Agrar Magazin / Biodiversität

Agrargespräch Biodiversität
Biodiversität

Biodiversität schützen - warum es sich lohnt

Biodiversität ist der notwendige Puffer für das Überleben der Landwirtschaft – so lässt sich die Motivation beschreiben, mit der Bayer ForwardFarmer und Kooperationsbetriebe zusammen mit Bayer auf ihren Flächen die verschiedensten Maßnahmen testen und weiterentwickeln – im Feld und daneben. Insbesondere in Zeiten des zunehmenden Klimawandels mit Starkregenereignissen und Trockenperioden und dadurch bedingter Erosion und dem Verlust von Bodenfruchtbarkeit ist das Auseinandersetzen mit Fragen wie "Welche Maßnahmen passen zu meinem Betrieb?" und "Was bringen die Maßnahmen?" zum Selbstzweck geworden: er sichert Existenzen.

Biodiversität schützen - warum es sich lohnt

Mit der Initiative Bayer ForwardFarming möchte Bayer gemeinsam mit Landwirten, Naturschutzorganisationen und vielen anderen Partnern zeigen, wie nachhaltige Landwirtschaft für unterschiedliche Betriebsgrößen, Produktionsweisen&Anbausysteme und in verschiedenen Naturräumen umgesetzt werden kann. Dabei kommen innovative und praxisorientierte Ansätze zusammen. Der Schutz der Biodiversität ist dabei von großer Bedeutung – er trägt dazu bei, dass die Landwirtschaft besser mit den Auswirkungen des Klimawandels, wie Trockenperioden oder Starkregenereignissen umgehen kann.

Was genau ist Biodiversität - und wieso ist sie so wichtig?

Schon die Bezeichnung Bio - Diversität zeigt, dass unsere Ökosysteme hochkomplex und artenreich sind. Obwohl längst nicht alle entdeckt wurden, sind bis heute weltweit über 2 Millionen verschiedene Organismenarten bekannt – die Hälfte davon sind Insektenarten. Stirbt eine Art aus, kann dies unter Umständen dramatische Folgen für das gesamte Ökosystem haben. Die „Rote Liste“ der internationalen Naturschutzunion (IUCN) zeigt jährlich, welche Tier- und Pflanzenarten weltweit gefährdet sind. Anhand dieser Liste wird kontinuierlich und kritisch beurteilt, wie es um die Artenvielfalt steht. Die Artenvielfalt bildet, neben der genetischen Vielfalt innerhalb der Arten und der Vielfalt der Ökosysteme all das, was man unter Biodiversität versteht.
Als wichtigste Treiber für den Verlust von Biodiversität wurde der Verlust von Lebensräumen durch Landnutzungsänderungen identifiziert. Die Landwirtschaft als größter Flächennutzer in Deutschland kann deswegen einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Arten und Ökosystemen leisten.

>> Julia forscht nach: Warum brauchen wir Biodiversität?

Was ist das Ziel?

Ziel der Anstrengungen von Bayer, gemeinsam mit Landwirtschaft und Naturschutz, ist es durch die Umsetzung verschiedener Maßnahmen:

  •  mehr Struktur in die Landschaft (zurück-) bringen.
    So können diverse Lebensräume für Arten mit sehr unterschiedlichen Ansprüchen geschaffen werden. Ziel ist es auch große Schläge zu unterbrechen. Wichtige Maßnahmen sind Hecken, mehrjährige Blühflächen, Insektenwälle oder Beetle Banks, Brachflächen und alles, was über- und mehrjährig wieder Struktur in die Landschaft bringt. Die Landwirtschaft profitiert durch Effekte wie Erosionsschutz, Durchwurzelung und Bodenruhe, sowie Nützlings- und Bestäuberförderung.
  • mehr Diversität in der Landschaft zu schaffen.
    Das hilft dem Biodiversitätsschutz, aber auch der Widerstandsfähigkeit von Betrieben in Zeiten des Klimawandels. Wichtige Maßnahmen sind die Erweiterung von Fruchtfolgen, die Integration neuer Früchte in die Fruchtfolgen, und produktionsintegrierte Maßnahmen – oder, wie wir es nennen - biodiverse Anbausysteme. Bayer testet hier unter anderem die Weite Reihe mit Untersaat im Winterweizen, den Gemengeanbau (wie Mais mit Stangenbohne) und in die Kultur integrierte Blühstreifen, z.B. im Mais.
    Die Landwirtschaft profitiert durch die Vermeidung von Resistenzproblematiken, die Unterbrechung der „Schädlingskorridore“ und die Nützlingsförderung.
    Dass produktive Landwirtschaft und Biodiversitätsschutz kein Gegensatz sind, zeigen auch aktuelle Ergebnisse der Universität Göttingen: So sind laut den Autoren „ein landschaftliches Mosaik aus natürlichen Lebensräumen und kleinräumigen und vielfältigen Anbauflächen sowohl in der konventionellen als auch in der ökologischen Landwirtschaft der Schlüssel, um Artenvielfalt großflächig zu fördern.

Für den konkreten Biodiversitätsschutz stellt sich in der Praxis die Frage: Welche Arten sollen geschützt werden?

