Agrar Magazin / AgrarGespräch

Agrargespräch Nachhaltigkeit und Innovation
AgrarGespräch

1. AgrarGespräch am 24. Juni: Nachhaltig Landwirtschaft betreiben – was bedeutet das?

Wie passen Nachhaltigkeit und Innovation in der Landwirtschaft zusammen und wie lassen sich bereits Erreichtes, aber auch noch „offene Posten“ gegenüber der Gesellschaft verständlich kommunizieren? In der ersten Runde des Livestream AgrarGespräch wagten sich die von Bayer und der Agrarzeitung geladenen Gäste auf ein weites Feld, über das sie von Dr. Angela Werner, Chefredakteurin der Agrarzeitung, sicher geführt wurden.
AgrarGespräch Das neue Live Formatt

„Es gibt bereits viele coole nachhaltige Projekte“, eröffnete Carina Konrad, Landwirtin und MdB für die FDP, ihr Eingangsstatement. „Landwirte vor Ort nehmen die Kommunikation immer öfter selbst in die Hand, um darüber zu berichten.“ Dr. Katharina Seuser, Professorin für Journalistik und Medienproduktion an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, fragte zurück: „Reicht das wirklich aus?“ Ihr fehlt der übergreifende kommunikative Ansatz. Für Ingemar Bühler, Leiter Public Affairs & Sustainability für Bayer in Deutschland, ist es wichtig, Informationen über Landwirtschaft mehr in urbane Kreise zu bringen. „Diesen Ansatz verfolgen wir beispielsweise mit unseren ForwardFarms, auf die wir jedes Jahr Tausende von Besuchern einladen.“

Für Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik und Kommunikation von Bioland e.V., wirken die Nachhaltigkeitsforderungen zu wenig in Breite. „Die Positivbeispiele ändern nichts daran, dass wir zu viel Dünger und zu viel Pflanzenschutz in der konventionellen Landwirtschaft einsetzen.“
Prof. Dr. Katharina Seuser
Prof. Dr. Katharina Seuser

Professorin für Journalistik und Medienproduktion an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Katharina Seuser erläuterte ein aktuelles Projekt der Bundestiftung Umwelt (DBU), das dazu beitragen soll, Kriterien für eine nachhaltige Landwirtschaft zu identifizieren und Bewertungskriterien zu entwickeln. „Das Messen von Nachhaltigkeit in der komplexen Materie Landwirtschaft ist ein schwieriges Themenfeld. Wir müssen die Nachhaltigkeit aber unbedingt aus ihrer Beliebigkeit herausholen“, sagte die Professorin.

Für Carina Konrad braucht es dazu Innovationen. Nur so könnten sich Betriebe im Sinne der Nachhaltigkeit weiterentwickeln und dabei gleichzeitig Einkommen sichern. „Der Nutzen von Innovationen ist jedoch nicht für alle gleich“ ergänzte Katharina Seuser. „Deshalb gehören auch Innovationen auf den Prüfstand. Sie müssen ökologisch, ökonomisch und sozial im Sinne der Nachhaltigkeit sein.“
„Innovationen entwickeln ist für Bayer das Kerngeschäft“, so Bühler. Dabei gehe es schon lange nicht mehr nur um Effektivität, sondern vor allem um das Umweltprofil neuer Pflanzenbaustrategien, die Saatgut, chemischen und/oder biologischen Pflanzenschutz sowie digitale Lösungen umfassten. „Hier die Balance zu finden, ist nicht immer einfach.“


Dr. Angela Werner und Ingemar Buehler
Dr. Angela Werner, Chefredakteurin der agrarzeitung, und Ingemar Buehler, Leiter Public Affairs & Sustainability für Bayer in Deutschland

Wehde begrüßte die Systemorientierung des Unternehmens. „Die Biolandwirtschaft denkt seit jeher ganzheitlich“, und „Innovationen müssen sich deshalb immer am Gemeinwohl orientieren“. Daraus ließen sich lohnende Geschäftsmodelle für mehr Nachhaltigkeit entwickeln. Mit Blick auf die FDP-Bundestagsabgeordnete forderte Wehde, dass Politik dafür die Rahmenbedingungen schaffen müsse.
Gerald Wehde
Gerald Wehde

Geschäftsleiter Agrarpolitik und Kommunikation von Bioland e.V.

Die Runde richtete den Blick auf Brüssel und auf die Farm-To-Fork-Strategie. Konrad kritisierte, dass noch nicht einmal der mehrjährige Finanzrahmen stehe. Aber man diskutiere schon über die Verteilung der Gelder. Auch sei Farm-To-Fork auf reine Reduktion ausgelegt. Somit wachse die Gefahr, dass Pflanzenkrankheiten in den Kulturen zunähmen. Auch wäre eine ökologisierte Landwirtschaft noch stärker von öffentlicher Förderung abhängig. „Das ist für mich nicht nachhaltig,“ so die FDP-Politikerin.
Wehde widersprach Konrad vehement. „Es sind doch gerade die Ökobetriebe, die sich die Preise am Markt holen. Und von einer Krankheitszunahme auf Bioflächen kann man absolut nicht sprechen.“

Von Farm-To Fork enttäuscht zeigte sich Bühler. „Mir fehlt der ganzheitliche Ansatz.“ Die Strategie beschränke sich auf „Lieblingsfaktoren“, ohne deren Konsequenzen für die Lebensmittelsicherung, auch unter regionalen Aspekten, zu berücksichtigen. Das bedeute jedoch nicht, dass Bayer bei der Reduktion der Betriebsmittel nicht mitgehe. „Wir haben ein großes Interesse daran.“

Carina Konrad
Carina Konrad

Landwirtin und MdB für die FDP

Carina Konrad kam noch einmal auf die von Katharina Seuser ins Gespräch gebrachten Nachhaltigkeitsindikatoren zurück. „Ich hoffe, dass solche wissenschaftlich basierten Indikatoren kommen werden“. Bis dahin sollte man Biodiversitätsmaßnahmen anerkennen, selbst wenn sie nicht immer das bringen würden, was man sich erhofft habe. „Mir geht der Hut hoch, wenn ich dann von Alibi-Blühstreifen höre.“ Da schwinge viel Misstrauen mit. „Missverständnisse dieser Art lassen sich nur kommunikativ lösen“, ergänzte Seuser und kritisierte argumentative Grabenkämpfe. „Wir brauchen dringend eine neue Kommunikationskultur“.

Mit dem AgrarGespräch ist ein weiterer Schritt in diese Richtung getan. Das nächste AgrarGespräch geht am >> 15. Juli um 8.00 Uhr auf Sendung. Dann diskutiert die Expertenrunde über die Zukunft von Rübe, Raps & Co. vor dem Hintergrund von Wirkstoffverlusten und Resistenzen.

Video-Aufzeichnung des Livestreams auf Youtube:

Video: Das 1. AgrarGespräch in voller Länge

Nachhaltig Landwirtschaft betreiben - was bedeutet das?

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