Eine Heimat in der Hecke

Windräder. Überall Windräder. Kaum etwas prägt die Landschaft rund um Nauen mehr als die 100 Meter hohen Rohrtürme und Rotoren der Stromerzeuger. Kein Wunder, denn hier im Landkreis Havelland bläst der Wind zwar nicht kräftig, dafür aber stetig. Eine Erfahrung, die auch Dirk Peters seit einigen Monaten auf seinem Hofgelände macht. Genauer gesagt, seit dem 23. Juli 2019. An diesem Tag brannten zwei große Scheunen aus DDR-Zeiten bis auf die Grundmauern ab. Der Grund: Brandstiftung. Ein Jahr später räumen Abrissbagger die letzten Reste ihrer Fundamente beiseite. Jetzt spürt man auf dem Hofgelände ganz deutlich, wozu diese Gebäude in den letzten Jahren gut waren: als Windschutz.

Auf einen gleichwertigen Schutz muss der Landwirt zwar noch eine Weile warten, aber der Anfang ist gemacht: eine L-förmige Hecke, 69 Meter lang und 1,5 Meter breit, soll diese Aufgabe in naher Zukunft übernehmen. Seit Anfang Juni wachsen auf seinem Gelände zweireihig zehn verschiedene heimische Sträucher wie Holunder, Tausendblütenstrauch, Weißdorn, Kornelkirschen, Ebereschen, Wildrosen, Brombeeren und Feldahorn. Sie sollen allerdings mehr als nur ein Windschutz sein. Peters Plan hinter dem Heckenprojekt: Die Gehölze besitzen einen hohen ökologischen Wert als sicheren Lebensraum für Insekten und Vögel. Sie bieten Nahrung, Brutplätze und Schutz vor allerlei Angreifern.

Sören Hobohm hat die Heckenanlage geplant. Der Geschäftsführer der Baumschule Nauen suchte nach den Vorgaben des Landwirts die Gehölze aus. Dabei berücksichtigte er auch, dass die Sträucher mit Trockenheit klarkommen müssen, denn auch in Brandenburg machen sich Klimaveränderungen bemerkbar.  

Anfang Juni rückte Hobohm mit sechs Mitarbeitern an und fand einen gut vorbereiteten Grund. Landwirt Peters hatte einen 1,50 Meter tiefen und ebenso breiten Graben ausgehoben und mit Mutterböden verfüllt. Dank dieser guten Vorarbeit konnte in rasantem Tempo gepflanzt werden. Nach nur drei Stunden standen zwei Meter hohe, langsam wachsende Gehölze wie Ebereschen in Reih und Glied neben niedrigen unscheinbaren Sträuchern, die in einem Jahr 40 bis 60 Zentimeter in die Höhe schießen und schnell zu stattlichen Exemplaren heranwachsen.

„Durch diese Auswahl wird hier in spätestens fünf Jahren eine perfekte Hecke stehen,“ sagt Experte Hobohm. Und er garantiert, dass diese so dicht sein wird, dass niemand mehr durchgehen kann.

Für einen Betrachter ist das im Moment allerdings nur schwer vorstellbar. Auf den ersten Blick sieht die Pflanzung derzeit wegen der großen Abstände der Gehölze reichlich dünn bewachsen aus. Doch das werde sich schnell geben, sagt Hobohm. Schon im nächsten Frühjahr werden die ersten Sträucher Blüten ansetzen. Die Kornelkirsche zum Beispiel. Bereits im Februar locken deren nektar- und pollenreiche Blüten Hummeln an. Es folgen die rahmweißen Blüten des schwarzen Holunders, im Mai blüht der Feldahorn, und bis in den August hinein macht der Tausendblütenstrauch seinem Namen alle Ehre und zieht unzählige Wildbienen an.

Im Sommer und im Herbst kommen die Vögel auf ihre Kosten.  Der Tisch ist dann gedeckt mit prallen Brombeeren, den roten, kleinen Steinfrüchten des Weißdorns und den äußerst beliebten Früchten der Eberesche. Die Wildrosen in der Hecke bieten auch noch im Winter mit ihren Hagebutten Nahrung für die Tiere.

Alles in allem ist Landwirt Peters mit seiner neuen Hecke heute schon sehr zufrieden. Sie ist ein weiterer kleiner Schritt hin zu seiner Vorstellung, wie heute ein landwirtschaftlicher Betrieb aussehen soll, in dem alle Bedürfnisse berücksichtigt werden: die des Menschen genauso wie die der Natur.