze, die Blatterkrankungen hervorrufen. Zwei in Deutschland bedeutende sind die durch den Pilz Setosphaeria turcica (Synonym: Exserohilum turcicum) verursachte Helminthospori- um-Blattfleckenkrankheit („Blattdürre an Mais“) und die durch den Pilz Kabatiella zeae verursachte Augenﬂeckenkrankheit. Die ersten Symptome der Blattdürre treten erst ab der Blüte Anfang bis Mitte Juli als kleine graugrüne, längliche und wässrig durchscheinende Flecken auf den unteren Blättern auf. Unter günstigen Bedingun- gen (ganztägig feuchte Blätter und hohe Temperatu- ren zwischen 18 und 27 °C) vergrößern sie sich sehr schnell, fließen zusammen, bis der Großteil der Blatt- spreiten schon Anfang September hellbraun verfärbt und der gesamte Maisbestand abgestorben ist. Durch den Befall wird die Stärkeeinlagerung in die Maiskörner vorzeitig beendet, sodass die Körner klein bleiben und der Ertrag erheblich reduziert wird. Blattdürre: bräunliche Blattspreiten, die sich schnell verbreitern Die Augenﬂeckenkrankheit überdauert an Ernterückständen am Boden. Die Sporen gelangen mit Regenspritzern auf bodennahe Blätter. Zur Infektion kommt es bei moderaten bis kühlfeuchten Bedingungen (Temperaturen über 10 °C). Die Flecken sind wenige Millimeter groß, rund und fließen nicht zusammen. Zur Sekundärverbreitung kommt es über Konidien, die in den Flecken gebildet werden. Die Krankheit tritt vor allem bei mehrjähriger Mono- kultur und Minimalbearbeitung stärker auf und führt dann zu stärkeren Blattverlusten. Schaden durch die Blattdürre an Mais und der Augenﬂeckenkrankheit kann entgegengewirkt werden mit: Propulse® (1,0 l/ha BBCH 55–69) mit den Wirk- stoffen Prothioconazol und Fluopyram. Zusätzlich strebt Bayer für Propulse® eine Zulassungserwei- terung gegen Fusarium-Arten im Mais an. Ziel der Fusarium-Bekämpfung ist es, auch bei ungüns- tigen Verhältnissen die Qualität der Erträge zu verbessern und das Auftreten von Mykotoxinen zu minimieren – für gesundes Tierfutter. Derzeit zur Fusarium-Bekämpfung zugelassen ist Prosaro® (1,0 l/ha BBCH 55–69) mit den Wirkstoffen Prothioconazol und Tebuconazole. Prosaro® entfaltet eine breite Wirkung gegen Fusarien im Mais und stoppt zudem vorhandene Infektionen sowie deren Ausbreitung. Augenﬂecken: kleines, rundes, bräunlich-rotes Zentrum, umgeben von einem deutlich größeren gelben Hof 38

Maisbeulenbrand Erreger des Maisbeulenbrandes ist der Pilz Ustilago maydis. Die Schadbilder zeigen zunächst hellgrüne bis weiße Sporenbehälter („Beulen“). Sie enthalten die schwärzlich-braunen Sporen, die sie nach dem Auf- platzen freisetzen. Die über 6 bis 10 Jahre infektions- tüchtig überdauernden Sporen können vom Boden her das meristematische Gewebe aller Organe der Mais- pflanzen während der gesamten Vegetationsperiode befallen. Der Befall wird gefördert durch Verletzungen der Epidermis nach: II Fritfliegenfraß, II starkem Wind, II Befahren der Maisbestände mit Maschinen, II Trockenstress und II Spätfrösten. Das Ausmaß der Schädigung hängt von der Befallsintensität und dem Schädigungstermin ab. Bei hoher Befallsintensität: II deformieren Jungpflanzen oder sterben ab, II treten an älteren Maispflanzen missgebildete Kolben auf, II sinkt der Kornertrag, II geht der Stärkegehalt im Silomais zurück und II verschlechtern sich der Gärverlauf sowie die aerobe Stabilität der Silagen. Die Keimfähigkeit der Sporen geht im Verlaufe der Silierung deutlich zurück. Gegen Maisbeulenbrand resistente Sorten gibt es bisher nicht, obgleich sich in den Sortenprüfungen regional Sortenunterschiede feststellen lassen. Schäden aufgrund von Maisbeulenbrand können vermindert werden durch: II Verzicht auf auffällig gewordene Sorten (Sortenempfehlungen beachten), II optimale Anbautechnik (Vermeidung Verletzungen), II Fritﬂiegenbekämpfung (auf gefährdeten Standorten), II optimale Bestandesdichte zur Minderung der Trockenstressgefahr. Es gibt gegenwärtig noch keine direkten Bekämpfungsmöglichkeiten! Maisbeulenbrand: starke Beulenkette am Blatt 39