Eine Orientierung für Biodiversitätsmaßnahmen in Deutschland geben die sogenannten Indikatorarten, die im Zuge der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt wurden. Sie dienen als Maßstab, um Aufschluss über die Nachhaltigkeit von Artenvielfalt und Landschaftsqualität zu geben. Zu den Indikatorarten gehören neben einigen lokalen Vogelarten vor allem Insekten wie Wildbienen, Falter oder Schwebfliegen.
Julia Koebele Portrait
Wenn sich sichtbare und zählbare Erfolge einstellen, wird jeder merken, wie viel Spaß Biodiversität machen kann. Es müssen nicht immer komplexe Maßnahmen sein – viel wichtiger ist die Wahl des besten Standorts und die Vernetzung der Maßnahmen im Betrieb und darüber hinaus.
Julia Köbele, Biodiversitäts-Expertin bei Bayer

Jeder (Betrieb) kann Biodiversität schützen

Für jede Betriebsgröße und landschaftliche Gegebenheit gibt es geeignete Biodiversitätsmaßnahmen, die sich auf der Betriebsfläche umsetzen lassen. Die Auswahl ist groß – vom Staudengarten im Hof über Nisthilfen für Vögel und Insekten über Blühstreifen und Vieles mehr.

„Wenn sich sichtbare und zählbare Erfolge einstellen, wird jeder merken, wie viel Spaß Biodiversität machen kann“, ist die Erfahrung der Bayer-Biodiversitätsexpertin Julia Köbele. „Es müssen nicht immer komplexe Maßnahmen sein – viel wichtiger ist die Wahl des besten Standorts und die Vernetzung der Maßnahmen im Betrieb und darüber hinaus.“

Gerne stehen wir Ihnen bei der Wahl der für Ihren Betrieb geeigneten Maßnahmen und deren Vernetzung beratend zur Seite. Denn eine sinnvolle Vernetzung der Maßnahmen erhöht deren Nutzen.
Bayer möchte alle, die die Möglichkeit haben etwas zur Förderung der Biodiversität beizutragen, dazu ermutigen. Als Anregung stellen wir nachfolgend die Top-Maßnahmen vor, die auch auf den Bayer ForwardFarms umgesetzt werden. Wir teilen unsere Erfahrungen, wissenschaftliche Ergebnisse der Maßnahmenauswertungen und geben Tipps und Tricks zur richtigen Anlage an die Hand.
Für weitere Informationen und nützliche Hinweise zu diesen und weiteren Maßnahmen empfehlen wir außerdem einen Blick in den AgrarNatur-Ratgeber von DBU und der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft.

Die Mischung macht's - Blühflächen

Blühfläche

Blühflächen sind mittlerweile eine bekannte und bewährte Maßnahme, um verschiedene Artengruppen zu fördern. Blühfläche ist nicht gleich Blühfläche. Zwar handelt es sich dabei fast immer um streifenförmige Einsaaten blütenreicher Pflanzenbestände, doch das richtige Management ist maßgeblich für die Effektivität der Maßnahme.

>> Tipps und Tricks zur Anlage

Schutz für Käfer: Insektenwall

Insektenwälle (Käferbänke) sorgen für einen Zugewinn an Artenvielfalt. Die in England ursprünglich für den Rebhuhnschutz entwickelte Maßnahme trägt dazu bei, Struktur in die Landschaft zu bringen und damit wichtigen Lebensraum zu schaffen, ohne den Ackerbau zu behindern. Im Gegenteil: er profitiert von den Nützlingen.


>> Tipps und Tricks zur Anlage

Weite Reihe mit blühender Untersaat

Eine weitere Maßnahme zur Unterstützung von Vögeln ist die Weite Reihe (auch: Extensivgetreide) mit blühender Untersaat. Nicht nur die Bodenfruchtbarkeit kann durch die blühende Untersaat verbessert werden, auch die Artenvielfalt im Acker wird durch die blühende Pracht positiv beeinflusst.

>> Tipps und Tricks zur Anlage

Lebensraum für Vögel: Feldlerchenfenster

Nicht nur Insekten, sondern auch Vögel profitieren von verschiedenen Biodiversitätsmaßnahmen. Während die zuvor genannten Maßnahmen das Nahrungsangebot für Vögel erhöhen, eignen sich unterstützende Maßnahmen wie das Feldlerchenfenster als Bruthabitat. Lerchenfenster sind freie Bereiche im Feld und werden durch kurzes Anheben der Sämaschine während der (Getreide)Aussaat angelegt. So wird ein Landeplatz für die Feldlerche geschaffen, die als Bodenbrüter dann im Getreide am Rand des Fensters nisten. Aber auch andere Vögel, wie das Rebhuhn und auch Feldhasen profitieren von der Maßnahme.

>> Tipps und Tricks zur Anlage

Ein Zuhause für Insekten: Erdhügel und Steilkante

Zwei Drittel der in Deutschland heimischen Wildbienen brüten im Boden. Das sind 550 Arten. Ergänzend zu den klassischen Insektenhäusern müssen also auch hier zusätzliche Maßnahmen als Nisthilfen, zum Beispiel in Form von offenen Rohbödenstellen und Erdhügel, angelegt werden. Durch Bodenruhe und die guten mikroklimatischen Bedingungen werden unter anderem grabende Solitärbienen unterstützt. Auch auf die vielen unterirdisch nistenden Hummelarten gibt es nachweislich positive Effekte.

>> Tipps und Tricks zur Anlage

Erfolgsrezept: Maßnahmen kombinieren

Auf der ForwardFarm Agro-Farm GmbH Nauen in Brandenburg wurde durch die Kombination der Maßnahmen Blühstreifen und Nisthilfen eine sehr positive Entwicklung der Artenzahlen von Wildbienen erreicht: Seit 2017 konnten insgesamt 96 Arten nachgewiesen werden, darunter 19 Rote-Liste Arten, wie die Stängel-Blattschneiderbiene, die Glattrandrige Zwergsandbiene, die Blutbiene oder die Wespenbiene. Sie wurden ausschließlich auf den Blühflächen beobachtet.

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