Agrar Magazin / Biodiversität

Luftbildaufnahme von der Versuchsflächen BFF Selterhof in Einbeck
Biodiversität

Open Toolbox: Die Werkzeuge für's große Ganze

Open Toolbox – der Offene Werkzeugkasten für eine nachhaltige Landwirtschaft.

Unsere moderne Gesellschaft steht vor den großen Herausforderungen des Klimawandels und des Biodiversitätsverlustes. Beides ist existenzbedrohend. Und bei beiden ist die Landwirtschaft im Fokus-  sie hat über die große Flächennutzung auch große Hebel.

Die Landwirtschaft und ihre Akteure müssen Strategien entwickeln, um sich kurz- und mittelfristig anzupassen, z.B. an Wetterextreme oder an Ökosysteme, die davorstehen, aus dem Gleichgewicht zu geraten. Direkte Konsequenz kann sein, dass die Bodenfruchtbarkeit leidet, die Erosionsgefahr steigt und sich der Schädlingsdruck erhöht, auch durch neue Schädlinge. Es erwächst die Notwendigkeit Anbausysteme anzupassen.

Außerdem steht die Landwirtschaft, wie alle anderen Bereiche auch, vor der Aufgabe, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Dazu gehört es, Treibhausgasemissionen so weit wie möglich zu reduzieren und Kohlenstoff im Boden zu binden. Die Biodiversität gilt es vor allem in den am meisten gefährdeten Lebensräumen vor veränderter Landnutzung zu schützen, aber auch neue Lebensräume zu schaffen, um Ökosysteme zu stabilisieren – auf und neben dem Feld.

Alle Möglichkeiten ausschöpfen – Feld- und Kulturspezifisch

Was für uns fest steht:

  1. Ziel muss es sein, produktive Landwirtschaft mit Klima- und Biodiversitätsschutz so gut wie möglich zu vereinen, um auf das Produkt bezogen eine Entlastung auf der Fläche (pro ha) zu erreichen.
  2. Es gibt nicht die eine Lösung, um das zu erreichen. Praxistaugliche Ansätze müssen, mit allen gegeben Werkzeugen und Ansätzen, die zur Verfügung stehen, landschafts- ggf. feldspezifisch, sowie kulturspezifisch getestet und umgesetzt werden.
  3. Zwischen ausreichenden Erträgen, Landnutzung, Reduzierung der Erosionsgefahr, Klimabilanz und Biodiversität können Zielkonflikte entstehen, oft kann man nicht alles zeitgleich maximieren1. Aber wir können auch Synergien für diese Ziele finden.

Damit dies optimal möglich wird, bedarf es einer „Open Toolbox“, also einem offenen Werkzeugkasten, der zur nachhaltigen Zukunftssicherung der Betriebe beiträgt. Die Inhalte dieser „Open Toolbox“ sind vielfältig. Sie umfassen Produktionsmittel aller Art: Saatgut, Dünger – mineralisch wie organisch -, Pflanzenschutz – chemisch wie biologisch und mechanisch-, Diagnoseinstrumente und Sensorik, sowie agronomische Praktiken. Je nach Standortbedingung kombiniert lassen sich damit nachhaltige Anbausysteme mit multiplen Vorteilen auf den Betrieben etablieren.

„Wir müssen Landwirtschaft als System denken. Nur Einzelaspekte zu optimieren, reicht nicht mehr. Landwirte stehen im Zentrum unserer Bemühungen für eine moderne, nachhaltige Landwirtschaft. Deswegen brauchen wir einen ideologiefreien und systemischen Blick auf eine Wirtschaftsweise, die es Landwirten ermöglicht, die Instrumente zu wählen, die sie in ihrer spezifischen Situation benötigen,“ sagt Peter R. Müller, Geschäftsführer Bayer CropScience Deutschland.