Virosen Das Auftreten von Viruskrankheiten im Maisanbau weist starke jährliche Schwankungen auf. Frühe Infek- tionen von Ende Mai bis Ende Juni können zu starken Ertragsverlusten führen. In Deutschland wurden bisher 6 Virosen in Maisanbaugebieten gefunden: II Gerstengelbverzwergungs-Virus (BYDV, barley yellow dwarf virus) II Maisverzwergungsmosaik-Virus (MDMV, maize dwarf mosaic virus) II Zuckerrohrmosaik-Virus (SCMV, sugarcane mosaic virus) II Trespenmosaik-Virus (BrMV, brome mosaic virus) II Steriles Verzwergungs-Virus (MRDV, maize rough dwarf virus) II Weizenstrichelmosaik-Virus an Mais (WSMV, wheat streak mosaic virus) SCMV und MDMV zeigen fast identische Symptome. Die infizierten Pflanzen bleiben im Wachstum zurück und zeigen eine grün-gelbe Streifigkeit, die je nach Sortenanfälligkeit in eine Rotstreifigkeit übergehen kann. BYDV zeigen dagegen keine Mosaikzeichnung, sondern zuerst hellgrüne Streifen auf den Blattsprei- ten und später rot-violette Blattränder. Neben Mais können, wie z.B. bei dem Gerstengelbverzwergungsvi- rus (BYDV), andere Getreidearten wie Gerste, Weizen, Hafer und Roggen befallen werden. Das heißt, dieser Virus kann das ganze Jahr von einer Kultur auf eine andere übertragen werden. Da diese Virosen schwer erkennbar sind, können sie mit Sicherheit nur durch serologische Tests diagnos- tiziert werden. Die Übertragung der Virosen erfolgt in den meisten Fällen durch Blattläuse, vor allem durch die Maisblattlaus Rhopalosiphum maidis und durch die Haferblattlaus Rhopalosiphum padi. Dagegen ist der Überträger von MRDV eine Getreidezikade (Laodelphax striatellus). Das Vorkommen der Virus- krankheit ist weitgehend an die Verbreitung der Vektoren gebunden. Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV) Maisverzwergungsmosaik-Virus (MDMV) 41

III Bedeutende tierische Schaderreger beim Mais Blattläuse Fliegen Schmetterlinge Nematoden Fritfliege Maiszünsler Stängelälchen Schattenwickler Wandernde Wurzelnematoden Erdraupen Getreide- zystenälchen Schädlinge Drahtwürmer drahtartig) Die im Boden lebenden Drahtwürmer (Larven ver- schiedener Schnellkäferarten, vor allem der Gattung Agriotes, 2–4 cm lang, gelb bis hellbraun gefärbt, dunkler Kopf, feste Chitinhülle durchlaufen über einen Zeitraum von 3–5 Jahren mehrere Larvenstadien bei steigender Fraßaktivität. Das Schadbild zeigt auf dem Schlag nesterweise auftretenden Fraß an Saatkorn, Keimling, Wurzel und Spross. Bei vom Wurzelkopf ausgehendem Be- fall sind die jüngsten Blätter zunächst welk, dann auf- gehellt und später vertrocknet. Die anderen Blätter sind noch lange grün, das Wachstum der Pflanze stagniert. Je nach Standortbedingungen tritt deut- licher Kümmerwuchs ein oder die Pflanze stirbt ab. Bei Befall des Sprosses von der Seite her treten diese Symptome zuerst auch an den betroffenen älteren Blättern auf. Drahtwürmer kommen verstärkt in Böden mit einem großen Vorrat an organischer Substanz und ausreichend Feuchtigkeit vor (humose, anmoorige und Moorböden, Mineralböden nach mehrjährigem Feldfutterbau oder Ackerstilllegung). 42

Schnecken Käfer Vögel Säugetiere Schnellkäfer Fasan Schwarzwild Maiswurzel- bohrer Krähe Rotwild Drahtwürmer Taube Feldmaus Sperling Schaden tritt bei frühem starkem Befall ein durch: II Rückgang der Bestandesdichte, II Auftreten zahlreicher Kümmerpflanzen, II Verringerung des Ganzpflanzenertrages, II Rückgang des Kornertrages und des Stärkegehaltes der Silage. Bei geringer Befallsintensität oder spätem Befall kompensiert der Maisbestand die Ausfälle durch eine verstärkte Ertragsbildung der ungeschädigten Nachbarpflanzen (weiterer Standraum). Es tritt kein messbarer Schaden ein. Drahtwurmkontrolle Kann über Maissaatgut erfolgen, auf das im europäischen Ausland der Wirkstoff Tefluthrin aufgebeizt wurde (Force® 20 CS – z. B. enthalten in der Beizausstattung Acceleron® ELITE). So gebeiztes Saatgut kann in Deutschland gesetzeskonform zur Aussaat gebracht werden! Des Weiteren sind biologische Bekämpfungs- verfahren (insektenpathogene Pilze) in der Erprobung. Drahtwurmlarven: gelb bis hellbraun mit dunklem Kopf 43

