Agrar Magazin / Resistenzmanagement

Weidelgras
Resistenzmanagement

Weidelgras – Verbreitung in Deutschland

In immer mehr Getreideanbauflächen macht sich Weidelgras breit – dadurch entwickelt sich das Ungras in einigen Regionen Deutschlands zu einem schwer bekämpfbaren Problem. In Befallsgebieten müssen Landwirte im schlimmsten Fall mit Ertragsausfällen und erschwerten Erntebedingungen rechnen.

Dieser Artikel zeigt Ihnen:

- wie man Weidelgras bestimmt

- wie man Weidelgras bekämpfen kann

- die Verbreitung von Weidelgras

- gleich 2 Podcastfolgen zum Thema "Weidelgras bekämpfen"

-  Video: Integrierte Bekämpfung von Weidelgras

- aktuelle Forschung an zwei neuen Versuchsstandorten.


Weidelgras erkennen

Die Bestimmung verschiedener Gräserarten ist nicht immer einfach. Lesen Sie nachfolgend, welche Unterscheide zwischen Deutschem Weidelgras und dem weit verbreitetem Welschem Weidelgras zu finden sind:

Deutsches Weidelgras (Lolium perenne)

Deutsches Weidelgras ist ein ausdauerndes, mehrjähriges Ährengras mit Rhizomen und wurzelnden Seitentrieben. Es besitzt Horste stets mit nicht blühenden Trieben und wird 20-50 cm hoch.

Das sind die typische Merkmale von deutschem Weidelgras:

Anders als bei Agropyron repens sitzen, wie bei allen Lolium-Arten, die Ährchen mit der Schmalseite an der Spindel. Ausdauernde Pflanze (im Gegensatz zu Lolium multiflorum).
Jungpflanze: Blätter oberseits gerieft, Unterseite glänzend.
Halme: Wuchs aufrecht.
Blätter: Dunkelgrün, Unterseite glänzend, kahl; Oberseite gerieft. Blattscheide offen; Blattöhrchen kurz und abstehend; Blatthäutchen sehr kurz und durchsichtig; jüngstes Blatt gefaltet.
Blüten: Ährchen stehen wechselständig und mit der Schmalseite an der Spindel. Deckspelze im Gegensatz zu Lolium multiflorum unbegrannt.
Blütezeit: Mai-Juli

Deutsches Weidelgras

Früchte: Frucht mit Vorspelze fest verwachsen, länglich, gelblich-braun.
Vermehrung: Durch Samen, aber auch durch verlängerte Wurzelstockglieder (keine Stolonen).
Lebensdauer der Samen: Ca. 4 Jahre
Vorkommen: Getreide, Kartoffeln, Rüben und Raps.


Welsches Weidelgras (Lolium multiflorum)

Diese Weidelgrasart bevorzugt Standorte, mit  lehmig und tonigem, alkalischem Boden. Es ist Stickstoff liebend und die Hauptkeimzeit ist das Frühjahr.
Welsches Weidelgras ist nicht ausdauernd wie Lolium perenne, sondern ein- bis zweijährig, horstbildend und 30-60 cm hoch.
Im Gegensatz zu Agropyron repens sitzen, wie bei allen Loliumarten, die Ährchen mit der Schmalseite an der Spindel.

Welsches Weidelgras

Jungpflanze: Blätter oberseits gerieft, Unterseite glänzend.
Halme: Wuchs aufrecht oder ausgebreitet.
Blätter: Blattgrund mit kurzem, durchsichtigen Blatthäutchen und mit schmalem abstehendem Blattöhrchen. Blattspreiten kahl, zugespitzt, unterseits stark glänzend; jüngstes Blatt gerollt.
Blüten: Ährchen mehrblütig; Deckspelze begrannt (bei Lolium perenne unbegrannt).
Blütezeit: Mai-Juli
Früchte: Hüllspelze meist kürzer als das Ährchen.
Vermehrung: Ausschließlich durch Samen.
Lebensdauer der Samen: Ca. 4 Jahre
Vorkommen: Getreide, Kartoffeln, Leguminosen, Rüben und Raps.

