Bereits im Herbst 2021 war in Deutschland die fünfte Verordnung zur Änderung der Pflanzenschutz-Anwendung in Kraft getreten – mit teils erheblichen Auswirkungen auf die hiesige Landwirtschaft. Im vergangenen Sommer wurde von der Europäischen Kommission darüber hinaus ein weiterer Entwurf mit dem Namen „Sustainable Use Regulation" (SUR) vorgestellt. Dieser soll im Rahmen der Landwirtschaftsstrategie der EU neue Mengenvorgaben für Pflanzenschutz festlegen.
Der Entwurf der EU umfasst rund 80 Seiten, die es für Landwirte in sich haben: Sie sehen ein umfassendes Verbot der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in sogenannten „sensiblen Gebieten“ vor. Würden Landschaftsschutzgebiete final unter die Definition fallen, wäre etwa ein Drittel der deutschen Landesfläche betroffen – Fläche, die oft auch landwirtschaftlich genutzt wird. Für einige Mitgliedsstaaten sieht der Entwurf dabei eine pauschale Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln von bis zu 50 Prozent bis 2030 vor.
Dieses Vorhaben hat zu hitzigen Debatten zwischen Politik, Umweltschutzgruppen, der Agrarindustrie und Bauernverbänden geführt. Auch, weil man im Prinzip im gleichen Boot sitzt: Auf der einen Seite müssen dringend Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel und für den Schutz der Artenvielfalt unternommen werden, auf der anderen Seite müssen ausreichend Nahrungsmittel, Futter, Baustoffe etc. produziert sowie Erträge und damit auch Preise von Lebensmitteln stabilisiert werden. Wie also mit diesen Zielkonflikten umgehen?
Im Interview mit Forward Farming, der Bayer-Themenreihe rund um moderne und nachhaltige Landwirtschaft, ordnet Landwirt Bernd Olligs die aktuelle Debatte aus Praxissicht ein.