Turmfalken, Schleiereulen und Dohlen verlieren zunehmend ihre Heimat. Das liegt vor allem an Veränderungen in der Landwirtschaft und dem Verlust geeigneter Niststandorte. Um dem entgegenzuwirken, initiierten Landwirt Dirk Peters und Ornithologe Konrad Bauer auf der Agro-Farm das Projekt Nistkästen für Greifvögel.
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Agrar Magazin / ForwardFarming
Zeit dazu hat er genug: Bauer ist 72 und schon lange im Ruhestand. Für ihn ist die Arbeit im NABU weit mehr als die Freizeitbeschäftigung eines Rentners. Mit leuchtenden Augen erzählt er von den vielen Niststandorten, die erhalten oder neu eingerichtet werden konnten. So hat sich die Zahl der Nistkästen für Greifvögel im Osthavelland seit 2015 verfünffacht: von 35 auf über 170. Zugenommen haben auch die Brutorte von Schleiereulen: 2017 waren es noch fünf, zwei Jahre später bereits elf. Anstieg bei den Dohlen: von sechs auf neun, bei den Turmfalken von sechs auf acht.
Mit seiner Begeisterung und Expertise hat Konrad Bauer auch Dirk Peters beeindruckt. Deshalb holte ihn der Leiter der zweiten Bayer ForwardFarm zu sich nach Nauen – als Berater für die Ansiedlung der Vögel. Denn geeignete Standorte für Greifvögel sind nur schwer zu finden. „Dazu braucht man viel Erfahrung“, sagt Peters, „und ebenso viel Zeit.“
Turmfalken, Schleiereulen und Dohlen folgen von jeher dem Menschen. Fachleute sprechen deshalb auch von Kulturfolgern. Ihre Nistplätze suchen sie sich gern in Scheunen und Ställen. Früher jedenfalls. Heutzutage sucht man auf Höfen meist vergeblich nach Brutorten. Durch strenge Hygienebestimmungen wurden Stallungen gedämmt und dicht gemacht. Die Folge: Einflugöffnungen für Greifvögel gingen verloren. Verhängnisvoll wirkte sich auch das Abholzen alter Baumbestände aus: „Früher nisteten Turmfalken oft in verlassenen Krähennestern auf Bäumen oder in Baumhöhlen“, erklärt Bauer, „aber die findet man ja heute kaum noch.“
Sind die Greifvögel erst einmal verschwunden, wird es schwer, sie wieder anzusiedeln. „Das kann fünf bis zehn Jahre dauern“, weiß der Ornithologe. Sie kommen nur zurück, wenn das gesamte Umfeld stimmt – insbesondere das Nahrungsangebot. Für Schleiereulen und Turmfalken heißt das: Mäuse, Mäuse, Mäuse. Bis zu 3.000 verspeist allein eine Schleiereulenpaar im Laufe ihres Lebens. Dohlen sind dagegen längst nicht so wählerisch: Sie fressen alles.
Mäuse gibt es auf der Agro-Farm derzeit genug, aber leider keine Greifvögel. Dabei hatte das Nistkasten-Projekt sehr vielversprechend begonnen. Peters und Bauer hatten vier Brutkästen für Dohlen aufgehängt, dazu noch je einen Kasten für Turmfalken und Schleiereulen. Den höchsten Punkt der alten Scheune hatte sich Bauer dafür ausgesucht. Mit einer Hebebühne brachte er die hölzernen Kästen dort an, und prompt zog ein Turmfalkenpärchen ein und begann mit der Brut. „Wir alle hatten uns so über diese Nachricht gefreut“, erinnert sich Dirk Peters.
Doch die Freude währte nur kurz: Drei Wochen später war das Nest leer. Auch die Schleiereule, die ihren Nistkasten mehrfach begutachtet hatte, hinterließ nur ausgewürgte, unverdauliche Nahrungsreste aus Knochen und Haaren. Für den Ornithologen der Beweis, dass sie dort gewesen war.
Die Gründe? Bauer zuckt die Schultern. Vielleicht hatte ein Marder die Falkeneier gefressen. Vielleicht war das Einflugloch für die Schleiereule auf Dauer zu klein. Er wisse es einfach nicht. Aber er werde Kästen und Umfeld weiter beobachten, seine Schlüsse daraus ziehen und Veränderungen vornehmen. Irgendwann, da ist der Ornithologe sicher, werden Brutpaare einziehen. Und wenn die erst einmal erfolgreich ihren Nachwuchs aufgezogen haben, werden sie auch immer wieder kommen. „Denn Greifvögel sind treu“, sagt Bauer.
Bis es soweit ist, kann sich Dirk Peters immerhin an seinen Fledermäusen erfreuen. Die haben den Nistkasten angenommen und mittlerweile reichlich Nachwuchs in die Welt gesetzt.