Podcastfolgen zum Weidelgras - Gleich reinhören:

Im diesen beiden Podcastfolgen von "Säen & Hören" spricht Thomas einmal mit Vertriebsberater Wolfgang Jerebic und auch mit Dr. Johannes Herrmann von Agris24 über Deutsches und Welsches Weidelgras, warum es sich immer mehr ausbreitet und worauf Landwirte bei der Bekämpfung von Weidelgras achten sollten.
Unser Gast kennt sich aus: Er ist Geschäftsführer von Agris42, wo er sich intensiv mit Herbizidresistenzen beschäftigt und auch Resistenztest für Landwirte anbietet.

Wie bekämpft man Weidelgras?

Die chemische Wirkstoffpalette, um das Unkraut zu bekämpfen, ist begrenzt.  Wie bei den bekannten Leitungräsern Ackerfuchsschwanz und Windhalm, gilt auch hier, eine Resistenzbildung durch ein integriertes Unkrautmanagement zu vermeiden und dadurch die Verbreitung des Weidelgrases auf der Fläche zu verhindern.
Weidelgras
Die Vermehrung von Weidelgras macht deutlich: Landwirte sollten ihre Kulturen intensiv beobachten – und präventiv handeln. Speziell auf Anbauflächen, auf denen sich Weidelgras bisher noch nicht oder nur geringfügig ausgebreitet hat. Nur so bleiben die Böden frei vom Ungras und Resistenzen können sich nicht entwickeln. Doch auch bereits betroffene Gebiete müssen entsprechend behandelt werden, um zu verhindern, dass sich das Ungras weiter vermehrt.

Viele Weidelgraspopulationen weisen bereits eine Resistenz gegenüber der gängigen Frühjahrsherbizide aus der Gruppe der ALS- und ACCase-Inhibitoren auf. Daher ist die Kenntnis über den Resistenzstatus auf der Fläche wichtig, um die Bekämpfungstrategie sinnvoll planen zu können.

Das bedeutet auch, dass das Problem der Ungrasverbreitung - besonders der resistenten Pflanzen - nicht allein von Herbiziden gelöst werden kann.

„Um Weidelgras effektiv zu kontrollieren, sollte ein optimierter Herbizideinsatz mit ackerbaulichen Maßnahmen kombiniert werden“ – sagt unser Herbizid-Experte Dirk Kerlen. „Eine gute Aussaatvorbereitung ist das A und O – mittels anständiger Bodenbearbeitung durch Pflug und Grubber sollte Altverungrasung vorab bekämpft werden. Samenbürtig auflaufendes Weidelgras kann dann im Herbst gut durch Bodenherbizide bekämpft werden. Auch der Zeitpunkt der Aussaat ist sehr wichtig - ein später Saattermin kann den Ungrasdruck im Boden stark reduzieren. Helfen kann zudem eine breite Fruchtfolge – vor allem der Wechsel zwischen Winterungen und Sommerungen.

Effekte der integrierten Bekämpfung von Weidelgras

Jule Vorholzer zeigt Beobachtungen zur Auswirkung von Aussaatzeiten und differenzierter Bodenbearbeitung vom Weidelgras-Standort Waldenburg (Sachsen)

00:02:37

    TIPP: Da Weidelgras gleichzeitig mit dem Getreide zur Samenreife kommt, ist es besonders wichtig, die Verschleppung zwischen Flächen zu vermeiden, sprich, den Mähdrescher gründlich zu reinigen, wenn zuvor eine Fläche mit Weidelgrasbesatz beerntet wurde.

    In welchen Regionen tritt Weidelgras auf?

    Bayer-Berater haben im Jahr 2021 speziell die deutschlandweite Weidelgras-Population beobachtet. Besonders eindrucksvoll ist der Vergleich der Verbreitung in 2018 gegenüber 2021 im Osten Deutschlands. Übersichtskarten für jede Region geben einen detaillierten Überblick über die Verbreitung des Ungrases in den einzelnen Landkreisen. In der folgenden Übersicht finden Sie PDFs zu jeder Region zum Download.

