Agrar Magazin / AgrarDialog

AgrarDialog

Peter R. Müller: „Drei Wünsche für 2022"

Am Anfang eines Jahres zu stehen löst in mir neben Motivation immer auch einen gewissen Respekt aus: in zwölf Monaten werde ich auf die jetzt noch vor mir liegende Zeit zurückblicken und dabei erkennen, welche Veränderungen sie mit sich gebracht hat. Was gut war und worüber ich mich gefreut habe. Was mir viel abverlangt oder was mich weitergebracht hat. (Meine Erfahrung zeigt: Das ist häufig dasselbe.)

Ich habe drei Wünsche für 2022 festgehalten, die mir zu dieser Zeit besonders am Herz liegen:

1. Mehr Innovation und Wissenschaft

Wir stehen in der Agrarbranche vor großen Herausforderungen. Um die gewaltigen Aufgaben lösen zu können - ich denke hier vor allem an Ernährungssicherung, Klimaschutz und Erhalt der Biodiversität - müssen wir tragfähige Konzepte entwickeln. Ich wünsche mir dafür ein politisches Klima, das die dafür notwendigen Innovationen und wissenschaftlich basierten Lösungen zulässt. Die Werkzeuge dafür sind in der Pipeline, z.B. moderne Pflanzenzüchtung, die Methoden des Carbon Farming oder die Digitalisierung. Ich wünsche mir mehr Begeisterung für Innovation und Fortschritt, damit neue Entwicklungen wie diese eine Chance haben.

2. Gesellschaftliche Anerkennung für die Leistungen unserer Landwirtschaft

Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen. Ich wünsche mir, dass unsere Landwirtinnen und Landwirte wieder mehr gesellschaftliche Akzeptanz und Wertschätzung erfahren. Ein derart anspruchsvolles Berufsbild, das ein solch hohes Maß an Qualifikation, Kompetenz, Leidenschaft und Hingabe erfordert, wie ich es unzählige Male in dieser Branche erleben durfte, hat Vorurteile und pauschale Vorwürfe einfach nicht verdient. Ganz im Gegenteil: durch diesen als ungerecht empfundenen Umgang ist eine zusätzliche, nicht zu unterschätzende Belastung für Landwirtinnen und Landwirte entstanden.
Auch die größte Leidenschaft kann an ihre Erschöpfungsgrenzen gelangen.
Mein ausdrücklicher Wunsch ist es, dass die Menschen, um die es vor allem geht, wenn von „der Landwirtschaft“ gesprochen wird, wieder mehr die Wertschätzung erhalten, die sie verdienen.

3. Rückkehr zu etwas mehr Normalität

Mit den letzten beiden Jahren liegt eine Zeit hinter uns, die uns allen viel abverlangt hat, beruflich und privat. Die sich immer wieder ändernde Corona-Lage erzeugt nach wie vor eine „Grundlage der Unverbindlichkeit“. Kurzfristige Planänderungen oder Absagen, Zusagen nur unter Vorbehalt oder der vielfach verwendete Zusatz: „Wenn Corona es zulässt“ – wir alle leben nun schon seit längerem mit solchen Einschränkungen. Die sind wichtig und notwendig, aber sie kosten auch Kraft. Wenn dazu noch gesundheitliche Sorgen und Belastungen kommen, ist das wirklich eine Ausnahmesituation.
Ich wünsche mir und jedem und jeder von Ihnen, dass uns in diesem Jahr einige unbeschwerte Momente und Erlebnisse für unsere Vor- und Umsicht belohnen und uns auf dem Weg zum Licht am Ende des Tunnels die Puste nicht ausgeht.


Haben Sie Wünsche für dieses Jahr? Und wie denken Sie über meine?

Herzliche Grüße
Ihr Peter R. Müller
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