Fritﬂiege Die Fritﬂiege (Oscinella frit) (3–4 mm groß, schwarz glänzend) legt ihre Eier an den Unterseiten oder in den „Tüten“ der Maisblätter ab. Nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven (beinlos, gelblich weiß, bis 4 mm groß). Sie fressen quer oder längs der Blattspreiten und erzeugen hellgrün bis gelb umrandete, bei star- kem Wind aufreißende Fraßrillen sowie Verklebungen und Verdrehungen der Blätter. Anhaltender Fraß an jungen Pflanzen zerstört den Haupttrieb und führt zur Bildung von Nebentrieben. Fraßstellen bilden Eintrittspforten für Sporen des Maisbeulenbrandes. Bedeutsam ist der Befall vom Auflaufen bis zum 2- bis 3-Blatt-Stadium des Maises. Der Schaden kann bei sehr starkem Befall entstehen durch: II Ausbildung schwächerer Kolben an den Nebentrieben, II geringere Kornerträge, II geringere Stärkegehalte in der Silage, II Förderung des Maisbeulenbrandbefalles. Fritﬂiegenbefall kann auf prädestinierten Schlägen (langjährige Beobachtungen an dem jeweiligen Standort) durch eine Flächenbehandlung mit einem Insektizid bekämpft werden. Larven der Fritfliege Sehr stark von Fritfliegen geschädigte Pflanze (Mitte) III Insektizide zur Fritﬂiegenbekämpfung (BVL 2021; Auswahl) Wirkstoff Mittel Wirkstoff- konzentration Aufwandmenge Mittel l-Cyhalothrin Karate® Zeon 100 g / l l-Cyhalothrin Kaiso® Sorbie 50 g / kg 75 ml / ha 0,15 kg / ha Spritzung Spritzung 44

Maiszünsler Der Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) legt ab Ende Juni die Eier an der Unterseite der mittleren und unteren Blätter der Maispflanzen ab. Nach ein bis zwei Wochen schlüpfen die Larven (ca. 2 mm groß, gelbbraun gefärbt, dunkler Kopf), fressen an Blättern, Pollen, Narbenfäden und bohren sich in den Stängel ein. Der Maiszünsler trat anfangs überwiegend in Süddeutschland (Oberrhein- graben) und Österreich auf, ist aber inzwischen in allen Maisanbaugebieten in Deutschland zu finden. Schadbilder zeigen deutlich: II Bohrlöcher im oberen Stängelbereich in Verbindung mit Bohrmehl auf den darunter befindlichen Blattspreiten, Weiblicher und männlicher Maiszünsler II Verluste an Assimilationsfläche, II Beschädigungen oder Zerstörungen am Gefäß- system und Minderung der Nährstoffversorgung der gesamten Maispflanze, besonders von Kolben und Körnern, II Fäulnis und Pilzbefall (Fusarium!) an den Fraßstellen, II Herabsetzung der Stabilität der mit Fraßgängen durchzogenen Stängelbereiche, II Umknicken zunächst der Rispen und, nachdem der Fraß den Kolbenansatz erfasst hat, Umknicken ganzer Maispflanzen. Schaden durch den Maiszünsler kann entgegengewirkt werden durch: II Insektizide (z. B. Decis® forte) Durch die Larven des Maiszünslers verursachte Fraßschäden II Befall umgeknickter Maispflanzen mit Krankheits- erregern und Schädlingen. II Hohe Ernteverluste, besonders bei Körnermais II Eiparasiten (Schlupfwespe Trichogramma (bis zu 30 %). evanescens) II insektenpathogene Bakterien (Bacillus thuringiensis Bt-Toxin) II intensive Zerkleinerung der Maiserntereste II Einarbeiten der Maiserntereste in den Boden II sorgfältiges Unterpﬂügen II Bei Silomais verlassen die meisten Larven mit dem Erntegut die Fläche, sodass die weitere Entwicklung überwiegend unterbrochen ist. Im Körnermais be- enden die Larven ihren Fraß erst nach Erreichen der Stängelbasis, wo sie überwintern und ihre Entwick- lung im kommenden Jahr fortsetzen (Verpuppung im Mai, Falterflug nach 3 Wochen). Die Zünslerbekämpfung erfolgt nach Warndienst- hinweisen auf der Grundlage von Schadschwellen. III Insektizide zur Flächenbehandlung gegen Maiszünsler (BVL 2021) Wirkstoffe Mittel (Beispiel) Wirkstoff- konzentration Aufwandmenge Mittel Deltamethrin Decis® forte Chlorantraniliprole Coragen® Spinosad Indoxacarb SpinTor® Steward® Bacillus thuringiensis Dipel® ES 100 g / l 200 g / l 460 g / l 300 g / kg 33,2 g / l 75 ml / ha 125 ml / ha 200 ml / ha 125 g / ha 2 l / ha 45

