Agrar Magazin / Resistenzmanagement

Ungrasmanagement im Ackerbau
Resistenzmanagement

Nachhaltig hohe Wirkungsgrade beim Ungrasmanagement im Ackerbau

Das Ungras- und Unkrautmanagement stellt Landwirte jedes Jahr vor Herausforderungen. Es gibt ein gewisses standorttypisches Unkrautpotenzial, mit dem der Landwirt rechnet. Jedoch etablieren sich auch vermehrt für den Standort meist neue Unkraut- und Ungrasarten, die z.B. über Erntetechnik, organische Dünger oder andere Wege eingeschleppt werden. Um den Acker nachhaltig frei von Konkurrenzpflanzen zu halten, bedarf es daher eines gesamtheitlichen Ansatzes. Hierbei spricht man in der Regel vom integrierten Ungras- und Unkrautmanagement, das sich aus allen pflanzenbaulichen, ackerbaulichen und chemischen Maßnahmen zusammensetzt.

Die gute fachliche Praxis stellt die Grundlage des Handelns im Ackerbau dar. Hierzu zählt unter anderem das Wissen über das Vorkommen der wichtigsten Ungräser und Unkräuter auf einem Standort. Nach dem Motto „kenne deinen Feind“ kann man so gezielt Strategien zur nachhaltigen Bekämpfung entwickeln.

Bedeutenden Ungräser und Unkräuter

Tabelle 1: Übersicht relevanter Ungräser und -kräuter und ihres Keimverhaltens
Tabelle 1: Übersicht relevanter Ungräser und -kräuter und ihres Keimverhaltens

Tabelle 1 zeigt einen Ausschnitt von bedeutenden Ungräsern und Unkräutern und deren bevorzugte Keimzeitpunkte. Bei den aufgezeigten Konkurrenzpflanzen wurden auch bereits Resistenzen bei verschiedenen Wirkstoffklassen festgestellt. Je nach Leitverunkrautung sollte man sich also grundsätzlich überlegen, welche Kultur zu dem Standort passt und ob in dieser Kultur das jeweilige Leitungras bzw. -unkraut ausreichend gut bekämpft werden kann. Hierzu zählen auch Aspekte des Keimzeitpunktes. Somit können z.B. Herbstkeimer bei einer Sommerung in der Regel mit der Bodenbearbeitung oder mit Roundup® im Frühjahr vor der Aussaat bekämpft werden.

Im Gegensatz dazu haben es Frühjahrskeimer schwerer, sich in einer gut entwickelten Winterung zu etablieren, da diese als Deckkultur schon unterstützt. Daher sollten im Optimalfall Winterungen und Sommerungen und damit vor allem Halm- und Blattfrüchte im Wechsel angebaut werden. Ein positiver Einfluss ergibt sich auch durch eine weite Fruchtfolge, da sich Unkräuter und Ungräser verschieden stark in den jeweiligen Kulturen etablieren können.

Bodenbearbeitung

Neben der Kultur spielt auch die Bodenbearbeitung eine sehr wichtige Rolle, da hierbei z.B. durch eine tief wendende Bodenbearbeitung die Samen oder auch bestockte Gräser untergepflügt werden. Für das Vergraben der Samen muss jedoch bedacht werden, dass dies i.d.R. nur funktioniert, wenn nicht jedes Jahr gepflügt wird, da ansonsten Samen aus dem Vorjahr wieder hochgepflügt werden und diese meist noch keimfähig sind.

Durch flache Bodenbearbeitung ist es dagegen möglich, Wurzeln abzuschneiden und die Pflanzen bei passender Witterung an der Oberfläche vertrocknen zu lassen. Eine flache Bodenbearbeitung bewirkt zudem, dass Unkrautsamen z.B. durch den Lichtreiz zum Keimen gebracht werden. Somit lässt sich durch ein „falsches Saatbeet“ ebenfalls das Auflaufpotenzial für die Folgekultur minimieren. Zudem spielt der Aussaatzeitpunkt eine wichtige Rolle. So haben Versuche gezeigt, dass sich z.B. der Auflauf von Weidelgräsern allein durch eine um zwei Wochen nach hinten verschobene Aussaat, bereits um mehr als 30% verringern lässt (siehe Bayer Weidelgrasversuch 2023, Standort Waldenburg - Nachzulesen im Artikel: Weidelgras-Verbreitung in Deutschland).

Ein Erfolg bei mechanischen Maßnahmen setzt jedoch passende Bearbeitungsbedingungen voraus, die sich je nach Bodenart, jahresbedingter Witterung und Bodenbearbeitungsgerät unterscheiden.

