Schadbild
Meist wird die Krankheit kurz nach der Blüte am Laub sichtbar. Auf der Ober- und Unterseite der Blätter zeigen sich zunächst rundliche, später unregelmäßige, braungraue, samtige, sich vergrößernde Flecken. Die Blätter sterben vorzeitig ab, und die Bäume verlieren schon im Sommer ihr Laub. Bei sehr starkem Befall ist die Fruchtschale der Äpfel und Birnen zur Erntezeit durch große, verkorkte Risse und zahlreiche große, schwarze Flecken verunstaltet (Frühschorf), oder die Früchte haben kleine braune bis schwarze Flecken, die teils scharf ausgeprägt, oft aber auch erst ganz schwach angedeutet sind (Spätschorf). Bei Birnen finden sich auch grindige Zweigspitzen und als Frühbefall schwarze Flecken am Stiel und an der jungen Frucht, weshalb die Früchte abfallen können. Werden Äpfel und Birnen noch kurz vor der Ernte infiziert, zeigt sich die Krankheit erst auf dem Lager.
Es bilden sich glänzend schwarze Flecken, die leicht eingesunken sind (Lagerschorf).
Krankheitserreger
Die Schorfpilze (beim Apfel Venturia inaequalis und bei der Birne V. pirina) überwintern im abgefallenen Laub, bei Birnen auch in grindigen Zweigspitzen. Auf den abgefallenen Blättern bilden sie Wintersporen aus, die zur Zeit des Knospenaufbruchs reifen und nach den ersten warmen Regenfällen aus ihren Behältern (Perithezien) ausgeschleudert werden (Ascosporenflug). Die winzigen Sporen werden vom Wind leicht fortgetragen. Gelangen sie auf sich gerade öffnende Knospen ihrer Wirtspflanzen, so keimen sie bei genügender Feuchtigkeit und infizieren das Blattwerk. Der Sporenflug dauert etwa 6-8 Wochen. An der Infektionsstelle entstehen die oben beschriebenen Flecken, in denen sich später Sommersporen (Konidien) bilden: Durch Regen werden diese von Blatt zu Blatt auf die jungen Früchte gespült, und die Krankheit greift innerhalb des Baumes immer weiter um sich (Sekundärinfektion).
Bei Birnen spielen als Infektionsquelle auch die "Grindzweige" eine wichtige Rolle, da auf ihnen schon frühzeitig Konidien (Sommersporen) gebildet werden, die Sekundärinfektionen verursachen können.
Bedeutung
Der Schorf ist die wirtschaftlich wichtigste Krankheit bei Apfel und Birne. Durch einen vorzeitigen Befall werden die Bäume in ihrer Entwicklung gehemmt, und die Anlage nächstjähriger Blütenknospen wird beeinträchtigt. Risse und Flecke vermindern den Wert der Früchte. Schon geringer Schorf-Befall bewirkt eine Einstufung der Früchte in eine schlechtere Handelsklasse. Sie können nicht gelagert werden, da durch die Risse leicht Fäulniserreger ins Fruchtfleisch eindringen. Oft zeigt sich als Folgeerscheinung von Fruchtschorf die Monilia-Fruchtfäule (Polsterschimmel); der Schaden ist dann noch entsprechend größer. Um Blätter und Früchte zu schützen, muss die Bekämpfung schon vor der Blüte beginnend oft bis zur Ernte mehrmals in 7-14tägigen Abständen (je feuchter das Wetter, desto häufiger) durchgeführt werden.