Westlicher Maiswurzelbohrer Der Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera) hat eine Generation pro Jahr. Die Käfer (4–7 mm groß) haben einen dunklen Kopf, einen gel- ben Halsschild und schwarze Flügeldecken mit gelben Längsstreifen, die breiter oder schmaler sind oder ganz fehlen können. Im Spätsommer legen die Weibchen ca. 500 Eier, bevorzugt in die oberen Bodenschichten von Maisfel- dern. Nach der Winterruhe der Eier entwickeln sich ab Juni des nächsten Jahres die ersten Larven (10–18 mm lang, weiß, mit brauner Kopfkapsel). Sie beginnen mit dem Wurzelfraß an den Maispflanzen. Nach kurzer Puppenruhe schlüpfen die ersten Käfer im Juli. Die meisten Käfer sind im August zu erwarten. Die Schäden an den Maispflanzen werden hauptsäch- lich durch die im Boden lebenden Larven verursacht. Anfänglich fressen die Larven Wurzelhaare, später bohren sie sich auch in kräftigere Wurzeln ein. Wegen fehlender Wurzeln nehmen die Pflanzen nur verringert Wasser und Nährstoffe auf. Sind weniger Wurzeln vor- handen, nimmt auch die Standfestigkeit ab; der untere Stängelbereich der Pflanze wächst schräg, während sich der obere Teil noch aufrichtet („Gänsehals“). Ext- remer Befall führt zu Lager (Umfallen der Pflanzen). Fressen viele Käfer während der Blüte an den Narben- fäden der Kolben, ist die Befruchtung gestört und die Einkörnung nur noch eingeschränkt möglich. Stehen Pollen und Narbenfäden nicht zur Verfügung, dann fres- sen die Käfer auch streifenförmig an den Maisblättern. Starker Befall schädigt den Mais erheblich – mehr als 50 % Ertragsverlust sind möglich. Wird auf einer befallenen Maisfläche im nächsten Jahr kein Mais an- gebaut, verkümmern die allermeisten Larven und das weitere Befallsrisiko ist gering. Vögel Krähenfraß führt zu massiven Schädigungen der Pflanzen bis hin zum Totalausfall. Gerade dort, wo Krähen auftreten, können flächen- deckende Schäden entstehen. In weiten Teilen Deutschlands wird von zunehmenden Schäden berichtet. Vergrämungsmittel (Vogelrepellent) auf pflanzlicher Basis befinden sich z. Z. in der Entwicklung von Bayer. III Beize gegen Vogelfraß (AGES 2021)* Larven des Westlichen Maiswurzelbohrers Westlicher Maiswurzelbohrer Zur Unterdrückung bzw. Kontrolle des Westlichen Maiswurzelbohrers sind folgende Maßnahmen möglich: II Einhaltung der Fruchtfolge (Mais nach Mais vermeiden) II Acceleron® Elite (siehe Seite 47) Krähenfraßschäden Wirkstoff Mittel Wirkstoffgehalt Aufwand menge Mittel Ziram Korit® 420 FS 420 g / l 87,5 ml / Saat guteinheit *Enthalten in Acceleron® Vogelrepellent 46

Acceleron® Schützt und unterstützt. Exkurs: Beizausstattung für DEKALB®-Maissaatgut Die Entwicklung der Maisbestände lässt sich frühzeitig unterstützen: Acceleron® ist eine exklusive Beizkombination, die den jungen Mais schützt und seine Entwicklung fördert. Die Vorteile II Schützt von Beginn an vor früh auftretenden Krankheiten II Verbessert die Vitalität des Bestandes II Fördert die Wasser- und Nährstoffaufnahme sowie das Wurzel- und Triebwachstum II Verbessert die Fließfähigkeit des Saatgutes So wirkt’s Acceleron® Seed Applied Solutions schützt den Be- stand während der ersten 30 Tage und darüber hinaus. Die innovative Saatgutbehandlung schützt die Pflanzen vor früh auftretenden Krankheiten und fördert somit die Etablierung, Jugendentwicklung und Vitalität des Bestandes zugunsten einer verbesserten Ausschöpfung des Ertragspotenzials der eingesetzten Genetik. Acceleron® Seed Applied Solutions enthält zudem Biostimulanzien, welche darauf abzielen, die III Optionen Bestandesentwicklung zu fördern sowie die Jugendent- wicklung und Pflanzenvitalität zu verbessern. Die Bio- stimulanzien unterstützen zudem die Öffnung der Zellen der Maiswurzeln und fördern somit eine symbiotische Verbindung mit den im Boden befindlichen Mykorrhi- zapilzen. Die Wirkung zielt auf ein vergrößertes funktio- nelles Wurzelsystem und eine verbesserte Wasser- und Nährstoffaufnahme ab. Die Leistung Acceleron® ermöglicht optimalen Schutz ab der ersten Stunde. Die innovative Saatgutbehandlung hilft dabei, das Ertragspotenzial der eingesetzten Genetik besser abzurufen, indem sie Pflanzenschutz und Biostimu- lanzien kombiniert. Fungizid Biostimulanz Vogelrepellent Insektizid 47

Exkurs: Anwender Schutz Ein nachhaltiger Umgang mit Pﬂanzenschutzmitteln erfordert sowohl den Schutz der Umwelt als auch die Sicherheit des Anwenders. Aus diesem Grund hat Bayer ein ganzes Bündel an Maßnahmen geschnürt. Es enthält Informationen, Schulungen, aber auch Schutzkleidung. Besonderheit: Korit®-gebeiztes Saatgut Als wichtige Maßnahme gegen Vogelfraß wird Mais- saatgut heute häufig mit Korit® 420 FS behandelt (siehe Seite 36), so auch DEKALB®-Maissaatgut. Für den Umgang mit Korit®-gebeiztem Saatgut empfiehlt Bayer zusätzlich zu den oben beschriebenen Maß- nahmen folgende Handhabung durch den Anwender: II Arbeitsschutzkleidung / lange Ärmel II Nitrilhandschuhe (EN 374-3 oder -2) II Schutzmaske FFP3 und II Schutzbrille - EN 166 Risiken vermeiden, richtige Arbeits- kleidung wählen Um Risiken beim Umgang mit gebeiztem Saatgut zu vermeiden, rät Bayer, Saatgutsäcke vorsichtig zu behandeln und Staubentwicklung bei der Aussaat zu vermeiden. Geöffnete Saatgutsäcke sollten nicht am Feldrand liegen gelassen und eine Aussaat bei hohen Windgeschwindigkeiten vermieden werden. Außerdem sollten Landwirte darauf achten, das Saatgut sorgfäl- tig in den Boden einzuarbeiten – insbesondere zum Schutz von Vögeln und anderen Wildtieren. Für den Umgang mit Pﬂanzenschutzmitteln gelten Anwendungsbestimmungen, die je nach Produkt va- riieren können. Maßgeblich ist, was auf den Etiketten und Verpackungen der Pflanzenschutzmittel steht. Zentral für den Schutz des Anwenders ist jedoch eine intakte Schutzkleidung. Für diesen Zweck hat Bayer einen Koffer mit persönlicher Schutzkleidung zu- sammengestellt: Das „Herzstück“ ist eine zertifizierte Ärmelschürze, die besonders angenehm zu tragen ist. Der Koffer ist im Prämiensystem Premeo von Bayer erhältlich (Informationen unter https://baydir.de/). 48