    Deutschlandweit

    Die Deutschlandkarte zum Weidelgrasbefall (PDF) zeigt, wo die Verbreitung am stärksten ist.

    Weidelgras - Befallenen Getreideflächen in Deutschland
    Übersicht Weidelgras

    Deutschlandweit breitet sich Weidelgras in Getreideflächen aus. Jede Region bringt in der Bekämpfung eigene Herausforderungen.

    Baden-Württemberg

    Laden Sie sich die Übersicht herunter:

    Weidelgrasbefall in Baden-Württemberg als PDF

     

     
     

     

     

    Bayern

    Laden Sie sich die Übersicht hinunter:

    Weidelgrasbefall in Bayern als PDF

    Brandenburg/Berlin

    Laden Sie sich die Übersicht herunter:

    Weidelgrasbefall in Brandenburg/Berlin als PDF

     

    Hessen

    Laden Sie sich die Übersicht herunter:

    Weidelgrasbefall in Hessen als PDF

     

    Mecklenburg-Vorpommern

    Laden Sie sich die Übersicht herunter:

    Weidelgrasbefall in Mecklenburg-Vorpommern als PDF

    Niedersachsen/Bremen

    Laden Sie sich die Übersicht herunter:

    Weidelgrasbefall in Niedersachsen/ Bremen als PDF

     

    Nordrhein-Westfalen

    Laden Sie sich die Übersicht herunter:

    Weidelgrasbefall in NRW als PDF

     

    Rheinland-Pfalz/Saarland

    Laden Sie sich die Übersicht herunter:

    Weidelgrasbefall in Rheinland-Pfalz/Saarland als PDF

     

    Sachsen

    Laden Sie sich die Übersicht herunter:

    Weidelgrasbefall in Sachsen als PDF

     

    Sachsen-Anhalt

    Laden Sie sich die Übersicht herunter:

    Weidelgrasbefall in Sachsen-Anhalt als PDF

     

    Schleswig-Holstein/Hamburg

    Laden Sie sich die Übersicht herunter:

    Weidelgrasbefall in Schleswig-Holstein/Hamburg als PDF

     

    Thüringen

    Laden Sie sich die Übersicht herunter:

    Weidelgrasbefall in Thüringen als PDF

     

    Versuche zum Weidelgras

    In einem integrierten Ansatz wurde an zwei Versuchs-Standorten (Falkenberg in Sachsen und  Waldenburg in Bayern) die Bekämpfung von Weidelgras über ackerbauliche Maßnahmen in Kombination mit Herbiziden untersucht. Unter anderem wird der Effekt verschiedener Aussaattermine und Bodenbearbeitungsstrategien betrachtet.

    Standort Waldenburg

    Weidelgrasversuchsfläche in Waldenburg

    Waldenburg - Saat

    Waldenburg - Material und Methoden

     

    Standort Falkenberg

    Weidelgrasversuchsfläche in Falkenberg

    Falkenberg - Saat

    Falkenberg Methoden

     

     

     

    Erkenntnisse auf den Standorten

    Reduktion des Ungrasbesatzes
    Reduktion des Ungrasbesatzes

    Zusammenfassend lassen sich schon jetzt für beide Weidelgras-Standorte folgende Erkenntnisse ableiten: In beiden Versuchen hatte der Aussaattermin eine signifikante Auswirkung auf die Reduktion des Weidelgras-Besatzes. Zudem konnte ohne den Einsatz von Glyphosat Altverungrasung trotz intensiver Bodenbearbeitung nicht zu 100 % bekämpft werden – auch die Bodenherbizide erfassen diese Pflanzen nicht vollständig. Um das Weidelgras bei den dominanten Besatzstärken an beiden Standorten zu kontrollieren, war ein erheblicher Einsatz von Herbiziden erforderlich. Auch die Kenntnis des Resistenzstatus ist äußerst wichtig, da sich die Analyseergebnisse im Feld auf beiden Standorten bestätigten.

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