Christian Bogen, Projektleiter bei Bayer, konkretisiert den „Open Toolbox“-Gedanken: „Wir wollen nachhaltige Anbausysteme konkret und messbar machen, und darin auch unsere Beiträge für den integrierten und den ökologischen Anbau präsentieren – von Saatgut und Pflanzenschutz bis hin zu digitalen Lösungen.“

Die Versuche des Open Toolbox Projekts auf zwei Betrieben in Deutschland (Niedersachen und Brandenburg) vergleichen drei Anbausysteme: den konventionellen Anbau, den Anbau nach EU-Ökorichtlinie und eine Nullkontrolle, in der nur der Striegel und andere nicht-chemische Werkzeuge zur Anwendung kommen. Das Projektdesign folgt den konkreten Herausforderungen, mit denen die Landwirte das gesamte Jahr über konfrontiert sind: die Bodenvorbereitung, Unkraut-/Beikrautkontrolle über Herbizid und/oder Striegel, zeitliche Aspekte des Betriebsmitteleinsatzes, Auswirkungen der Technik, etwa driftreduzierende Spritzdüsen, u.v.m.. Ausgewertet und verglichen werden dabei die ökonomischen Aspekte Ertrag, Qualität, Produktionskosten, sowie Indikatoren für Bodengesundheit (Regenwürmer, Humus), Klima und Biodiversität (Laufkäfer, Feldrandhabitate).

Mittendrin dabei ist Vertriebsberater Christoph Georgi, der die Bayer Open Toolbox im Rahmen einer Masterarbeit von agronomischer Seite mitbetreut und auswertet. U.a. erfasst er mithilfe eines Citizen-Science Protokolls die Regenwürmer auf den Versuchsflächen. „Ich bin überzeugt, dass wir zeigen können: die Landwirtschaft ist Teil der Lösung im Klima- und Biodiversitätsschutz -vorausgesetzt, es stehen ihr alle Möglichkeiten zu Verfügung. Dazu kann auch der chemische Pflanzenschutz als ein Baustein beitragen.“

Je nach betrachtetem Aspekt (Ertrag, Klimaschutz, Biodiversität, Boden) und je nach Kombination der Werkzeuge werden sich für die verschiedenen Szenarien Unterschiede zeigen. So können Zielkonflikte herausgearbeitet werden (x lässt sich nur erreichen, in dem y schlechter abschneidet), aber auch Synergien. In der Konsequenz können Handlungsoptionen abgeleitet werden wie sich gezielt unterschiedliche Bereiche optimieren lassen (Beispiel: Klimaschutz). Das einzelne Feld und der Landschaftskontext entscheiden dabei individuell über die optimale Lösung.

„Der Open Toolbox-Ansatz gefällt mir“, urteilt Landwirt Wilhelm Bohnsack, Betriebsleiter des Selterhofs, der im ForwardFarming-Betriebsnetz eingebunden ist und der früher selbst ökologisch gewirtschaftet hat. „Die Kombination der besten Werkzeuge aus den unterschiedlichen Anbausystemen ist der einzige Weg, mit den großen Herausforderungen unserer Zukunft fertig zu werden.“

Einladung zum Dialog

“Das ForwardFarming Netzwerk mit seinen drei, in Kürze vier Betrieben bietet eine hervorragende Plattform, um eine offene Diskussion über Vor- und Nachteile verschiedener Pflanzenbausysteme anzustoßen. Wir freuen uns auf jeden, der Interesse hat, hieran teilzunehmen. Die ForwardFarms stehen allen Besuchern offen“, meint Karl Eschenbacher, Leiter Bayer ForwardFarming Deutschland.
1Holt A.R., Alix A., Thompson A. and L. Maltby. 2016. Food production, ecosystem services and biodiversity: We can't have it all everywhere. Science of The Total Environment Volume 573, 15 December 2016, Pages 1422-1429. https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2016.07.139
Bogen, C., Mayer, C., Davies, J., Ducrot, V. 2021. Key considerations to inform operational EU-specific protection goals: An example for non-target terrestrial plants. https://doi.org/10.1002/ieam.4420.
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