Ernte und Konservierung Entwicklung des Maisbestandes im Verlaufe der Abreife Die in den grünen Pflanzenteilen reichlich gebildeten Assimilate (Zucker) verleihen dem Mais eine sehr hohe Vergärbarkeit bei ausreichender Feuchte in der Restpflanze sowie einen hohen Energiegehalt. Nach ihrem Transport in die Körner werden die Assimilate im Verlauf der Reife in Stärke umgewandelt. Die Stärke weist dabei einen noch höheren Energiegehalt auf und ermöglicht aufgrund ihres spezifischen Verdau- ungsablaufes auch bei Wiederkäuern eine sehr hohe tierische Leistung. Kann die Blüte infolge extremer Trockenheit nicht ordnungsgemäß verlaufen und wird der Kornansatz dadurch vermindert oder gar unter- bunden, behält der Silomais zwar seine hervorragende Vergärbarkeit bei, er weist aber eine um etwa 0,5 bis 1,0 MJ NEL/kg TS geringere Energiedichte auf. Diese schwankt sehr stark in Abhängigkeit von dem Kolbenansatz und der Kolbenausbildung. Für die Kolben- und die Körnernutzung sind derart geschä- digte Bestände ungeeignet. Wenn die Assimilatumlagerung in das Korn abge- schlossen ist, zeigt sich an der Kornbasis, am Ran- de des mit Stärke ausgefüllten Endosperms, eine Schwarzfärbung („Black Layer“). Der TS-Gehalt der Körner liegt dann zwischen 50 und 60 %. Gleichzeitig sinkt der Futterwert der Restpflanze, weil der Roh- fasergehalt als Festigkeitsausgleich für den abneh- menden Wassergehalt (Turgordruck) zunimmt. Diese sogenannte Verstrohung der Restpflanze ist Bestandteil des normalen Reifeprozesses im Mais, wird aber sowohl von der Umwelt als auch von der Sortenwahl beeinflusst: Eine heiße und sehr trockene Witterung während dieser Kornfüllungsphase kann den Verstrohungseffekt stark beeinflussen. Bei den Sorten ist der Effekt unterschiedlich stark ausgeprägt. Einzelne Sorten halten ihre Energiewerte bzw. bleiben sehr hoch verdaulich, auch während und nach Abschluss dieser Assimilatumlagerung. Zurückzufüh- ren ist dies auf ein verbessertes Stay Green, welches es ermöglicht, auch bei hohen TS-Werten über die 35 % noch sehr hoch verdauliche Silagen zu erzeugen. 50

III Verlauf der Gesamt-, Kolben- und Restmais-Trockenmasse ) n e z n a fl P ( S T g 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 Ganzpﬂanze Kolben Restpﬂanze 23.5. 2.6. 12.6. 22.6. 2.7. 12.7. 22.7. 1.8. 11.8. 21.8. 31.8. 10.9. 20.9. 30.9. 10.10. Quelle: NN Der gesamte Energiegehalt des Silomaises steigt über die Blüte hinaus bis zur Reife stetig an, weil die in den Körnern gebildete Energie schneller wächst als die Energie der immer weniger verdaulich werden- den Restpflanze abnimmt. Damit bildet der Silomais unter den Grundfutterarten die absolute Ausnahme und begründet seine herausragende Stellung. Mit der Restpflanzenabtrocknung nimmt die Lagerneigung des Maisbestandes zu. Die Siloernte hat deshalb unverzüglich zu erfolgen. Danach steigt der TS-Gehalt der Körner weiter an, überschreitet die 70 %-Marke allerdings nur in günstig gelegenen Maisanbaugebieten mit trockener und warmer Witterung in günstigen Maisanbaulagen. Im Laufe des Oktobers muss dann, oft unabhängig vom TS-Gehalt der Körner, der Drusch stattfinden. Die Sorte ist so zu wählen, dass die Abreife gewähr- leistet ist. Körnertrocknung ist in der Regel überall in Deutschland erforderlich. 51