Wirkstoffklassen

Die Auswahl an Herbiziden je Kultur bietet einen weiteren Handlungspunkt. So sollte unbedingt darauf geachtet werden, welche Herbizide in welcher Kultur einsetzbar sind und ob sich damit das Leitungras bzw. Leitunkraut konsequent bekämpfen lässt. Hierbei ist es wichtig, die verschiedenen Wirkstoffklassen zu kennen, die zur Auswahl stehen. Je nach Kulturart gibt es mehrere oder gar sehr eingeschränkte Möglichkeiten der Wirkstoffauswahl. Je eingeschränkter hier die Möglichkeiten sind, desto eher muss man auf Wirkstoffklassen mit höherem Resistenzrisiko zurückgreifen. Dadurch wird ein nachhaltiger Bekämpfungserfolg der Leitungräser und -kräuter deutlich erschwert. Sowohl im Bereich der Ungräser als auch im Bereich der Unkräuter gibt es bereits Resistenzen bei verschiedenen Wirkstoffgruppen.

Wirkstoffwechsel

Neben allen nicht chemischen Aspekten, die es zu beachten gilt, spielt hier der Wirkstoffwechsel die entscheidende Rolle. Der mehrjährige Einsatz von Wirkstoffen der gleichen Wirkstoffklasse entwickelt sehr oft einen Selektionsdruck auf der Fläche und erhöht damit das Risiko für die Ausbildung bzw. Vermehrung (je nach Art der Resistenz) von Pflanzen mit Resistenzen auf bestimmte, oder im schlimmsten Fall (bei Kreuzresistenzen) sogar auf mehrere Wirkstoffklassen.

Nach Möglichkeit sollten grundsätzlich Herbizide mit Wirkstoffen aus Klassen bevorzugt werden, die eine geringe Anfälligkeit für Resistenzen haben. Beispiele wären hier Laudis® Aspect® im Mais oder Mateno® Duo mit Cadou® SC im Getreide.

Weitere gute Möglichkeiten des Wechsels von Wirkstoffklassen ergeben sich unter anderem im Raps mit dem Einsatz von Butisan (HRAC 15) und außerhalb der Vegetationszeit z.B. von Kerb Flo (HRAC 3) dann speziell zur Gräserbekämpfung. Wenn trotzdem auf Herbizide der Wirkstoffklassen HRAC 1 oder HRAC 2, welche besonders Resistenz gefährdet sind, zurückgegriffen werden muss, sollten diese nach Möglichkeit (z.B. im Mais mit Aspect®) noch mit anderen Herbiziden kombiniert werden. In jedem Fall sollten dabei jedoch die im nächsten Abschnitt beschriebenen Punkte befolgt werden.

Beispiele von Produkten und deren Wirkstoffklassen

Tabelle 2: Beispiele von Herbiziden nach Wirkstoffgruppen je Kultur; *Kombination zweier Wirkstoffgruppen
Tabelle 2: Beispiele von Herbiziden nach Wirkstoffgruppen je Kultur; *Kombination zweier Wirkstoffgruppen

Anwendung und Einsatzzeitpunkt

Neben dem Wechsel der Wirkstoffklassen spielt die richtige Anwendung der Herbizide eine sehr große Rolle. Generell sollten Aufwandmengen nicht reduziert werden, da so Pflanzen selektiert werden, die in der Lage sind, den entsprechenden Wirkstoff schneller zu metabolisieren (abzubauen). Dies führt stückweise zur Resistenzausbildung („shifting“).

Nach Möglichkeit sollten z.B. Getreideherbizide wie Atlantis® Flex oder Incelo® Komplett mit AHL oder SSA kombiniert werden, wodurch sich der Wirkungsgrad vor allem bei beginnender metabolischer Resistenz um 6-7%* erhöhen lässt.

Außerdem sollte ein großes Augenmerk auf den Einsatzzeitpunkt gelegt werden, da ein hoher Wirkungsgrad eine rechtzeitige Behandlung voraussetzt. Größere und weiter entwickelte Ungräser und Unkräuter sind nämlich in den meisten Fällen schwieriger zu bekämpfen. Versuche zeigen immer wieder, dass sich z.B. beim frühen Einsatz von Atlantis® Flex der Wirkungsgrad bei der Ackerfuchsschwanzbekämpfung um bis zu 11%** gegenüber der späten Anwendung steigern lässt. Die ausreichend hohe Aufnahme des Wirkstoffs in der Pflanze bedarf außerdem einer Luftfeuchtigkeit von mindestens 60%.

Erfolgreiches Unkrautmanagement

Wenngleich die Herausforderungen aufgrund von Witterung, Verlust von Wirkstoffen und sich ausbreitenden Problemungräsern nicht weniger werden, gibt es nach wie vor Möglichkeiten erfolgreich Ackerbau zu betreiben. Wichtig ist es, allen hier genannten Aspekten Beachtung zu schenken, um auch langfristig ein erfolgreiches Unkrautmanagement zu betreiben.

siehe Vortrag Bernhard Meyer, Bayer,  „digit. WV Resistenz Gräser 15.02.2024“

**siehe Versuchsplan 923, AELF Ansbach, Aussaat 8.10.2020

Bayer Seminis De Ruiter
Jetzt registrieren

Premeo

Unser Prämienprogramm, Ihr Vorteil.
Mit unserem Premeo-Treueprogramm beim Kauf von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut Punkte sammeln und viele attraktive Prämien sichern.

Services

Zugriff zu personalisierter Beratung, Premium Wetter und dem Herbizid Fruchtfolgeberater

Mehr erfahren