Agrar Magazin / Biodiversität

Blühstreifen am Maisfeldrand
Biodiversität

Biodiversitätsverluste mindern – Neue Forschungskooperation für drängende Fragen

Der Verlust an biologischer Vielfalt weltweit ist die drängendste und gleichzeitig die am meisten unterschätzte Herausforderung der heutigen Zeit, neben dem Klimawandel. Die Landwirtschaft ist direkt betroffen und braucht vor allem in der Umsetzung klimaresilienter, biodiversitätsfördernder Anbausysteme Unterstützung. Dass hier fächerübergreifend gedacht werden muss, liegt auf der Hand. Bayer hat in diesem Zusammenspiel seinen festen Platz und geht eine neue Forschungskooperation mit der ETH Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich) und dem International Food Policy Research Institute (IFPRI) ein. Ziel ist es herauszufinden, wie Landwirtschaft Teil der Lösung des weltweiten Problems des Biodiversitätsverlustes sein kann.

Die Forschungskooperation hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, praktikable Lösungen für die Landwirtschaft zu identifizieren, die dem Verlust von Biodiversität in der Landwirtschaft entgegenwirken. Die Kooperation vereint Kenntnisse aus Wissenschaft, Industrie und Politik in den Bereichen Landwirtschaft und Ökosystemmanagement. Unterstützt werden die Kooperationspartner ETH und IFPRI von einer Reihe weiterer Forschungspartner aus Deutschland (ZALF - Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung), den USA (Iowa State University, University of Maryland), Brasilien (University of São Paulo) und Frankreich (INRA). Maßgeblich finanziert wird das Forschungsprojekt von Bayer, denn wir sind sehr an der Lösung dieser Herausforderungen unserer Kunden, der landwirtschaftlichen Betriebe, interessiert.

Der Fokus liegt auf den Kulturen Weizen, Mais und Soja. "Die Landwirtschaft macht rund die Hälfte der weltweiten Landfläche aus und ist daher in einer erstklassigen Position, um einen Großteil der biologischen Vielfalt, die wir verloren haben, wiederherzustellen", so Jaboury Ghazoul, Professor für Ökosystemmanagement an der ETH Zürich. "Dazu müssen wir Wissenschaftler:innen eng mit Landwirt:innen, politischen Entscheidungsträger:innen und weiteren Akteuren aus der Agrar- und Lebensmittelindustrie zusammenarbeiten, um neue landwirtschaftliche Ansätze zu entwickeln, die Umweltvorteile bringen und gleichzeitig eine qualitativ hochwertige Nahrungsmittelproduktion sowie wettbewerbsfähige  Einkommen für die Landwirtschaftsbranche sicher stellen."

Julia Koebele Portrait
Biodiverse Anbausysteme erproben wir bereits auf unseren ForwardFarms in Deutschland. So laufen u.a. Versuche zu Extensivgetreide mit blühender Untersaat, Gemengeanbau im Mais und ab Herbst 2021 auch Mikroblühstreifen im Mais. Keines der Systeme läuft heute optimal – es ergeben sich Fragen bei der Aussaat, bei der Regulierung des Unkrautdrucks und bei der Ernte, auf die wir gemeinsam mit Landwirten und Partnern aus Wissenschaft und Naturschutz Antworten finden möchten.
Julia Köbele, Biodiversitäts-Expertin bei Bayer

Innovationen und neue Technologien spielen in diesen neuen “Systemen” eine wichtige Rolle, damit zukünftig biodiversitätsfördernde Geschäftsmodelle entstehen, die den landwirtschaftlichen Betrieben auch einen wirtschaftlichen Mehrwert garantieren.

“Das übergeordnete Ziel der Maßnahmen muss ein Gleichgewicht aus Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sein. Deswegen werden die Landwirte direkt eingebunden – auf neudeutsch nennt man das Co-Kreation", erklärt Bärbel Hundt, Nachhaltigkeitsexpertin bei Bayer.

In der ersten Phase der Forschungskooperation soll zunächst der Status Quo – mit allen derzeitigen Herausforderungen und Risiken – ermittelt werden, um einen Ausgangspunkt für die Entwicklung entsprechender Lösungen definieren zu können.

Das Forschungsprojekt wird, gemeinsam mit Landwirt:innen u.a. folgende Fragen betrachten:

  • Welche Möglichkeiten gibt es im Ackerbau zum Schutz der Biodiversität, z.B. durch den Erhalt und die Schaffung von Lebensräumen, und zum Aufbau von Resilienz gegen den Klimawandel?
  • Wo liegen die Hot-spots intensiver Anbausysteme, die zu ausgeräumten, strukturarmen Landschaften führen, in denen das Potential einer Steigerung von Biodiversität durch neue Ansätze am größten sein könnte?
  • Welche Möglichkeiten zur Generierung von Einkommen für Landwirte durch den Schutz von Biodiversität bestehen oder welche sind denkbar?

Im Rahmen des Projekts werden kontinuierlich Landwirt:innen eingebunden, um die praktische Durchführbarkeit wissenschaftlich gewonnener Erkenntnisse zu prüfen und zu validieren.

"Biodiversität ist entscheidend für die Ökosystemleistungen, auf die wir alle für unsere Gesundheit, unsere Lebensgrundlagen und sogar unser geistiges Wohlbefinden angewiesen sind", sagt Wei Zhang, Senior Research Fellow bei IFPRI. "Die Unterstützung dieser Ökosystemleistungen und die Produktion von gesunden Lebensmitteln in ausreichender Menge für eine wachsende Weltbevölkerung erfordert einen solchen gemeinsamen Ansatz auf wissenschaftlicher Basis. Es müssen Lösungen gefunden werden, mit denen sich landwirtschaftliche Systeme zum Nutzen von Landwirt:innen, Verbrauchern und der Umwelt verbessern lassen."

Wir werden regelmäßig über die Fortschritte des Forschungsprojektes berichten und freuen uns, einen Beitrag zur Vereinbarung von Landwirtschaft und Biodiversitätsförderung leisten zu können.

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