Ganzpﬂanzenernte Silomais setzt sich aus zwei physiologisch unab- hängigen Teilen zusammen: dem Kolben und der Restpflanze. Je höher der Kolbenanteil, desto höher der Trockenmassegehalt in der Maissilage. Auch die Maiskornausreife (TS-Gehalt) sowie die Restpflan- zenabreife (TS-Gehalt) spielen hierbei eine wichtige Rolle (siehe Tabelle Spiekers und Rutzmoser, 2008). Bei zu früher Ernte (vor Abschluss der Assimilatum- lagerung und der Einlagerung der Maisstärke) wird unabhängig vom Abreifeverhalten der Restpflanze ein potenzieller Energieertrag verschenkt. Wenn die Ernte allerdings hinausgezögert wird, steigt das Risiko für zu hohe TS-Werte, verursacht durch eine Überschreitung der Restpflanzen-TS von 25 %. Das erschwert das Verdichten der Silage im Silo. Sofern der TS-Gehalt der Restpflanze jedoch 25–26 % nicht überschreitet, lässt sich durchaus eine sehr gute Silage mit TS-Werten von deutlich über 35 % TS-Gehalt erzeugen. Wenn der Kolbenanteil 50 % überschritten hat und jede Pflanze einen gut ausgebildeten Kolben besitzt, erreicht auch bei noch relativ grüner, Bei der Silierung sollte der Maisbestand folgende Eigenschaften aufweisen: II Entwicklungsstadium Teigreife bis physiologische Reife, II TS-Gehalt der Körner 50 bis 60 %, II TS-Gehalt der Ganzpflanze 30 bis 40 %, idealerweise zwischen 32 und 36 % TS-Gehalt II Kolbenanteil 45 bis 65 % (TS), II Kein Lager und keine Verpilzung (Stängelfäule, Maisbeulenbrand), II Keine Giftpflanzen (Nachtschatten). langsam abgereifter Restpflanze (Stay-Green-Typen) die Ganzpflanze einen TS-Gehalt von mindestens 30 %, aber 32 % bei größeren Mietenhöhen. Sickersaft tritt dann in der Regel nicht mehr aus, außer bei sehr hohen Silostöcken (siehe Tabelle Methode 1). III Methode 1 zur Erntezeitpunktbestimmung: Trockenmassegehalte der Maissilage in Abhängigkeit der Abreife von Restpflanze und Maiskorn sowie des Kolbenanteils Kolbenanteil (% der TS) TS-Gehalt Maiskorn (%) 45 50 55 60 65 50 60 50 60 50 60 50 60 50 60 Quelle: SPIEKERS und RUTZMOSER, 2008 52 20 27,0 28,2 28,1 29,5 29,2 31,0 30,5 32,6 31,9 34,4 TS-Gehalt Restpﬂanze (%) 22 28,9 30,3 30,0 31,6 31,1 33,1 32,3 34,7 33,6 36,4 25 31,7 33,4 32,6 34,6 33,7 36,0 34,8 37,5 35,9 39,2

III Methode 2 zur Erntezeitpunktbestimmung: Einschätzung des TS-Gehaltes einer Gesamtpflanze durch Beobachtung des Maiskornes Beginn der Beobachtung Entwicklungsstadium Erntefenster HARTMAIS/ZWISCHENTYPEN Beginn der Kornfüllung Blüte + 250 bis 300 WS* Erste glasige Linse oben an der Kornkrone Glasige Linse ersichtlich an der Kornkrone der meisten Körner < 22 % TS 23–24 % 25–26 % Erntezeitpunkt abschätzbar Erntezeitpunkt abschätzbar Glasige Stärke an der gesam- ten Kornspitze aller Körner; glasige Stärke macht 15% des Kornvolumens aus 27–29 % Falls notwen- dig, Erntebe- ginn bei 29 % TS möglich – nicht empfohlen! Maiskorn zur Hälfte glasig, milchig an der Spitze Korn zu 2/3 glasig, keine milchige Stärke an der Kornspitze Blüte + 600 bis 650 WS*; die drei Stärketypen teilen sich in drei gleiche Teile auf 31–32 % MS Optimaler Erntebeginn 33–34 % Optimales Erntefenster 35–37 % TS Optimales Ern- tezeitfenster überschritten, Körner müssen aufgebrochen werden 35–37 % TS Ernte zu spät Regelmäßige Wasserversorgung, große Restpﬂanze, grüne Blätter < 22 % TS 23–24 % TS Erntezeitpunkt abschätzbar 25–26 % TS Falls notwendig, Erntebeginn bei 29 % TS möglich 27–29 % TS Optimaler Erntebeginn 31–32 % TS Optimales Erntefenster 33–34 % TS Optimales Erntezeitfenster überschritten, Achtung bei der Austrocknung der Stängel und Blätter Unregelmäßige Wasserversorgung, mittelhohe Restpﬂanze, Blätter +/- abgetrocknet Zahnmais Aufgeblähtes Korn Beginn der Eindellung „Denting“ an der Kornkrone // Glasiger Ring // Eingedellte Körner über den gesamten Kolben Glasige Kornspitze Die drei Stärkentypen verteilen sich auf jeweils ein Drittel Korn zur Hälfte glasig Korn zu 2/3 glasig < 22 % TS 23–24 % 25–26 % 27–29 % 31–32 % 33–34 % 35–37 % *Wärmesumme Quelle: ARVALIS - Institut du végetal (Juli 2011) III Die drei Stärketypen Hartmais/Zwischentypen Zahnmais Der Abreifegrad und der TS-Gehalt eines Maisbestandes lässt sich anhand der Kornfüllung feststellen. Das Ziel ist eine feste Stärke von mindestens 50 %, siehe Arvalis Tabelle (Tabelle Methode 2). Der sicherste Weg, um den Trockensubstanzgehalt festzustellen, ist die TS-Bestimmung mehrerer repräsentativer Ganzpflanzen des Schlages oder ihrer Kolben im Trockenschrank. 53

