Agrar Magazin / Politik

Herbizideinsatz im Herbst
Politik

Neue Studie: Was bringt eine Pflanzenschutzsteuer?

In der öffentlichen Diskussion wird seit Jahren immer wieder eine Steuer bzw. Abgabe auf Pflanzenschutzmittel gefordert. Man erhofft sich, den Einsatz dieser Mittel in eine gewünschte Richtung lenken zu können. In diese Debatte möchte sich Bayer mit einem konstruktiven Beitrag einbringen. Dafür wurde zunächst beim HFFA Research eine Studie in Auftrag gegeben, die Folgen einer Pflanzenschutzmittelsteuer analysieren sollte.
Die jetzt veröffentlichte HFFA-Studie ist sehr breit angelegt. Sie analysiert für verschiedene Szenarien bzw. Modellkalkulationen die Folgen einer Steuer bzw. Abgabe. In die Studie fließen Erfahrungen ein, die mit einer Abgabe in anderen Ländern wie z.B. Dänemark bereits gemacht wurden. Sie stellt die Frage nach der Ökonomie in der Wertschöpfungskette und beantwortet die Frage nach dem hohen Preis für bescheidene ökologische Effekte.

Dänemark macht bereits seit 1996 Erfahrungen mit der Pflanzenschutzmittelsteuer in verschiedensten Varianten. Seit 2013 hat jeder Wirkstoff auf der Basis eines sogenannten Pestizidbelastungsindex eine individuelle Steuer. Die Folge ist, dass für jedes Produkt ein spezifischer Steuersatz erhoben wird. Die Range beginnt mit durchschnittlich 47 Prozent für Fungizide und endet bei 136 Prozent für Insektizide. Im Schnitt liegt der Steuersatz in Dänemark bei 87 Prozent vom Nettopreis. Somit muss von einer Nahezu-Verdoppelung der Preise für Pflanzenschutzmittel gesprochen werden.

In einer Modellierung hat die Studie herausgearbeitet, in welchem Umfang die bedeutenden Acker- und Sonderkulturen in Deutschland durch eine Abgabe betroffen wären. In der Gesamtschau wird deutlich, dass trotz zum Teil sehr hoher Steuersätze von mehr als 100 Prozent nur kleine bis sehr kleine Reduktionspotenziale zu heben sind. Gleichzeitig verändert eine Steuer die betriebswirtschaftlichen Parameter negativ, und zwar erheblich.

Ernüchterndes Fazit

Die Erfahrungen in der Praxis zeigen, dass sich ein eindeutiger, kausaler Zusammenhang zwischen Steuer und Nachfragerückgang in nennenswerter Höhe nicht festgestellt werden kann. Landwirte sind auf Pflanzenschutzmittel angewiesen. Sie können nur in geringem Umfang auf die Preissteigerungen reagieren. Somit entfällt die gewünschte Lenkungswirkung, die ökologische Wirkung einer Steuer kann allenfalls rudimentär bezeichnet werden. Gleichzeitig ergeben sich jedoch massive negative ökonomische Folgen für jeden einzelnen Betrieb. Diese und andere Effekte einer Abgabe werden von den Befürwortern bislang völlig ausgeblendet. Abgaben führen in der besteuerten Region jedoch zu negativen Produktionsanreizen. Die Wertigkeit für die Ernährungssicherung wichtiger Kulturen sinkt. Ein rückläufiger Anbau dieser Kulturen erhöht den Importbedarf. Die Stellung Deutschlands auf den internationalen Agrarmärkten wird geschwächt.

Einer Abgabe bzw. Pflanzenschutzmittelsteuer sind also gewisse Lenkungseffekte nicht abzusprechen. Doch sie sind minimal und sehr teuer erkauft. Insgesamt steigen die Kosten für Landwirte. Da einzelne Produktionsverfahren unterschiedlich stark betroffen sind, kommt es zu strukturellen Änderungen in der Bodennutzung. Fruchtfolgeverengungen sind die Folge. Einziger Gewinner ist der Staat. Er kassiert die Steuer- bzw. Abgabebeträge.
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