Die Silobefüllung verlangt eine hohe Schlagkraft der gesamten Erntekette, um eine möglichst kurze Füllzeit des Silos zu erreichen. Hier ist die Arbeits- qualität des Feldhäckslers besonders gefordert. Bei leistungsfähigen Häckslern entsteht ein großer Transportraumbedarf. Die Kapazität beim Festwalzen auf dem Silo entscheidet über die Häckselleistung auf dem Feld. Eine nicht ausreichende Verdichtung im Silostock von mindestens 220 kg TS/m3 kann zu einer Nach- erwärmung der Silage führen. Das wirkt sich negativ auf die Futterqualität aus – bis hin zu einem Totalverlust des Futterstocks. Während des Verdich- tens ist besonders auf die Seitenwände und auf die letzte Schicht beim Befüllen über das gesamte Silo zu achten, da diese Stellen meistens die Problemzonen darstellen. Bei der Silage-Entnahme aus dem Fahrsilo muss ein regelmäßiger Vorschub gewährleistet sein. Eine Entnahme kann sonst zu Nacherwärmungsverlusten führen. Wenn dieser Vorschub nicht gegeben ist, sollte ein Siliermittel eingesetzt werden, das die aerobe Stabilität bei der Entnahme erhöht. Hinweise für eine hohe Silagequalität: II Der richtige Erntezeitpunkt für die Sorte und den Bestand auswählen – siehe Tabelle Kornfüllung. II Häcksellänge dem TS-Gehalt anpassen – hoher TS-Gehalt kürzere, niedriger TS-Gehalt längere. II Häckselmesser regelmäßig, ggf. mehrmals täglich nachschleifen. II Corncraker verwenden (jedes Korn muss angeschlagen sein) und dem TS-Gehalt des Korns entsprechend anpassen. II Besonders bei TS-reichem Mais ist es möglich, Siliermittel (Wirksamkeit Wirkungsrichtung 2 im Rahmen der DLG-Siliermittelprüfung sowohl auf bakterieller als auch chemischer Basis nachgewiesen) zu verwenden, um das anaerobe Vergären und die aerobe Stabilität bei der Entnahme zu erhöhen. II Siliergut im Silo sorgfältig festwalzen. Lagerungsdichte 220 kg TS/m3 anstreben. II Verschmutzung des Siliergutes bei der Einlagerung verhindern. II Kurze Füllzeiten (wenige Tage). II Abdeckung unverzüglich und luftdicht. 55

Kolbenernte Die Ernte von Corn-Cob-Mix kann erfolgen, bevor die Druschreife eingetreten ist (TS-Gehalt der Körner ab 60 %). Für die Ernte von CCM ist der Mähdrescher mit Maispflückvorsatz und Maisausrüstung im Bereich Dreschwerk und Reinigung auszustatten. Allerdings müssen Dreschtrommel und -korb so eingestellt sein, dass die gewünschten Spindelanteile im Erntegut verbleiben. Bevor es in das Silo eingelagert wird, zer- kleinert eine mobile Mahlstation das Erntegut. Bei der Silofüllung ist so zu verfahren wie bei der Ganzpflan- zenernte von Mais. Körnerernte Körnermais kann geerntet werden, sobald die Körner die physiologische Reife erreicht haben („Black Layer“ siehe Abbildung unten links – TS-Gehalt der Körner ab 60-65 %). Allerdings sollte der Drusch für die Trocknung kurz nach der physiologischen Reife nicht erfolgen, da die Trocknungskosten bei Kornfeuchte- Werten über 30-35 % den Profit stark reduzieren würden. Darüber hinaus bildet die physiologische Reife zwar den Höhepunkt der Stärke-Einlagerung ab, danach befindet sich die Bildung von Protein- Komplexen jedoch noch in der Ausreifephase. Diese kann einen Mehrertrag von 3-5 % ausmachen, bevor das Maiskorn sich auf die passive Wasserabgabe-Phase der Abreife umstellt. Für den Drusch von Körnermais ist der Kolben vom Stängel abzutrennen und dem Dreschwerk zuzuführen. Bis dahin müssen die Mais- stängel standfest sein und die Kolben einen festen Sitz aufweisen. Das lässt sich in der Sortenprüfung fest- stellen und in der Sortenempfehlung berücksichtigen. Häckseleinrichtungen am Mähdrescher zerkleinern das Maisstroh nach dem Pflückvorgang und streuen es breit übers Feld. Aus phytosanitären Gründen ist das Maisstroh unverzüglich zu zerkleinern und unter- zupflügen. Der Anteil verkaufsfähiger Ware (Verhältnis ganzer zu angebrochenen oder zerschlagenen Körnern und Verunreinigungen im Erntegut) soll bei Körnermais möglichst 90 % erreichen oder diese Prozentzahl überschreiten. Je höher der TS-Gehalt im Korn ist, desto geringer sind die Verunreinigungen und die Verluste bei der Ernte. Für einen optimalen TS-Ge- halt können Sorten sorgen, die standortangepasst gut abreifen und sich außerdem durch einen hohen Körnerertrag und eine gute Druscheignung auszeich- nen. Hier liegen Zahnmais-Hybriden, besonders auf wärmegünstigen Lagen, im Vorteil. Diese Genetik kann das Wasser bei der Kornabreife unter günstiger warmer und trockener Witterung im Herbst schneller abgeben als ihre Hartmais- oder Zwischtentypen-Pen- dants. Wegen des relativ hohen Feuchtegehaltes sind die bei uns geernteten Körner ohne konservierungs- technische Maßnahmen zumeist nicht lagerfähig und bedürfen einer Trocknung oder eines speziellen Feuchtkonservierungsverfahrens. Schwarzer Punkt „Black Layer“ 56

III Konservierungsmöglichkeiten für Maiskörner getrocknet feucht unzerkleinert unzerkleinert geschrotet Warmlufttrocknung gasdicht gelagert mit Propionsäure siliert trockene Körner Feuchtkornsilage Feuchtschrotsilage Quelle: ESTLER, 1999 Feuchte Körner (65 bis 70 % TS) können unzerkleinert in gasdichten Silos konserviert oder geschrotet sowie CCM-siliert werden. Maiskörner lassen sich unter Zusatz von Propionsäure unzerkleinert in korros- ionsfesten und mit Folie bedeckten Behältern lagern. Die Trocknung der Körner erfordert den größten Aufwand. Je niedriger der TS-Gehalt bei der Ernte ist, desto mehr Wasser ist bis zur Lagerfähigkeit bei 86 % TS zu entziehen. Das erhöht den Energie- verbrauch. Auch hier haben Zahnmaistypen beim Trocknen des Ernteguts mit warmer bzw. heißer Luft gegenüber Hartmais- oder Zwischentypen den Vorteil, das Wasser leichter und schneller, mit weniger Auf- wand abzugeben. Die Körnertrocknung erhöht die Kosten des Körner- maisanbaus z. T. beträchtlich (einige Hundert Euro je Hektar). Hier wird einmal mehr deutlich, was es be- deutet, sicher abreifende Sorten standortgerecht aus- zuwählen. Ein hoher Kornertrag ist erforderlich, um die durch Trocknung anfallenden Mehrkosten gegenüber herkömmlichem Getreide abzufangen und die Wett- bewerbsfähigkeit des Körnermaisanbaues zu stärken. III Erforderlicher Wasserentzug und Wärmemenge bei der Trocknung von Mais Anfangsfeuchte bei der Ernte % Wasserentzug1 kg/dt Wärmemenge kJ/dt 35 40 45 1 Bis auf eine Lagerfeuchte von 4% Quelle: ESTLER, 1999 32,3 43,3 56,2 194.000 260.000 337.000 57

Beratung auf allen Kanälen Regionale Experten Saatgut & Pflanzenschutz Das Bayer-Saatgut-Team unterstützt bei: II der Wahl der richtigen Sorte II der passenden Beizaustattung II der optimalen Anbauempfehlung Das Bayer-Pflanzenschutz-Team unterstützt bei: II der Wahl des passenden Pflanzenschutzproduktes II der Festlegung der idealen Spritzfolge II Resistenzmanagement über die Fruchtfolge hinweg BayDir-Aktuell-App Vorteile der Berater-App: II Regionale Beratung von Ihrem Berater vor Ort II Informationen für Ihre relevanten Kulturen II Warnmeldungen, auch per Push für Befallssituation oder Wetterereignisse II Hochauflösende Wetterprognosen für Ihren Standort mit engmaschigem Vorhersagenetz II Direkte Kontaktmöglichkeit zum Vertriebsberater über die App Finden Sie Ihren regionalen Ansprechpartner mit der PLZ-Suche. Weitere Informationen auf https://baydir.de/ E-Mail Wetter Aktuell Agrar-Beratung Vorteile des Newsletterservice: Vorteile der Agrar-Beratung: II Drei E-Mails pro Woche in der Saison zum Ackerbau (Saatgut & Pflanzeschutz) II Kompakter Inhalt: • Aktuelle Beratungsempfehlungen – auf Ihre Region abgestimmt • 3-Tage-Wettervorhersage für Ihren gewählten Standort • Aktuelle Marktnotierungen für landwirtschaftliche Produkte II Kostenlos II Jederzeit kündbar Melden Sie sich online zu unserem Wetter Aktuell Newsletter an: II Alle Fragen, die individuell auftauchen, vom Bayer-Expertenteam beantwortet II 6 Tage in der Woche erreichbar: Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr, Samstag von 8 bis 12 Uhr II Über verschiedene Kanäle erreichbar: • Telefon: 0800 220 22 09 • WhatsApp (neu): +49 174 346 56 41 • Chat auf www.agrar.bayer.de Registrieren Sie sich auf www.agrar.bayer.de/AgrarWetter/ WetterAktuell. Agrar Telefon WhatsApp- Service Chat- Service 58

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